Er kam in seine Welt




Die Großeltern haben die Familie eingeladen. Einige Kinder und Enkel sind schon da. Ein lautstarker Kinderchor grölt: "Wir wollen Geschenke, wir wollen Geschenke." Dann singen sie die alten Weihnachtslieder auf ihre Art. Da ist nichts von Heiliger Nacht und Ehrfurcht vor Gottes Wort.

Ihre Eltern blicken entzückt auf ihre Sprösslinge. Wo kriegen sie es bloß her. Nur die Großeltern schauen sich traurig an.

Am Erwachsenentisch wird erst mal richtig abgelästert über die, die noch nicht da sind. Als es dem Hausherrn zu bunt wird und er das Lästermaul zur Rede stellt, ist er der Böse, der den anderen den Spaß nicht gönnt. Alle sehen sich betroffen an. Wie kann Papa nur? Was ist denn Schlimmes daran? Das Lästermaul wird von den Geschwistern in Schutz genommen. Es kämpft mit den Tränen und verschwindet ins Bad. Kurze Zeit später kommt der Rest der Familie und wird davon in Kenntnis gesetzt, wie gemein der Vater war. Jetzt sitzen Lästermaul und Bruder, über den gelästert wurde, vereint im Bad. Sie sind sich einig: Der Alte spinnt.

Die Atmosphäre ist angespannt. Es kommen keine sinnvollen Gespräche auf. Die Mutter schaut auf ihre Kinder und schüttelt den Kopf. Da kriegt sie zu hören: "Was ist denn mit dir los, früher warst doch nicht so prüde." Die zweideutigen Reden nehmen ihren Lauf.

Die Enkel können es nicht mehr aushalten. Sie wollen nicht mehr länger auf die Bescherung warten. Also holt der Hausherr die Bibel hervor und beginnt zu lesen: "Es begab sich aber zu der Zeit...." Er hofft, die Stimmung entspannt sich und das man sich jetzt darauf besinnt, weshalb man überhaupt hier zusammen gekommen ist. Nämlich um Jesu Geburt zu feiern. Doch weit gefehlt. Einige Enkelkinder erzählen sich halblaut die neusten Ereignisse und der Jüngste fragt: "Ist Jesus Opas Nachbarn oder ein Kumpel von ihm ? Wer ist Jesus denn?"

Verhaltenes Gelächter. Doch der Großvater hält durch. Auch wenn es ihm in der Seele schmerzt, er liest die Geschichte vom Kind in der Krippe zu Ende. Wie hatten er und seine Frau darauf gehofft, es würde ein Fest der Liebe werden. Das der Weihnachtsfunke auf die Familie überspringen würde. Von Klein auf hatte die Mutter von Jesus erzählt. Gerne waren die jungen Leute in den Kindergottesdienst gegangen. Später hatten sie in den verschiedenen Kirchenchören mitgesungen. War das alles ausgelöscht?

Jetzt sangen sie: "Welchen Jubel, welche Freude, bringt die liebe Weihnachtszeit..."

Nein, singen konnte man es nicht nennen. Vielleicht wollten sie dem Vater eins auswischen, weil er ihnen die Laune verdorben hatte. Sie sangen so schief, wie es nur ging.

Dann wurden die Geschenke ausgepackt und endlich war dieser Nachmittag vorbei.

Die Großeltern waren allein und den Tränen nahe. " Am liebsten hätte ich sie alle rausgeschmissen", meinte der Hausherr betrübt. Die Eheleute brachten alles vor ihren Herrn. Baten für die verirrten Kinder um Gnade und Erleuchtung und um Vergebung für sich selbst. Auch wenn die Kinder sie für verlogen und heuchlerisch ansahen, sie wussten, Gott sah ihr Herz an. Sie hatten das Beste gewollt und waren jämmerlich gescheitert. Die Verse aus Kolosser 3,16 wollten sie groß machen, aber ihre Kinder hatten nicht gewollt.

Dann dachten sie daran, was schon bei Johannes 1,9-11 geschrieben steht:

Der das wahre Licht ist, kam in die Welt, um für alle Menschen das Licht zu bringen. Doch obwohl er unter ihnen lebte und die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannten ihn die Menschen nicht. Er kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf.


(Autor: Sabine Brauer)


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