Wir tun uns oft leicht mit der Sünde und meinen, der liebe Gott wird schon ein Auge zudrücken; schließlich sind wir ja auch nicht schlimmer als Andere, wir bringen ja Niemanden um, und die ein oder andere Notlüge verwenden wir ja nur, weil wir höflich sind und Anderen nicht weh tun wollen ....
Ja, wir rationalisieren oft unser sündhaftes Verhalten, doch aller Rationalisierung zum Trotz, allen guten Argumenten entgegen bleibt Sünde immer eine Sünde, mögen wir es wirklich gut meinen oder auch nicht. Und wir merken nicht, dass wir abgleiten, dass unser Gewissen abstumpft, dass wir nicht mehr so sind wie wir sein sollten. Aus kleinen Sünderlein werden große Sünder. Und letztendlich macht Sünde krank.
Wer z. B. falsche Gerüchte über einen Anderen verbreitet, wer also falsch Zeugnis redet wider seinen Nächsten, der trägt auch die Verantwortung dafür, wenn der Andere Minderwertigkeitskomplexe und Sozialphobien bekommt, weil er dann auch von vielen Anderen runtergeputzt und gemieden wird. Mobbing - das Streuen von Unwahrem gegen einen Arbeits- oder Vereinskollegen - hat auch schon Viele nicht nur in Existenz-, sondern auch in massive Seelenkrisen gestürzt.
Das ist genauso wie mit dem Gender Mainstreaming, in denen Jungen und Mädchen, Männer und Frauen gleich gemacht werden sollen: Wer aber nicht lernt, sein Geschlecht und die damit verbundene Geschlechterrolle anzunehmen, der geht kaputt, weil er sich dann irgendwann ganz ablehnt. Viele unsere seelischen Erkrankungen sind auch darin begründet, dass Jungen keine Jungs und Mädchen keine Mädels mehr sein dürfen.
Wie krank Sünde machen kann, habe ich in meinem unmittelbaren Umfeld erlebt: Meine Mutter wandte sich immer wieder an Zeichendeuter und Wahrsager; weil ihre Ratschläge und Voraussagen nicht eintrafen, stand sie einmal kurz vor einem Suizid. Damals war ich gerade fünfzehn. Noch heute schlage ich mich mit einigen Phobien herum, die damals ausgelöst wurden.
Sünde macht krank, sie ist nämlich immer destruktiv, und sie macht blind für das Eigentliche. Die Sünde führt uns in die Finsternis. Wir gehen irr, wir verwunden uns selbst immer mehr. Meiden wir also die Sünde, die uns zerstört.
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