Der verlorene Sohn




Ja, der verlorene Sohn war in seinem Verhalten ganz schön heftig: Er verlangte sein Erbe und verschwand. Saufen und Prassen, Vergnügungen und die Gemeinschaft mit recht üblen Gestalten waren ihm allemal lieber als die eigene Familie. Lieber in ein fremdes Land als dem Vater gehorchen zu müssen, als auf dessen Hof zu arbeiten. Lieber die Federn in die Luft blasen. Doch das ist dem verlorenen Sohn nicht bekommen: Geld weg, Reichtum weg, Freunde weg.

So geht es oft: Solange man reich ist und es einem gut geht, kann man sich vor Freunden nicht retten. Wer sich reich erbt oder das Glück hat, tatsächlich im Lotto einen Milllionengewinn zu bekommen, wundert sich, wie viele Freunde er auf einmal hat: Nicht nur Fremde, die man noch nie zuvor gesehen hat, werden dann zu den dicksten Freunden, sondern auch die grössten Feinde gesellen sich dazu.

Geht es einem aber schlecht, dann hat man seine Freunde meistens gesehen. "Freunde in der Not passen auf ein Lot", so sagt ein Sprichwort richtig. Das hat auch der verlorene Sohn erfahren müssen. In der Hungersnot musste er sogar Schweine hüten, für Juden unreine Tiere. Gern hätte der verlorene Sohn sogar von den Schoten gegessen, die die Schweine bekamen. Auf gut deutsch: Er war völlig am Ende und beschließt zum Vater zurückzukehren, um dort Tagelöhner zu sein, denn er weiß: "Ich habe das Recht der Sohnschaft verloren!" Doch der Vater nimmt ihn wieder auf und gibt sogar ein großes Fest.

Genauso handelt Gott: Selbst wenn wir Ihn verlassen haben, so empfängt Er uns wieder mit offenen Armen, wenn wir zu Ihm ehrlichen und reumütigen Herzens zurück kehren. Im Himmel ist dann Jubel; es herrscht große Freude, die grösser ist als über 99 Gerechte.

Aber der Sohn - hier Sinnbild für die, die gehorsam im Glauben geblieben sind - versteht das nicht und ärgert sich. Das ist verständlich: Schließlich war man gehorsam und tat das, was verlangt ist. Man tat alles aus Liebe. Man hat keinen Lohn verlangt, keinen Dank erwartet, es war sogar selbstverständlich. Man beschwert sich.

Doch wie beim Vater sollte unsere Freude groß sein über den, der wieder heimkehrt. Schließlich ist er von der Hölle gerettet worden. Der Tote ist wieder geistlich lebendig geworden. Und es geht ja nicht nur um den einen Menschen, dem das ewige Höllenfeuer, die ewige Pein erspart geblieben ist, sondern auch und vor allem darum, dass einer mehr da ist, der Gott in Ewigkeit lobt und preist.


(Autor: Markus Kenn)


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