Die Kranken besuchen




Wer geht schon gern ins Krankenhaus, selbst wenn es sich "nur" um den Besuch eines Bekannten handelt? Auch ich betrete Krankenhäuser sehr ungern, doch als ich im Sommer diesen Jahres eine Woche lang ins Krankenhaus musste, war ich froh, dass ich besucht wurde. Dann fühlt man sich angenommen und nicht vergessen.

Einen wichtigen Dienst machen hier die "Grünen Tanten", zu denen manchmal auch "grüne Onkels" gehören: Sie haben sich in den freiwilligen sozialen Dienstes der Kirchen zusammen getan und besuchen diejenigen Kranken, die selbst keinen Besuch erhalten oder besonderer Hilfen bedürfen. Für Menschen, die plötzlich ins Krankenhaus mussten und müssen ohne packen zu können und die keine Verwandten haben, organisieren sie Pantoffeln und Bekleidung, wenn es sein muss, auch aus der Kleiderkammer. Sie hören zu, nehmen sich Zeit, halten die Hand und helfen mit, ggf. einen Sozialdienst einzuschalten.

Es gibt darüber hinaus in Koblenz engagierte Christen, die einmal im Monat ein Krankenhaussingen veranstalten. Das ist besonders für Langzeitpatienten eine willkommene Abwechslung. Mancher sang mit und freute sich. Oft kann dann auch ein Traktat weitergegeben werden. Weil die Kranken merken, dass sie angenommen und ernst genommen werden, weil sie die Liebe spüren, die dahinter steckt, wird ein solches Zeugnis glaubhaft.

Doch auch wir als Privatpersonen können oft etwas tun: Vielleicht ist es ein Kollege, ein Nachbar, ein Bekannter, ein Freund, ein Verwandter. Bei den Besuchen kann man zeigen, dass einem jemand wichtig ist und ggf. Hilfe anbieten, die sonst nicht geleistet werden würde, z. B. das Gießen der Blumen Zuhause, das Abholen der Briefe aus dem Postkasten und ähnliches. Für eine Nachbarin betreute ich während ihres Krankenhausaufenthaltes die Katze, was für sie eine grosse Beruhigung war. Anderswo ist es vielleicht der Wellensittich, der Hund oder ein anderes Tier.

Aber auch Kranke, die Zuhause sind, dürfen nicht vergessen werden. Der Ein oder Andere braucht Unterstützung beim sauber machen der Wohnung oder der Wäschepflege oder freut sich, dass ihm jemand eine Suppe bringt, weil er selbst sich kaum auf den Füßen halten kann. Andere, die vielleicht noch auf den Beinen sind, freuen sich, wenn sie jemand zu einem Arzt begleitet oder sogar fährt, weil sie sonst keine Möglichkeit hätten. Wieder Andere sind auf solche Fahrten angewiesen, weil sie vielleicht eine Magen- oder Darmspiegelung oder eine Zahnbehandlung bekommen und dort eine Betäubung erhalten, nach der sie mindestens 24 Stunden selbst nicht fahren dürfen.

Solche Hilfen bereichern einen oft selbst, geben ein gutes Gefühl und zeigen Solidarität in einer Bürger- und Zivilgesellschaft, von der man meistens nur redet. Oft fällt es auch auf einen selbst zurück, weil man dann in einer schwierigen Krankheitssituation selbst die Hilfe bekommt, die man benötigt und sonst nicht bekommen würde.

Ebenso hilft es uns, Krankheit und manchmal auch den Verfall zu ertragen und sich bewusst zu werden, dass wir selbst einmal sterben werden und dann bereit sein müssen, Gott zu begegnen, der entweder unser Retter oder unser Richter sein wird. Das verändert unsere Sichtweisen und lässt uns Wertungen neu ordnen und Prioritäten richtig setzen.

Kranke besuchen ist ein sehr guter Dienst, der uns selbst zum Segen wird.


(Autor: Markus Kenn)


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