Moralapostel


"Moralapostel" ist eine Bezeichnung, die in unserem Sprachgebrauch längst ironisch, ja, sogar zynisch gebraucht wird, wenn man Menschen charakterisieren möchte, die bestimmte moralische Verhaltensregeln vorleben und einfordern. Man wirft ihnen Spiessigkeit vor, Intoleranz und Kleinmütigkeit; schliesslich sind wir mündige Bürger, die selbst entscheiden, was gut und böse ist. Moral und Ethik werden so relativierbare und relativierte Begriffe, aber wo Werte schwinden, wird alles wertlos. Und mal ehrlich: Haben wir es nicht weit gebracht mit der Aufgabe christlicher Werte und biblischer Grundsätze?

Oh ja, wir haben es weit gebracht: Bei den Pisa-Studien schneiden wir schlecht ab, kaum ein Jugendlicher steht auf, wenn ein Älterer den Bus besteigt, und Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit haben Seltenheitswert. An deutschen Universitäten bringt man Studenten das Wissen bei, dass in den 1960iger Jahren noch als gesichertes Wissen der Mittleren Reife galt. Zu Hunderttausenden werden Kinder abgetrieben, und wir wundern uns, dass der Nachwuchs ausbleibt und wir auf eine demografische Katastrophe zusteuern. Unsere Sozialsysteme stehen vor dem Kollaps: Überall fehlt es an allem. Armenküchen und Tafeln im einstigen Wirtschaftswunderland Deutschland schiessen wie Pilze aus dem Boden und schaffen den Ansturm kaum. Wir reden vom "Recht auf den selbstbestimmten Tod", einem "Sterben in Würde", von "humanem Sterben" und meinen damit die Euthanasie, die aus Kostengründen an Pflegebedürftigen, an Komapatienten und Alten durchgeführt werden soll. Wenn ich höre, dass Kinder, die als Schwerbehinderte auf die Welt kommen könnten (!) noch kurz vor der Geburt abgetrieben, also umgebracht werden dürfen, dann wird mir nur noch schlecht, und ich erinnere mich auf traurige Weise an das Dritte Reich, wo man Behinderten das Recht auf Leben absprach und ermordete: Auch hier sprach man vom Volks- und Gemeinwohl sowie von Humanität.

Moralapostel haben vor dieser Entwicklung gewarnt und Recht behalten. Wir brauchen ein Mehr an Moralaposteln, die uns den Weg zurück zeigen zu einer moralischen Gesellschaft, in der das Wort noch gilt und der Handschlag wieder verpflichtend ist. Was hat uns denn die "sexuelle Befreiung" wirklich gebracht ausser einem Mehr an Geschlechtskrankheiten und der Ausbreitung von Aids, die vor allem mit ausserehelichen Sexualverkehr ausgeht? Längst leben wir doch in der Zwangsneurose, dass man möglichst früh und möglichst viele sexuelle Erfahrungen haben muss. Frauen werden zu Sexualobjekten heruntergestuft, und es ist wirklich nur noch ärgerlich, wenn man überall nacktes Fleisch sieht. Man kann ja in keinen Schreibladen mehr gehen ohne auf Nacktfotos zu stossen, und diese sind selbst in seriösen Zeitungen zu finden und nicht mehr nur in pornografischen Schriften. Ich hoffe, dass es bald mehr Moralapostel gibt, die uns aufmerksam machen, was die biblischen Werte sind, nach denen wir ausrichten können. Dann haben wir wieder eine Zukunft.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden