Ein neues, einträchtiges Herz, das nicht mehr aus Stein, sondern aus Fleisch ist, möchte der Herr uns schenken, damit wir nach Seinen Geboten und Weisungen wandeln. Das ist etwas anderes als die Gesetzestreue der Pharisäer, die zwar die Gebote sehr gut kannten und sich bemühten, alle Weisungen Gottes einzuhalten, doch keine wirkliche, keine lebendige Beziehung zu Gott hatten: Eine solche Gesetzestreue macht bürokratisch, spießig, kleingeistig und schaut auf die eigenen Verdienste und meint, sich durch sie den Himmel verdienen zu können. Wer aber von Gott ein neues Herz und einen neuen Geist geschenkt bekommen hat, weiß, dass er von der Gnade Gottes abhängt und sich niemals selbst den Himmel verdienen kann; zugleich ist die Beziehung zu Gott mit dem neuen Geist und dem neuen, fleischernen Herzen lebendig: Es ist eine Vater-Kind-Beziehung entstanden.
Im Gegensatz zu einem steinernen Herzen, das kalt und hart ist, zeigt das fleischerne Herz Gefühle, Liebe. Die Motivation, etwas Gutes zu tun, ist damit eine andere: Es geschieht nicht mehr aus Pflicht oder gar aus Berechnung, sondern aus der Liebe zu Gott und den Menschen heraus. Das, was man lediglich als seine Pflicht ansieht, macht man mechanisch, routinemäßig und mit wenig Gedanken. Vergleichbar ist dies mit der Auflistung von Informationen aus dem Internet: Hier werden alle verfügbaren Daten angezeigt; wie man mit ihnen klar kommt, ist das eigene Problem. Ein Lehrer hingegen leitet, erklärt, motiviert, hinterfragt und sorgt dafür, dass sein Schüler sich mit dem Stoff strukturiert auseinander setzt und versteht. Eine Pflegekraft, die ihren Dienst nach Vorschrift ausführt, interessiert sich nicht wirklich, wie es dem Patienten, dem Heimbewohner geht; die Hauptsache ist: "Satt und sauber!" Demgegenüber hat eine Pflegekraft, die ihren Dienst mit Liebe versieht, von vornherein etwas Warmherziges, etwas, das Mut macht, auch wenn rein äußerlich dasselbe getan und dieselbe Zeit aufgebracht wird.
Haben wir ein neues Herz und einen neuen Geist, dann halten wir Seine Gebote nicht rein technisch ein, sondern aus Liebe. Das macht uns authentisch, glaubhaft. Wir lernen dadurch, die Wahrheit zu sagen ohne dabei unhöflich oder gar grob zu werden. Können wir einem helfen, der in Not ist, dann loben wir uns nicht selbst, sondern sind froh, diesen Dienst aus Liebe zu Gott und den Menschen getan zu haben. Damit wird unsere Hilfe nicht als beschämend oder gar belastend angesehen. Mit einem fleischernen Herzen gelingt es uns auch, uns in unser Gegenüber hinein zu versetzen und zu verstehen, wie es dem anderen Menschen wirklich geht.
Diese Lebendigkeit steckt an, macht stark. Das fleischerne Herz ist zwar leichter als das steinerne; dennoch ist es kräftiger. Der neue Geist setzt ebenfalls die Prioritäten anders, nimmt sie in die richtige Reihenfolge. Es geht uns nicht mehr darum, äußerlichen Erfolg zu haben, sondern in einer engen Beziehung zu Gott zu leben, Ihn zu ehren mit allem, was wir denken, sagen, tun.
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