Lass dir an Meiner Gnade genügen



Wie wurde Mose für seinen Dienst vorbereitet? Schon als Kind war sein Leben bedroht. Dann - so denke ich - ist es auch Leiden, wenn man eine solche Schuld auf sich lädt, wie es Mose getan hat: Er erschlug einen ägyptischen Aufseher in der Wut darüber, dass dieser einen seiner israelitischen Volksgenossen misshandelt hatte. Sicherlich ein verständlicher Zorn, aber so weit hätte Mose nicht gehen dürfen. An diese Schuld hat er wahrscheinlich das ganze Leben immer wieder denken müssen - und das hat seelisches Leiden bedeutet. Danach hat ihn Gott vierzig Jahre in die Wüste, in die Stille und Zurückgezogenheit geführt, bis Er ihm am brennenden Dombusch erschien und ihn - bereits im achtzigsten Lebensjahr stehend! - mit der Befreiung Seines Volkes beauftragte. Auf zweimal vierzig dürre Jahre folgten vierzig fruchtbare Jahre.

Oder denken wir an Hiob. Sein Weg führte durch tiefstes Leiden hindurch zur Herrlichkeit. Er hatte alles verloren. Nun war sein Glaube auf die Probe gestellt: Liebte er Gott, ohne irgend etwas dafür zu erwarten? Hiob klagte, er haderte mit Gott, aber er fiel nicht von Gott ab. Und am Ende erhielt er alles, was er verloren hatte, mehrfach zurück: Kinder, Herden, Reichtum und Besitz - und auch seine Gesundheit.

Und wie war es bei Paulus? Er ist ja der Apostel, der die meisten neutestamentlichen Briefe geschrieben und die meisten Gemeinden im 1. Jahrhundert nach Christus gegründet hat. Durch seinen Dienst ist so viel Frucht erwachsen wie durch wohl kaum einen anderen Apostel. Aber auch bei ihm steht am Anfang das tiefe Tal. Er hatte die Christen verfolgt. Er hatte viele von ihnen getötet. Vor Damaskus, wo ihm Christus erschien, hat ihn Gott zuerst einmal äußerlich mit Blindheit geschlagen. Erst nach drei Tagen kehrt sein Augenlicht zurück, und er kann in den großen Auftrag für seinen HERRN und Heiland Jesus Christus Schritt für Schritt hineinwachsen.

Immer wieder führt der Weg des Glaubens durch den Zerbruch zum Sieg. Gerade die "Großen" im Reich Gottes haben gelernt, nicht auf sich selbst - ihre Ausstrahlung, ihre Gaben und Fähigkeiten - zu vertrauen, sondern auf den HERRN, der ihnen alles schenkt, was sie für ihren Dienst brauchen. Gott hat ihnen das Leiden nicht weggenommen, sondern sie immer wieder in Täler des Schmerzes und der Demütigung gehen lassen, um sie "klein" zu halten und so erlösen und für Seinen Dienst gebrauchen zu können.

Denken wir nur an die Klagen eines Jeremia: „Warum bin ich aus dem Mutterleib hervorgekommen, wenn ich nur Jammer und Herzeleid sehen muss und meine Tage in Schmach zubringe!" (Jeremia 20,18). Dem Apostel Paulus hat Gott einen "Pfahl im Fleisch", wohl eine rätselhafte Krankheit, auferlegt, damit er sich "nicht der hohen Offenbarungen überhebe" (2. Korinther 12,7). Und im völligen Vertrauen auf den HERRN zitiert Paulus die Verheißung Christi: "Lass dir an Meiner Gnade genügen; denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und er folgert daraus: „Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten, um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, bin ich stark" (2. Korinther 12,9 f.). Bevollmächtigung zum Dienst im Reich Gottes durch Gottes Kraft in uns und durch uns hindurch - von diesem Geheimnis spricht der Apostel.

Nun beten wir:
HERR, Du legst uns manche Last auf, aber Du hilfst uns auch. Lass uns jetzt ganz konkret Deine helfende Hand erfahren. Sei bei allen Betrübten, Kranken, Alleingelassenen und Einsamen! Richte sie auf mit Deiner Kraft! Umgib sie mit Deiner Liebe! Wir preisen Dich für Dein Opfer, Dein Leiden am Kreuz auf Golgatha, das Du für uns erduldet hast. Amen.


(Autor: Lothar Gassmann)


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