Ein trauriges Bild


Viele Menschen lehnen Gott ab, weil sie in ihrem Leben selbst Trauriges erlebt haben: Dazu gehören der Verlust des Arbeitsplatzes oder Ungerechtigkeiten, die noch aus der Kindheit herrühren, es gehören dazu die Trauer um den Verlust eines lieben Menschen, es gehören dazu auch die Ungerechtigkeiten, der Hunger und die Kriege in der Welt; sie stellen deshalb die Frage, wie so etwas ein gütiger, liebender Gott, der allmächtig ist, zulassen kann.

Ich kann diese Einstellungen und die Fragen verstehen, und oft frage ich mich selbst als wiedergeborener Christ, warum Gott nicht Änderungen herbeiführt, weil mich Hunger und Kriege traurig machen, weil ich Ungerechtigkeiten nicht mag, weil auch ich gerne eine bessere Welt habe. Ich würde es gerne sehen, wenn überall Friede, Freude, Eierkuchen herrschten. Doch Gott hat uns den freien Willen gegeben, wir Menschen sind es, die den ganzen Unsinn, das ganze Blutvergießen verursachen.

Aus den Psalmen und von Hiob wie auch von den Propheten weiß ich, dass unsere Glaubensväter ebenfalls solche Glaubenskämpfe hatten. Die Bibel - das lebendige Wort Gottes - sagt mir auch, dass Gott immer wieder eingreift, dass Er die Welt so sehr geliebt hat, dass Er Seinen einzigen Sohn gab, damit wir Menschen gerettet werden. Und wenn Gott die Katastrophen zulässt, dann will Er uns damit zur Besinnung bringen. Gott will, dass wir uns zu Ihm wenden, Ihm die Ehre geben, Ihn fragen, Ihm unsere Freuden und Ängste mitteilen.

Das sage ich oft auch meinen Bekannten. Viele von ihnen - das weiß ich - haben selbst ein schweres Schicksal durchlebt, sind ungerecht behandelt worden, sind aufgrund von Unfällen oder unglücklichen Umständen in Hartz IV gerutscht oder trauern selbst noch nach Jahren um einen geliebten Menschen, den sie verloren haben. Und es gibt natürlich noch unendlich viele andere Gründe, die einem das Leben ganz schön schwer machen.

Wenn ich die schrecklichen Geschichten meiner Bekannten höre, dann tun sie mir leid, und oft würde ich gerne twas Weises sagen, etwas Tröstliches und vor allem etwas Hilfreiches. Ich wünschte mir, ich könnte Wunder wirken, um sie glücklich machen zu können. Doch Vieles hängt auch von unserer Einstellung ab.

Ja, es stimmt: Wer jahrelang arbeitslos gewesen ist, hat kaum noch eine Chance auf einen Job; insbesondere für Ältere sowie für Ungelernte ist der Arbeitsmarkt "dicht". Das ist frustrierend, insbesondere, weil man immer wieder solch absonderliche Sprüche hört wie: "Wer arbeiten will, findet auch was!" Wer eine Probearbeit und ein Praktikum nach dem anderen macht und merkt, dass er nur verheizt wird, bei dem geht jegliches Selbstwertgefühl baden. Wer dauernd belogen wird, der verliert selbst bei größter Naivität und absoluter Leichtgläubigkeit irgendwann jedes Vertrauen. Wer sich trotz aller Bemühungen ständig im Kreise dreht, fragt sich nach dem Sinn und den Unsinn seines Handelns. Das treibt viele in Süchte und in den Alkohol.

Sind aber Drogen, ist aber der Alkohol eine Lösung? Da vertraue ich lieber auf Jesus. Sicher: Die Frage, warum Jesus mir denn keinen Job besorgt, wo Er doch allmächtig ist, brennt auch mir in gewisser Weise unter den Nägeln; ein sozialversicherungspflichtiger Vollzeitjob ist mir allemal lieber als die Tatsache, Dauerkunde beim Job-Center zu sein. Ich kann auch die Frage nicht beantworten, warum ich selbst da bin, wo ich bin ohne bis jetzt die Aussicht zu haben, dass sich daran etwas ändert. Soll ich deshalb in Verzweiflung und Selbstmitleid haaren?

Dann tue ich lieber das, was ich tun kann, dem Nachbarn zum Beispiel eine Gefälligkeit oder das Schreiben dieses Textes, dann wandere ich lieber von Briefkasten zu Briefkasten und werfe evangelistische Traktate ein, dann versuche ich lieber, mich weiter zu bewerben, auch wenn ich selbst kaum Hoffnung habe, dass sich endlich etwas tut in dem Wissen, dass Jesus mich trägt und ich am Ende gerettet bin und in Seinem Reich Aufgaben haben werde, die ich mit Freude erledige.

Viele meinen, dass sei Selbstbetrug, eine Halluzination, eine Fata Morgana. Einige, die so denken, kenne ich ziemlich gut. Sie haben selbst ein schwereres Los als ich, das bestreite ich nicht. Wenn ich sie aber am Busbahnhof sitzen und massenhaft Bier trinken sehe, dann frage ich mich wirklich, wer da auf dem Holzweg ist. Was nützt es denn, wenn ich meinen Problemen noch das Problem des Alkoholismus hinzufüge mit all den gesundheitlichen Konsequenzen, die das hat? Was nützen mich Pillen, die als kleine, süsse Freudenmacher mich über die Wirklichkeiten hinwegtäuschen? Auch die Wirkung von Drogen lässt irgendwann nach, und man rutscht noch tiefer in den Sumpf.

Viele der Trinker spotten über Bibel, Gott und Jesus und sehen ihre eigene Erbärmlichkeit leider nicht. Sie geben ein trauriges Bild ab, wenn sie sich stark und mächtig fühlen, weil sie einen Kasten Bier "vertragen" und sich dann auch noch in der Öffentlichkeit an einer Wand vom Urin lösen, und zwar so, dass es alle Vorübergehenden - auch Frauen und Kinder - sehen. Selbst wenn Jesus eine Täuschung wäre - zum Glück ist Er aber täglich erfahrbare Realität!!! -, dann wäre ich immer noch besser dran.

Und warum soll ich klagen: Jesus hat mir keine Garantie dafür gegeben, dass hier auf der Erde alles glatt läuft, dass das Christentum eine Freikarte ist für Wohlstand und Reichtum, für Erfolg, Gesundheit und Glanz. Das wird sein, wenn ich in Sein Reich komme, dafür dann aber auch für immer. Diese Gewissheit hält und trägt mich, ja, es ist Jesus selbst, der bei mir bleibt bis ans Ende der Zeit. Muss ich dann das traurige Bild eines Trunkenboldes abgeben?

Nein, da verlasse ich mich lieber auf Jesus!!!


(Autor: Markus Kenn)


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