Um was geht es an Weihnachten wirklich?


Während der Adventszeit haben viele Weihnachtsmärkte geöffnet, manche - vor allem in kleinen Orten - manchmal nur an einem Adventssonntag, andere schliessen in der Woche vor Heiligabend, andere gehen bis zum 24.12. Die Fussgängerzonen der Städte, die Geschäfte sind weihnachtlich dekoriert; überall riecht es nach frisch gebackenen Plätzchen, nach Zimt und nach Glühwein. In einigen Geschäften kann man den Christstollen sowie Spekulatius und Marzipan schon ab Mitte August kaufen, und Weihnachtsmänner stehen spätestens im Oktober im Regal.

Auch Spendenaufforderungen werden gerade zu Weihnachten verschickt; die Spendenbereitschaft ist gerade an Weihnachten sehr gross. Viele Familien freuen sich auf ein paar besinnliche Tage, doch begeben sie sich mit dem Geschenke kaufen und mit dem Backen oft in Stress. Weihnachtsbäume werden oft erst im letzten Augenblick gekauft, und es gibt oft Ärger über den "Krüppel", den man da angeschleppt hat. Adventskränze und anderer Glamour schmücken viele Wohnungen, und am Heiligen Abend werden Krippen aufgebaut und der Tannenbaum geschmückt. Oft ist dieser Abend auch noch stressig; die meisten Ehestreitigkeiten werden ausgerechnet um Weihnachten herum ausgetragen. Alles, was sich aufgestaut hat, entlädt sich nun.

Aber geht es an Weihnachten und in der Adventszeit darum, wirklich nur um das Schmücken? Sicher ist es schön, wenn ein Haus und wenn die Strassen besinnlich aussehen. Natürlich macht ein schöner Weihnachtsbaum etwas her, und eine Krippe sieht schön aus, doch was bringt es, wenn der Weihnachtsbaum wichtiger ist als die Tatsache, dass unser Heiland geboren ist? Was bringt uns die aufgestellte Krippe im Wohnzimmer, wenn wir mal geradeso erklären können: "Das ist das Jesuskind in der Krippe, das sind die Tiere drumherum, und neben der Krippe stehen Maria und Joseph, seine Eltern, und dort sind die Heiligen Drei Könige aufgestellt." Haben wir dann wirklich verstanden, worum es an Weihnachten eigentlich geht?

Ich erinnere mich noch an meine Kindheit: Weihnachten war da für mich ein Graus. Es wurde der Weihnachtsbaum, der in allerletzter Minute besorgt worden war, geschmückt; meistens war es ein schlechter, überteuerter Baum, der viel zu gross war. Die Krippe wurde aufgestellt, und alles ging einher mit dem grossen Familienkrach. "Alle Jahre wieder!", das bedeutete für mich vor allem ein Haussegen, der mehr als schief hing. Deshalb wünsche ich allen Familien eine friedvolle Weihnacht ohne Krach.

Weihnachten - auch wenn es, wie ich es jedem gönne, sehr friedfertig begangen wird - ist aber auch mehr als Weihnachtsmärkte, wo die Kassen süsser nie klingen, es ist mehr als Geschenke, es ist mehr als der Weihnachtsbaum, der Glühwein, das Gebäck. Sicher haben es die Frauen während dieser Zeit besonders schwer: Sie kaufen oft das Festessen ein, sie schleppen sich oft ab. Als Männer dürfen wir uns da ruhig etwas mehr einbringen, wobei die Betonung nicht gerade auf "etwas" liegt. Doch ist es wirklich mit dem in vielen Familien obligatorischen Kartoffelsalat mit Würstchen getan? Bedeutet Weihnachten wirklich nur die Bescherung, wobei Einige auch noch die Stirn haben, ihren Lieben ein Geschenk zu unterjubeln, das eigentlich für sie selbst bestimmt ist? Besteht Weihnachten wirklich nur aus der gefüllten Weihnachtsgans, aus einem Zuviel an Essen, Knabbereien und Süssigkeiten?

Natürlich gönne ich jedem ein gutes Essen, und - wenn keine hoffentlich keine gesundheitlichen oder sonstigen wichtigen Gründe entgegenstehen - auch eine gute Flasche Wein und auch die Knabbereien und Süssigkeiten; ich freue mich, wenn Kinder strahlende Augen haben und sich über ihre Geschenke freuen und hoffe: Erwachsenen geht es ebenso mit ihren Geschenken. Doch wir dürfen das Eigentliche nicht aus den Augen verlieren: Jesus Christus!

Es ist ja nicht "nur" die Geburt eines Kindes irgendwo im Nahen Osten, einer Stadt, die bis dahin unbedeutend war und sicher längst vergessen wäre. Es geht auch nicht um ein paar besinnliche Tage, in denen wir uns über Arbeitsfrei freuen können, nein, es geht dabei um unsere Ewigkeit. Wäre Christus nicht geboren, hätte Er Seine Lehre nicht in die Welt gebracht, wäre er für uns nicht nach Golgatha gegangen und hätte nicht den Kreuzestod erlitten, dann wären wir auf ewig verloren. So haben wir die Entscheidung, die Hoffnung, ja, sogar die Gewissheit, dass wir, wenn wir im Glauben Jesus als unseren ganz persönlichen Retter angenommen haben, gerettet sind. Weihnachten soll uns an die Geburt unseres Herrn und Heilandes erinnern.

Wenn wir das begriffen haben, dann verstehen wir Weihnachten, aber wir bleiben nicht bei dem Kind in der Krippe stehen, sondern befassen uns mit Jesus Christus in Seiner Gänze, in Seiner Majestät. Dann befassen wir uns mit Seiner Lehre von Liebe. Und mal ganz ehrlich: Dann werden wir unserer Frau nicht nur zu Weihnachten etwas schenken - und hoffentlich sind es nicht nur Töpfe oder Küchenutensilien, sondern etwas, was die Frau wirklich freut - nein, dann bringen wir ihr auch einfach mal so im Laufe des Jahres einen Strauss Blumen mit, wenn es auch vielleicht selbst gepflückte sind. Dann ist Liebe mehr als nur ein Wort, dann werden Konflikte nicht in beleidigenden Streitereien ausgetragen, sondern vernünftig geklärt und nach Lösungen gesucht, mit denen jeder sehr gut leben kann.

Weihnachten, das soll uns auch an die vielen Kinder erinnern, die irgendwo in Krippen auch heute noch geboren werden, auch wenn es die Slums der Grossstädte sind. Dann werden wir uns auch für die Kinder einsetzen, die irgendwo chancenlos sind. Dann werden wir im nächsten Jahr vielleicht auch Weihnachten im Schuhkarton unterstützen, aber auch sehen, wie wir Gottes Liebe weiter geben können.

Denken wir daran, dass wir an Weihnachten das Fest begehen, an dem Gott Mensch wurde. Ja, Gott wurde Mensch, Er tauschte Seine Majestät mit der Hilflosigkeit eines Säuglings ein, Er durchlebte unsere Sorgen und Nöte, weil Er sich für uns interessiert und nicht weit weg sein will. Er will nicht über uns thronen, sondern Gemeinschaft mit uns haben, weil Er uns unendlich, unvorstellbar lieb hat, den Gescheiterten genauso wie den Supperreichen, den Gestrandeten genauso wie den Superstar. Zu Gott darf jeder kommen, selbst wenn es ihn in die Gosse verschlagen hat.

Wenn wir Gemeinschaft mit Gott haben, werden wir auch Gott lieben und uns von dieser Liebe leiten lassen. Liebe, das sind nicht nur die grossen Werke der Barmherzigkeit. Man muss kein Sankt Nikolaus sein, kein Sankt Martin, um irgendwann heilig gesprochen in den Geschichtsbüchern zu stehen. Man muss auch keine neue Heilsarmee gründen oder einen neuen Hilfsdienst. Wenn uns diese Liebe leitet, dann werden wir sehen, wo wir uns einbringen können, in einer Kirchengemeinde, als helfende Hand beim kranken Nachbarn, als Helfer bei einer Tafel oder Kleiderkammer. Wenn Gottes Liebe uns leitet, dann haben wir Weihnachten verstanden, weil Weihnachten das Fest der Liebe Gottes zu uns Menschen ist.


(Autor: Markus Kenn)


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