Das tun, was man tun kann!


Aber der Übeltäter einer, die da gehenkt waren, lästerte ihn und sprach: Bist du Christus, so hilf dir selber und uns! Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Und wir zwar sind billig darin, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeschicktes getan. Und er sprach zu Jesu: HERR, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

Lukas 23,39-43 (Luther 1912)


Viele gläubige Christen engagieren sich gar nicht in der Reich-Gottes-Arbeit, weil sie der Ansicht sind, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein, weil sie denken, dafür gäbe es Berufenere oder weil sie die Meinung vertreten, man müsse mindestens ein Prophet sein wie Jesaja oder eine so herausragende Persönlichkeit wie Moses.
Andere trauen sich nicht, sich in der Evangelisation zu engagieren, weil sie wissen, dass sie kein Völkerapostel wie Paulus sind oder schrecken vor der Mission zurück, weil sie nicht das evangelistische Gewicht eines Billy Graham haben. Die Nächsten meinen, ihre Gaben helfen ja doch nicht.

Ja, vielfältig sind die Begründungen, und ich kann sie auch oft sehr gut verstehen: In Anbetracht der eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler, der eigenen Begrenztheit und des eigenen Versagens weiß ich, dass ich nicht derjenige bin, der zu Großevangelisationen berufen ist; aus mir wird auch nicht der Großsponsor eines Evangelisationswerkes. Doch kommt es wirklich darauf an, zum Beispiel ein zweiter Luther, ein zweiter Paulus, ein zweiter Billy Graham zu werden? Müssen wir wirklich gleich ein paar Milliönchen locker machen, damit vor Gott unsere Gabe zählt?

Wer so denkt, begeht einen großen Fehler: Gott möchte zwar immer einhundert Prozent und nicht ein I-Tüpfelchen weniger, Er möchte unser Ganzes, Er möchte, dass wir Ihn lieben aus ganzem Herzen, ganzer Kraft, mit ganzem Gemüte und allem, was wir haben und was wir sind. Doch Er weiss stets um unsere Situation, um die Möglichkeiten, die wir ganz konkret haben, darum, wie unsere Zeit bemessen und wie es um unsere Gesundheit bemessen ist. Gott verlangt von keinem, der einen Sprachfehler hat, dass dieser wohlgepfeilte Reden hält. Er verlangt nur, dass wir das, was wir tun können, auch wirklich tun, so wenig es uns auch erscheinen mag.

Deshalb sah und sieht Jesus das Scherflein der Witwe höher an als die wertvollen Gaben der Superreichen, gegeben aus dem Überfluss. Für Gott ist ein schlichtes, demütiges Gebet, das aus dem Herzen kommt, weitaus mehr wert als die großartigsten Worte eines Dichterfürsten, der diese nur so dahin sagt. Gott hat halt eben eine andere Mathematik, die allerdings sehr viel exakter ist als die unsere, weil sie alle "Unbekannten" mit einbezieht, weil sie auf Punkt und Komma ganz genau ausrechnet, wieviel jemand tatsächlich gegeben hat, und dies ist bei Gott immer Prozentrechnung. Das heißt: Gott will - wie schon gesagt - einhundert Prozent. Der Cent, den jemand gibt, der selbst jede noch so kleine Münze zweimal umdrehen muss, bevor er sie ausgibt, ist für Gott mehr wert als die Einhunderttausend Euro eines Großkonzerns.

Gott weiß auch, dass ich kein Evangelist bin wie Billy Graham oder Werner Heukelbach, doch ich kann Traktate in Briefkästen einwerfen. Wenn ich dies mit Liebe, im Gebet und zur Ehre Gottes tue, zählt das genausoviel. Und wer in anderen Sachen dient, die er gut kann, ist für Gott immer wertvoll, sei es nach menschlichen Gesichtspunkten viel oder wenig. Den Häscher am Kreuz hat Jesus auch erlöst und in des Vaters Haus gebracht. Was konnte der Häscher denn noch Großartiges tun? Das Einzige war, seine Schuld einzugestehen und Jesus als Unschuldigen anzuerkennen und Ihn zu bitten, seiner im Paradiese zu gedenken. Damit erwarb sich der Häscher die Erlösung.

Das für Gott tun, was man kann: Ganz gleich, ob es "nur" das Scherflein ist, "nur" die ein oder andere Minute, die man abzweigt, um ein Stoßgebet zu sprechen; für Gott ist das alles wertvoll.


(Autor: Markus Kenn)


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