Frühling im Winter

Gedicht


Die Natur nimmt ihren Lauf,
wenn vieles langsam wird.
Des Herbstes letzter Schnauf,
in dieser Eiseskälte klirrt.

Alles Leben scheint erstarrt,
der Igel legt sich heimlich nieder.
Auch die Erde wird nun hart
und Vögel singen keine Lieder.

Doch in dieser letzten Lebenszeit,
bevor der neue Kreislauf beginnt.
Ertönt dies Lied, von gar nicht weit -
von Kindesstimme, die es singt:

„Es rauscht der Gebirgsbach leise,
am Ufer blühen Gänseblümchen.
Am Himmel fliegen Vögel Kreise,
auf Reisen geht das Glühwürmchen.

Der Dachs kehrt dem Bau den Rücken,
ein Bienenschwarm zieht vorüber.
Eichhörnchen springen vor Entzücken,
auf einen Baumstamm und drüber.

Die Eule ist des Nachts irritiert.
Sie schaut verdutzt durch ihren Wald.
Entdeckt Menschen, denen nicht friert -
im Dunkel ist niemand mehr kalt.“

Nun bin ich fragend durch dieses Spiel.
Es ist doch tiefster Winter, im Februar!
Alles erwacht zum Leben, mir ist´s zuviel,
ich meine, ich wäre ein Narr.

Einem alten Greise wurde diese Jahreszeit,
wie auch dem einsamsten Menschenherzen -
statt tiefstem Winter, wurde es Gnadenzeit
und das inmitten von Seelenschmerzen.

Du, der die Menschen erstrahlen lässt;
du großer Vater von uns Menschenkinder.
Du, der uns nie im Leben allein lässt,
schaffst uns den Frühling im Winter.


(Gedicht, Autor: Günther Höß)


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