Beten in jeder Situation




"Not lehrt beten!", so eine Volksweisheit. Und da ist auch etwas dran: In Not- und Krisenzeiten sind die Kirchen voll; kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges füllten sich in Deutschland die Kirchen, obwohl dies in der Naziideologie nicht besonders oppurtun war. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wiederum waren die Kirchen wieder voll: Keiner wusste, wie es weiter gehen sollte, Deutschlands Städte waren grösstenteils zerstört, die Männer entweder gefallen oder in Gefangenschaft, viele waren körperlich schwer verwundet und seelisch genauso schwer traumatisiert. Hunger herrschte, die Infrastruktur war zusammengebrochen, es gab kaum Trinkwasser, und die medizinische Versorgung war mehr als dürftig trotz des großen Bedarfes, der durch Kriegseinwirkung, Typhus und Rur vorhanden war. Die Menschen beteten. Und Gott erbarmte sich.

Eine andere Volksweisheit sagt: "Geht es dem Esel zu gut, dann wagt er sich aufs Eis!" Mit dem Wirtschaftswunder vergaß man Gott. Man dankte Ihm nicht für Sein Erbarmen. Statt Psalmen zu singen, dem Herrn zu danken, Ihn ob Seiner Güte zu loben und zu preisen, drängte man Ihn immer mehr aus dem täglichen Leben. Wer betet denn noch morgens oder vor dem Schlafengehen mit Seinen Kindern. Wo wird vor und nach dem Essen Gott noch gedankt? Wo gibt es mal ein Gebet zwischendurch? Oder auch nur ein Stoßgebet?

Vielleicht denkt der Ein oder Andere noch daran, wenigstens dann zu beten, wenn er krank ist. Aber ist es wirklich fair, wenn man immer nur dann betet, wenn einem das Wasser förmlich bis zum Hals steht? Wer bittet, der sollte auch "Danke" sagen, wenn er etwas empfängt; schließlich ist das ein Akt der Höflichkeit, des guten Benehmens und des Respektes. Gerade Gott gegenüber sollten wir respektvoll sein, denn eines Tages werden wir vor Seiner Majestät stehen.

Aber auch füreinander dürfen wir beten: Wir brauchen Gebet, weil wir selbst als Christen nicht immer die Gebote einhalten und Fehlen. Als Christen sind wir zwar gerettet und werden Jesus immer ähnlicher, doch hier auf der Erde werden wir nie vollkommen sein, mag unsere Verwandlung durch Jesus selbst in kürzester Zeit riesige Schritte machen. Füreinander beten bedeutet aber nicht nur, für die Vergebung der Sünden - der eigenen wie die der Anderen - zu beten, so wichtig das auch ist, sondern auch für dessen Bedürfnisse, für dessen Wohlbefinden. Beten für kranke, arbeitslose oder behinderte Mitgeschwister, für richtige Entscheidungen, für einen Berufs- oder Stellenwechsel, in einer wie auch immer gearteten Not. Wir dürfen auch für Missionswerke und Evangelisten beten, damit sie versorgt sind und immer offene Türen finden.

Vergessen wir nicht, dass Jakobus uns das Beispiel von Elia gab, der ein schwacher Mensch wie wir war, doch er war gerecht, und eines Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Beten wir also ernsthaft, denn wenn wir unsere Worte lediglich mechanisch herunterleiern, dann taugt selbst das ansonsten beste Gebet nichts. Bemühen wir uns aber auch um unsere Gerechtigkeit, um das Einhalten Seiner Gebote, die wir durch Gebet und durch Bibellese erfahren.


(Autor: Markus Kenn)


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