Tautröpfchen

Gedicht


Ein kleines Tröpfchen Tau
hängt einsam, naß und grau.
Im Morgenwind
und ist, als solches, schon ein Kind.
Erst dieser Nacht,
die hat vollbracht
was keiner schafft,
auch wenn er das zusammenrafft.
Was ein langes Leben
ihm gegeben,
Vollkommenheit!!
In dieser kurzen Zeit?
Das muß ein Wunder sein,
so naß, so grau, so klein!
Wurd es auch grad geboren,
so ist es doch erkoren
sein kurzes Leben
hinzugeben!
Hin,
zu einem höheren Sinn.
Ein kurzes Strahlen in sich bricht
im ersten, warmen Sonnenlicht.
Dann fällt und fällt und fällt,
hinab in diese Welt,
das kleine Tröpfchen Tau.
Man möchte meinen zielgenau,
in einen Blumenkelch.
Und welch -
ein Wundern, Staunen,
ein Flüstern, Wispern, Raunen.
Die Wunder gehen weiter
auf seiner Lebensleiter.
Wer daran noch kann glauben,
der wird sich nicht berauben.
Der Wunder die geschehen,
der wird es auch verstehen.
Wie im Großen und im Kleinen,
aus Lachen und aus Weinen,
aus dem Spielen der Gezeiten,
aus Gefühlen und Emsigkeiten,
Vollkommenheiten werden
beginnend hier auf Erden.
Heraus aus dieser Zeit,
hinein in alle Ewigkeit.
Sie ist nicht fern!
Würde gern
den Segen wieder empfangen,
der einst mal von ihr ausgegangen!


Und übrigens:
Durch der Blumen
und der Bienen Fleiß
wurde, wie ein jeder weiß
aus vielen Tautröpfchen
ein volles Honigtöpfchen.
So ist zu jeder Zeit,
der Segen nicht mehr weit,
der aus vielen Kleinigkeiten
die Fülle kann bereiten.

Und noch etwas:
Und solltest Du meinen,
im Ernst, und im Scheinen,
in dir wär es auch so naß, so kalt,
du fühltest dich auch so grau, so alt,
bei allem so lebensleer.
Es fällt dir auch sehr schwer,
nicht wegzurennen,
zu erkennen,
daß, wie es war,
Jahr für Jahr,
immer wieder,
im Auf und im Nieder,
im Zanken und Streiten,
um die vielen Kleinigkeiten,
Gutes zu gewinnen,
Neues zu beginnen
nicht möglich wäre?
Ist das die Schere
in deinem Kopf?
Sei doch kein Tropf!
Höchstens mal ein Tröpfchen Tau!
Das erlebt dann ganz genau,
wie mit vielen kleinen Schritten
heraus aus allen Mitten
der Unmöglichkeiten,
die Wege wird beschreiten
auf denen Wunder ihm begegnen,
die ihn nicht wundern, sondern segnen.


(Gedicht, Autor: Manfred Reich)


  Copyright © by Manfred Reich, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden