Gedanken zur Weihnachtsfeier (1. Joh. 4,9-16)


Weihnachten

Der verlesene Text aus dem 1. Johannesbrief ist kein ausgesprochener Weihnachtstext, und doch sagt er klar aus, worum es an Weihnachten geht: Um die Liebe Gottes, die sich in der Sendung des Sohnes Gottes in diese Welt zeigt. Diese Sendung hat Auswirkungen, auf die ich mit einigen Gedanken eingehen möchte.

Darin zeigt sich die Liebe Gottes…! Wir denken hier zu Recht an Bethlehem, aber Gottes Liebe war schon viel, viel früher wirksam. Viele von uns kennen sicherlich noch das Lied "Liebte Gott der Herr uns nicht, hätt' er nicht die Erd' erschaffen, liebte Gott der Herr uns nicht, hätt' er nicht all das getan." Nachdem Gott die Schöpfung vollendet hatte, gab er seinem eigenen Werk die Note "Sehr gut". Wir alle kennen Bilder der Erde, wie sie vom Weltraum aus zu sehen ist - ist der "blaue Planet" nicht wunderschön? Doch direkt nach der Schöpfung hatte die Erde noch eine Besonderheit: Sie spiegelte das Antlitz Gottes wider. Und als Krönung sollte sie das Antlitz des nach Gottes Bild geschaffenen Menschen widerspiegeln.

Wie das ausgegangen ist, wissen wir, und die Konsequenz wäre beinahe die Vernichtung der ganzen Menscheit in der Sintflut gewesen. Doch nicht Vernichtung war die letztliche Antwort Gottes, vielmehr viele Jahrhunderte später ein kleiner Ort im jüdischen Land: Bethlehem. Um des Kindes in der Krippe willen ist Gott uns sündigen Menschen wieder gut, und auch unserer eigentlichen Bestimmung sollen wir wieder gerecht werden: dass diese Welt durch uns die Liebe Gottes widerspiegelt.Von dieser Liebe Gottes an uns und durch uns ist in unserem Text mehrfach die Rede, doch wie soll sie durch uns wirksam werden? Ich denke, eine Strophe des vorhin gesungenen Liedes "Unser Heiland ist nun da" kann uns hier hilfreich sein: "Kehr o Heiland bei uns ein, lass uns deine Wohnung sein. Mach uns von der Sünde frei, brich des Teufels Macht entzwei. Stell dein Bildnis in uns her, Adams Bild in uns zerstör." Wir alle tragen von Geburt an Adams Bild, und die Auswirkungen zeigen sich nicht nur im persönlichen Bereich. Doch das ist die große Freude, die der Engel den Hirten verkündigte: Dass es nicht so bleiben muss, sondern dass mit der Geburt des Heilands etwas ganz Neues beginnt. Bei Menschen, die sich darauf einlassen, schlägt das Bild Gottes wieder Wurzeln, und das bleibt nicht ohne Auswirkungen. Von diesen spricht der Engel, wenn er sagt: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen des Wohlgefallens." Wohlgefallen ist nicht nur gleichbedeutend mit Gottes Gnade uns gegenüber, sondern es ist auch gleichbedeutend mit Wohlwollen als unserer Haltung untereinander und gegenüber anderen Menschen. Das ist die Liebe, von der unser Text spricht und die wir über Weihnachten hinaus im Herzen und zu den Menschen tragen dürfen - als Widerspiegelung der Liebe, die ihr Werk an uns und in uns tut. Davon hat auch die Ausstellung "Gottesspiegelungen" im September hier im Gemeindezentrum einen tiefen Eindruck vermittelt.

Im Bewusstsein dieser empfangenen und weitergegebenen Liebe dürfen wir uns von Herzen der Weihnacht freuen. Diese Freude soll und darf jetzt auch mit dem Lied "O du fröhliche" ihren Ausdruck finden.

Autor: Gerhard Nisslmueller, Dezember 2005


(Autor: Gerhard Nisslmueller)