Und du willst Christ sein?


Diese Frage hat zwei Seiten: Zum Einen ist sie mehr als genug allzu berechtigt, auf der anderen Seite ist sie zugleich meist polemisch und wird als überzogener Vorwurf missbraucht. Was bedeutet das?

Berechtigt ist sie, weil wir Christen allzu oft und allzu leichtfertig Fehler machen. Wir halten Versprechungen nicht, wir handeln wie die Welt. Was macht es denn für einen Unterschied, wenn wir zum Beispiel unser Unternehmen christlich nennen und Dumpinglöhne bezahlen? Bin ich ein wirklich christlicher Mitarbeiter, wenn ich meine Pausen überziehe und mir mal ein paar Blatt Druckerpapier mit nach Hause nehme? Wie viel wert ist mein Christentum, wenn ich über andere, die abwesend sind, herziehe, wenn ich beim Ausgrenzen von Schwachen und Behinderten mitmache, wenn ich lüge?

Andererseits kann man auch Forderungen an Christen überziehen: Zeit, Finanzen, Kräfte und persönliches Leistungsvermögen haben bei Jedem seine Grenzen, und niemand kann an zwei Orten gleichzeitig sein. Es ist auch besser, eine Sache - und sei sie auch noch so klein - richtig zu machen als sich in hundert tausenden zu verzetteln. Als Christen sind wir auch nicht diejenigen, die einem Alkoholiker seine Sucht zu finanzieren haben, im Gegenteil. Hier ist Verweigerung der weitaus größere Liebesdienst.

Drum sollten wir prüfen: Was ist berechtigte Kritik, wo können wir als Christen besser und liebevoller handeln, wo seine Gebote noch besser umsetzen? Prüfen müssen wir aber auch, ob eine Forderung berechtigt ist: Auch wenn wir Hilfe bedürfen, kann es sein, dass ein einzelner Christ oder eine Kirchengemeinde passen muss, weil sie mit einer Hilfeleistung überfordert wäre. Ich möchte ein Beispiel nennen: Die Tafeln in Deutschland leisten Großartiges für Bedürftige, doch sie können es nicht leisten, jedem sein Lieblingsgericht zu organisieren. Und sie können aufgrund der Spendenlage Weihnachtsmänner und Osterhasen an Kinder in der Regel erst nach den entsprechenden Festen weiter geben.

Bewegen wir uns aufeinander zu: Vieles wird dann leichter sein, manches wird dann verändert. Und vergessen wir nicht: Als Christen in der geschwisterlichen Liebe sind wir durch Ihn miteinander stark und wachsen an Kraft und Weisheit!


(Autor: Markus Kenn)


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