Wer tut den Willen des Vaters wirklich?


Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan? ...

Matthäus 21,28-32


Wir kennen den Willen Gottes: Wir sollen Gott lieben aus ganzem Herzen und ganzer Kraft, mit unserem ganzen Verstand und mit unserer ganzen Seele und unseren Nächsten wie uns selbst. Wir sollen barmherzig sein, sanftmütig und friedfertig, ehrlich, höflich und keusch. Wir sollen unsere Zunge im Zaum halten .... Man kann so viel aufzählen, und im Grunde wissen wir: Es ist richtig, was Gott von uns erwartet. Doch halten wir uns an Seinem Willen?

Wir sagen: "Ja, Herr, ich will die Kranken besuchen und etwas Humanitäres tun!" Oder: "Herr, ich will Dich vor den Menschen bekennen!" Und dann machen wir es doch nicht. Tausend Entschuldigungen fallen uns ein: Schliesslich tun die Anderen ja auch nichts, und eigentlich sind wir ja ohnehin gute Menschen. Wir flüchten uns hinter Zeitmangel, wo es uns doch lieber um das Fussballspiel am Sonntag geht oder um den Heimatfilm im Zweiten. Wir wollen eigentlich und tun es dann doch nicht.

Dann gibt es die Anderen, die sagen: "Nein, lieber nicht!" Sie meinen, sie seien nicht geeignet, um ein Traktat weiter zu geben oder um eine Arbeit in der Kirchengemeinde anzunehmen; sie trauen sich nicht zu, einen Kranken zu besuchen oder jemandem etwas Gutes zu tun, weil sie meinen, dafür zu undiplomatisch zu sein. Aber irgendwie tun sie es dann doch. Bestimmt machen sie dabei auch Fehler, natürlich klappt nicht alles so, wie es sein soll. Doch im Grunde erfüllen sie den Willen Gottes.

Dabei brauchen wir keine Angst zu haben: Gott erwartet von uns weder Rekorde noch nobelpreisverdächtige Handlungen; Er erwartet von uns keine Heldentaten, die Schlagzeilen machen. Er weiss um unsere Begrenzungen, um unsere Zeit, um unsere Ängste, um den Stress bei der Arbeit. Er weiss, dass z. B. Tommy sehr schüchtern ist und nicht so reden kann wie dieser es selbst vielleicht möchte. Aber wenn wir bereit sind und uns aufmachen, Gottes Willen zu tun, dann ist der himmlische Vater auf unserer Seite.

Schau Dir Moses an: Ein Prinz, der jemanden erschlug, und man könnte ihn als einen Mörder bezeichnen. Jona war ein Feigling, der vor Gottes Auftrag floh und ihn dann doch erfüllte. Noah war ein Weinsäufer. Rahab, die den Israeliten gemäss Gottes Wunsch half, war eine Hure, also eine Person, die von sexuellen Ausschweifungen lebte. Zabadäus, der Zöllner, war ein Volksverräter, der sein eigenes Volk aussaugte und sich an ihm bereicherte. Petrus war ein Grossmaul. Paulus war ein Christenverfolger, der Freude daran hatte, wenn Christen massakriert und getötet wurden. Alle sie waren falsch, doch am Ende taten sie Gottes Willen.

Ich bin auch der Falsche: Ich habe keine Doktortitel, ich bin nicht berühmt, es gibt Unzählige, die erfolgreicher sind als ich, die besser reden können, die mehr von der Bibel wissen. Und doch versuche ich, Gottes Willen zu tun. Natürlich ist es unzureichend, es könnte immer etwas mehr sein. Soll ich mich aber mit solchen negativen Gedanken selbst lähmen? - Nein, sondern ich frage mich, wie es besser geht, wie es besser läuft und versuche es.

Gott erwartet ja nicht von mir, dass ich in die Annalen der Kirchengeschichte eingehe; ich muss ja kein Reformator sein wie Luther, kein Bürgerrechtler wie Martin Luther King, kein berühmter Prediger wie Billy Graham. Er erwartet nur von mir, dass ich das tue, was in meiner kleinen Welt möglich ist.

Und mal ganz ehrlich: Hat nicht jeder von uns eine Möglichkeit? Man kann ja einem "Feind" mal die Hand entgegenstrecken, man kann ja vielleicht der alten Dame von Nebenan etwas helfen, man kann ein Traktat irgendwo "vergessen". Es gibt viele Möglichkeiten. Wir müssen nur wirklich wollen. Dann werden wir auch staunen, wie viel doch möglich ist.


(Autor: Markus Kenn)


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