Wendehälse




Unmittelbar nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung konnte man schnell erkennen, dass die alten Stasiseilschaften funktionierten und die alten Funktionäre - einst Protagonisten des real existierenden Sozailismus auf dem Weg zum Kommunismus - sehr schnell zu Turbokapitalisten wurden: Statt des Arbeiter- und Bauernparadieses mit einer Rundumversorgung sind sie nun längst zu denjenigen Neoliberalen geworden, die am Lautesten gegen soziale Sicherungssysteme protestieren.

Als Wendehälse hat man sie dann bezeichnet, und diese Formulierung trifft eigentlich des Pudels Kern: Zu allen Zeiten haben die Menschen gern ihr Fähnchen nach dem Wind des Zeitgeistes gehängt. Besonders krass war dies, als Hitler die Macht übernahm; viele traten damals aus den Kirchen aus und in die NSDAP ein. Als dann die Allierten Deutschland besetzten, gab es nur noch Befreite, aber keine Unterdrücker, so stellte es ein US-Offizier ganz treffend fest; dieselben Leute, die mit fehenden Fahnen aus den Kirchen in die Arme des Faschismus gelaufen sind, verbrannten ihre Partei- und Mitgliedsbücher und traten wieder in die Kirchen ein.

Selbst die Alt-68iger - einst Revolutionäre aus Überzeugung - sind heute oft noch grössere Spießer als diejenigen, die sie damals so sehr bekämpften: Gingen sie damals noch gegen den schmutzigen Krieg in Vietnam auf die Strasse, so haben sie heute keine Probleme, an der Rüstung zu verdienen. Die Grünen selbst - einst eine Partei, die sich u. a. den Pazifismus ins Stammbuch und auf die Fahnen geschrieben hat - stimmte wie selbstverständlich zu, als während der rot-grünen Koalition die NATO deutsche Kampfjets anforderte: Es war der erste Kampfeinsatz der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt. Wer hätte eine solche Wendung je erwartet? Es hat Zeiten gegeben, an denen weder die SPD noch die Grünen für ein solches Gebaren zu haben gewesen wären.

Beispiele für Wendehälse ließen sich geradezu unendlich fortsetzen. Auf Niemanden scheint Verlass zu sein. Es scheint, als mache jeder, was er wolle, solange er sich davon Vorteile erhofft. Zum Glück gibt es da jemanden, der ganz anders ist, der sich nicht herausgewunden hat. Es ist Jesus Christus, der Seinen Weg ohne Rücksicht auf eigene Vorteile zu Ende gegangen ist. Vielmehr hat Er sogar den Reichtum und die Kreativität des Himmels verlassen, die Hilflosigkeit eines Säuglings angenommen, Armut, Flucht, Folter und einen grausamen Tod auf sich genommen, damit wir gerettet sind. Jesus war und ist immer geradlinig. Statt selbst Wendehälse zu sein, sollten wir es Jesus gleichtun und geradlinig sein. Nur so entsteht Vertrauen, Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit.


(Autor: Markus Kenn)


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