Der Sämann



So hört nun ihr dieses Gleichnis von dem Säemann: Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge und reißt hinweg, was da gesät ist in sein Herz; und das ist der, bei welchem an dem Wege gesät ist. Das aber auf das Steinige gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden; aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so ärgert er sich alsbald. Das aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht. Das aber in das gute Land gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und versteht es und dann auch Frucht bringt; und etlicher trägt hundertfältig, etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig.

Matthäus 13, 18-23 (Luther 1912)

Wenn ein Sämann ausgeht, um seinen Acker zu bepflanzen, dann verliert er oft Samenkörner; einige fallen auf den Weg, wo sie von den Vögeln gefressen wird. Der Same ist das Wort Gottes, das Ackerfeld die menschlichen Herzen. Doch manches Herz ist gleich einem Weg: Dort fällt das Evangelium auf keinen guten Boden. Wie die Vögel, die die Samenkörner vom Weg wegfressen, so frisst das Böse - z. B. die Versuchungen, die Wünsche, die Habgier, die Vergnügungssucht, der Neid - das Wort Gottes weg. Bei diesen Menschen bleibt alles beim Alten. Sie verändern sich nicht und interessieren sich nicht wirklich für das Wort Gottes, auch wenn sie nach außen hin fromm erscheinen und aktive Kirchenmitglieder sind.

Der felsige Boden ist das Herz derjenigen Menschen, die begeistert vom Worte Gottes sind: Voller Enthusiasmus erscheinen sie, dass man sie schon bremsen muss, damit sie niemanden überfahren. Wer aber Christ geworden ist, gerät automatisch in Widerstände: Worte wie "Ausgerechnet Du!" oder "Seit wann hast du es mit Religion!" oder "Schon wieder ein Fanatiker und Fundamentalist!" gehören zu den Standardvorwürfen. Wenn einem dann auch noch die Freunde mit der Kündigung der Freundschaft drohen, dann ist es vorbei mit dem Enthusiasmus: Sie verlassen das Wort wieder genauso schnell, wie sie es angenommen haben.

Die Dornen sind die Sorgen der menschlichen Herzens: Der Alltag überdeckt die Bekehrung, so viel ist ja zu tun. Vielleicht fürchtet man ganz berechtigt um den Arbeitsplatz, vielleicht ist jemand krank, vielleicht ist man arbeitslos. Oder aber die Kinder haben Probleme in der Schule. Eines kommt zum Anderen und man vergisst, dass Jesus da helfen und einen durchtragen will und auch kann. Das Wort erstickt im Alltag mit seinen vielschichtigen Ablenkungen. Aber es sind auch die Vergnügungen, die einen ablenken: Vielleicht der Verein, vielleicht eine Veranstaltung. Nichts dagegen, dass man sich in Vereinen engagiert oder zu einer Veranstaltung geht, doch dürfen wir dabei nie das Wort Gottes vernachlässigen, sonst erstickt es. Und wir dürfen uns nicht von Habgier und der Jagd nach äußerem Reichtum ablenken lassen. Dann erstickt das Wort ebenfalls.

Aber es gibt glücklicherweise Menschen, bei denen fällt das Wort auf einen fruchtbaren Boden: Sie wollen wirklich das Gute und spüren, dass das Wort Gottes, das Evangelium Antwort gibt. Sie bekehren sich wirklich. Sie sind begeistert vom Worte Gottes auch in Verfolgungen. Sie bleiben fest in der Lehre und wachsen sogar daran. Sie geben Antwort auf den Vorwurf "Ausgerechnet Du!" oder die Frage: "Seit wann bist Du auf einmal religiös?" Sie lassen sich nicht beirren von demagogischen Vorwürfen wie "Fanatiker" oder "Fundamentalist". Sie sagen das Wort weiter und bringen Frucht. Wieviel, das ist unterschiedlich und nicht das Entscheidende. Jeder Christ erreicht jemanden, der sonst von Niemandem erreicht worden wäre. Mancher Alte kann sehr gut Kinder und Jugendliche begeistern und mancher "Jungspund" hat eine Begabung für die Älteren und umgekehrt. Manchmal greift auch Eines ins Andere. Der Eine ist ein Beter, der Andere ein Prediger, der Nächste ein Diakon und ein Vierter ein guter Lehrer. Jeder bringt die Frucht, zu der Gott ihn ausersehen hat.


(Autor: Markus Kenn)


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