Reinschiff


Ich war einige Jahre als Zeitsoldat bei der Bundesmarine; selbst an Land hieß das Stuben- und Revierreinigen "Reinschiff": Da wurde der Spind aufgeräumt, die Schuhe geputzt, der Dreck aufgekehrt, der Boden geschrubbt, der Tisch gewienert, die Fenster gereinigt. Alles musste Tiptop aussehen, sonst wurde die Stube, das Revier nicht abgenommen. Der Feierabend oder das freie Wochenende mussten warten.

Im letzten Jahr hatte ich einen Wohnungsbrand und musste daher in eine kleinere Wohnung ziehen. Das, was noch brauchbar war, nahm ich mit, doch jetzt gilt es auch bei mir, Reinschiff zu machen. Nicht alle Bücher kann ich behalten; einige habe ich schon abgegeben, verschenkt. Evangelistische Bücher sende ich einem Mann zu, der diese zum Beispiel in einem Gefängnis weiter gibt. Diese Art des "Reinschiffs" macht irgendwo Sinn. Andere Menschen können etwas mit den Büchern anfangen.

Doch ich erschrak mich über einige Literatur, die ich noch in meiner Bibliothek hatte: Irgendwann vor meiner Bekehrung hatte ich sie mir zugelegt. Darunter waren auch zwei oder drei esoterische Bücher, die ich sofort vernichtet habe. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich sie noch hatte. So gesehen mache ich in dieser Hinsicht noch einmal "Reinschiff". Ich durchforsche mich selbst und sehe, dass ich noch in manch anderen Dingen Reinschiff machen muss.

Ist unsere Bekehrung zu Jesus nicht auch zugleich ein Reinschiff machen? Vielleicht haben wir noch Bücher zuhause, die Gott nicht gefallen, zum Beispiel pornografische, astrologische, esoterische. Vielleicht geht es um Angewohnheiten, weil wir unsere Zeit mit dem Schauen falscher Filme verbringen, weil wir vielleicht aus Gewohnheit zu einem Stammtisch gehen, bei dem ohnehin nur schmutzige Witze erzählt werden. Vielleicht erzählen wir selbst solche zweideutigen Witze, vielleicht benutzen wir die falschen Worte, die Gott mißfallen. Oder wir müssen uns noch irgendwo entschuldigen oder sollten die Hand zum Frieden ausstrecken. Da sollten wir nicht warten, bis ein schockierendes Ereignis eintrifft. Man kann immer mal den Bücherschrank nach sündiger Literatur durchforsten oder sich die Frage stellen, wie man zum Beispiel zur Zeichendeuterei steht. Man kann überprüfen, ob man nicht doch die Möglichkeit zur Evangelisation hat oder das Ein oder Andere in der Kirchengemeinde machen kann. Oder wir können ehemalige Nachbarn im Seniorenheim besuchen, die sonst alleine wären. Vielleicht können wir uns auch irgendwo engagieren, wo unsere Hilfe gefragt ist. Auch das ist eine Form von Reinschiff machen. Ich jedenfalls möchte jeden Abend mir die Frage stellen, was ich noch verbessern kann. Es gibt ja schließlich immer etwas zu wienern und zu putzen im eigenen Leben.


(Autor: Markus Kenn)


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