Kleider machen Leute - oder?




Man sagt: "Kleider machen Leute!", und es ist eine Tatsache, dass wir uns von Äußerlichkeiten beeindrucken lassen; so hat vor etwa zwanzig, dreißig Jahren ein Experiment statt gefunden, in dem ein als Tippler verkleideter Schauspieler um einen Groschen zum Telefonieren bat und so gut wie gar nichts bekam, während derselbe Schauspieler - als Geschäftsmann mit Nadelstreifenanzug - daraus beinahe ein Geschäft hätte machen können. Bei Banken ist der Anzug in der Kleiderordnung vorgeschrieben, und die meisten Versicherungen fordern von ihren Außendienstmitarbeitern, dass sie zumindest einen Kombi mit Hemd und Krawatte tragen, damit schon von einem solchen Outfit die Botschaft der Seriösität ausgeht.

Mittlerweile gibt es Typ- und Farbberatungen, die ganz gezielt Kleidung für Personen aussuchen, die zum Hauttyp und der Persönlichkeit des Trägers passen; auch Farben werden darauf abgestimmt. Dies ist besonders wichtig für Personen, die mit wichtigen Großkunden verhandeln. Auch bei Vorstellungsgesprächen tut man gut daran, angemessen gekleidet zu sein: Eine entsprechend aufgemachte Bewerbung, ein professionelles Bewerbungsfoto, die entsprechende Kleidung, das richtige Parfüm und Rasierwasser sind den meisten Arbeitgebern wichtiger als die persönliche und fachliche Qualifikation.

Doch hat das nicht bereits negative Auswirkungen auf Qualität und Wettbewerbsfähigkeit? Wir haben gutaussehende Bedienungen in fast jedem Lokal und in fast jedem Geschäft; allerdings lassen Beratung und Kundenorientierung dann doch zu wünschen übrig. Wir vertrauen Finanzberatern in Boss-Anzügen und mit Samsonite-Koffern, insbesondere, wenn sie mit einem dicken Mercedes oder zumindest einem dicken BMW vorfahren und wundern uns dann, wenn unsere Kohle in windigen Anlagen verbrannt wird.

Gott schaut nicht auf solche Äußerlichkeiten, Er schaut in die Herzen. Deshalb hat Jesus sich auch einfachen Fischern zugewandt, und Gott machte aus Mose, den Mann mit der schweren Zunge, einen Führer Seines Volkes. Vor Gott zählen nicht Parfüms und Prachtgewänder, und auch die schönsten Schuhe aus Italien sind für Ihn kein Auswahlkriterium. Er will ehrliche Herzen, Er will Menschen, die an Ihn glauben und Ihm dienen. Manch "einfacher Arbeiter" in seinem ölverschmierten Blaumann hat Gott mehr gedient als ein gut gekleideter Philosoph.

Und ist es nicht auch der Fehler unserer Zeit, auf geschwollene Worte zu achten und auf tolle Markenklamotten? Ja, es gibt Verkaufstrainings, in denen man von Kommunikationswissenschaftlern lernt, jeden noch so berechtigten Einwand in Luft aufzulösen und mit toller Kleidung und guten Deos sein Gegenüber zu blenden. Wohin aber die Reise geht, sehen wir: Die gut gekleideten Experten in den Diskussionsrunden können die Probleme wie Umweltverschmutzung und Massenarbeitslosigkeit nicht lösen.


(Autor: Markus Kenn)


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