Der Herbst

Gedicht


Der Hafer ist geschnitten
und die Trauben reifen noch.
Der Herbst fortgeschritten
als es schon nach Winter roch.

Da wanderte ich durch die Felder
inmitten rote Astern und Reseden.
Teils streifte ich die Wälder
und fing an mit lautem Reden:

"Ach Jahr, bist so schwer zu leiden.
Erst leuchtest du mit bunten Farben,
tust dich überschwenglich kleiden
doch bald muss ich darben.

Noch leuchten Blätter gelb und rot,
die Sonne verliert nun auch an Kraft.
Der Herbst ist da, mit großer Not
und nimmt uns jeden Lebenssaft".

Ich ging weiter an einem Bach,
mit Schwermut und mit Sorgen.
Mein Herz wirkte leer und brach,
an diesem kalten Oktobermorgen.

Das Jahr geht dem Winter entgegen,
kalt streifte der Wind mein Gesicht.
Mein Gemüt wurde erfasst vom Leben,
stille dachte ich an des Schöpfers Licht:

"Herr, vergib mir mein banges Fragen,
meine Zukunft liegt in Deiner Hand.
Du wirst mich sicher durch tragen
bis in Dein verheißenes Land.

Wenn der Frost die Trauben erreicht
und die allerletzte Resede erstarrt,
der Hafer längst schon ist gemäht
und der Boden unter den Astern hart.

Dann, Herr, beginnst Du von Neuem.
Du mischt die Farben meines Lebens
und bringst mich so zum Freuen.
Mein Hoffen war nicht vergebens.

Aus der scharlachroten Sündenfarbe
webst du mit edler und gerechter Hand
mit dem Sorgengrauen meiner Narbe
ein schneeweißes, sauberes Gewand."

So macht diese dritte Jahreszeit,
- die mir zuwider schien, kalt,
grau und fahl - sie macht mich bereit
für den Winter, wenn ich grau und alt.


(Gedicht, Autor: Günther Höß)


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