Beten wie ein Pharisäer, oder wie der Zöllner


In diesem Gleichnis erkenne ich mich wieder, nicht als Zöllner, sondern als Pharisäer: Gerne lobe ich mich selbst, und Gott kann doch mit mir ganz zufrieden sein! Zugegeben: Ich bin doch ganz nett, ich bin gutmütig, ich gelte als sanft und als ruhig. Ich bin auch kein Ehebrecher, kein Räuber, kein Betrüger und schon gar kein Zöllner, der mit den Feinden des eigenen Volkes kollaboriert und sich bereichert. Und ich tue doch viel Gutes: Ich spende Blut, ich schreibe Andachten, ich bin hilfsbereit. Mann, was für ein guter Mensch ich doch bin! Wirklich?

Zugegeben: In der Schule habe ich auch gespickt und gepfuscht, ich habe mal einen Apfel geklaut, doch das waren ja bloss Dumme-Jungen-Streiche. Bei der Steuer betrogen, aber das macht doch jeder. Die Ehebrecher, die Räuber, die Gewaltverbrecher, die Mörder sind doch schlimmer als ich! Doch bin ich wirklich besser als sie?

In meinen Gedanken habe ich schon Vielen den Hals umgedreht. Ich habe oft genug gesagt, dass diese oder jene Frau eine Todsünde wert ist und es auch so gemeint; nach der Ethik Jesu bin ich damit einem Mörder und einem Ehebrecher gleich, denn für Ihn fängt die Sünde bereits mit der Planung derselben an. Und damit hat Er recht.

Eigentlich stünde es mir besser zu Gesicht, vor Gott niederzuknien und um Vergebung zu bitten: Wut und Hass sind in meinem Herzen genauso wie Gier und Egoismus. Vieles sollte ich tun und mache es nicht. Manche negative Erfahrung habe ich gemacht und bin selbst Schuld daran, denn ich erntete damit, was ich säte.

Und wären meine Sünden auch noch so klein, und handelte es sich um etwas Geringfügiges, so darf man niemals vergessen, dass Gott in Seiner Majestät und Heiligkeit nicht die allerkleinste Sünde durchgehen lassen darf. Aus Liebe zu uns gab Er deshalb Seinen eingeborenen Sohn, damit wir Vergebung erhalten können. Diese Vergebung hat der Zöllner im Gleichnis für sich in Anspruch genommen. Der Zöllner sah sich so, wie er war. Der Pharisäer hingegen war überheblich und selbstgerecht.

Seien wir uns bewusst, dass wir Gottes Vergebung brauchen. Das macht bescheiden, aber auch bereit, sich durch Jesus verändern zu lassen. Der Zöllner hat das verstanden.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden