Selig, die nicht sehen und doch glauben


"Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen."

2. Korinther 5,7

"Selig, die nicht sehen und doch glauben" (Johannes 20,29). Das sagte der auferstandene HERR Jesus Christus Seinen Jüngern schon damals, als Er noch sichtbar bei ihnen war. Der Glaube ist nun eben einmal etwas völlig anderes als das Sehen. "Glaube ist eine gewisse Zuversicht dessen, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht (!) sieht" (Hebräer 11,1). Sehen dagegen beinhaltet immer auch: etwas verfügbar haben, in Händen haben, als Objekt haben wollen. So will z.B. Maria Magdalena den auferstandenen Jesus berühren und festhalten, nachdem sie Ihn gesehen und erkannt hat (Johannes 20,17). Er lehnt dies ab. Das können und sollen wir nicht. Wir können und sollen Gott oder Jesus nicht "haben" wollen. Gott will uns bei sich haben. Wir sind aufgerufen, uns mit unserer ganzen Existenz, mit unserem ganzen Sein auf Ihn einzulassen. Wir sollen uns Ihm hingeben, weil auch Er sich für uns hingegeben hat. Aber wir dürfen nicht erwarten, dass Er sich in unsere Hände gibt.

Gott ist „transzendent“, das heißt: Er übersteigt unseren Denk- und Erkenntnishorizont. Wir können Ihn mit unserem Verstand und unseren Sinnen nicht begreifen. Aber in Jesus Christus tritt Er in die Immanenz (die sicht- und erfahrbare Wirklichkeit) ein, ohne in ihr aufzugehen. Er offenbart sich; trotzdem wird Er nicht verfügbar. Er wird ganz Mensch; trotzdem bleibt Er ganz Gott. Das lässt sich gedanklich nicht verstehen und ist trotzdem Wirklichkeit.

Wie ist es nun mit der Auferstehung? Die Auferstehung an sich lässt sich historisch genau so wenig in die Hände bekommen wie Gott. Wollten wir die Auferstehung an sich nachweisen, so müssten wir Gott zum Gegenstand (Objekt) unserer Forschungen machen. Das aber ist unmöglich. Gott ist HERR (Subjekt), nicht Gegenstand (Objekt) der Geschichte. Da die Auferstehung jedoch vorausgegangene und nachfolgende Ereignisse in Raum und Zeit mit sich bringt, können wir einen "historischen Rand" der Auferstehung erfassen. Das heißt also: Wir können nicht die Auferstehung selber erkennen (der Vorgang der Auferstehung Jesu ist auch nirgends in der Bibel beschrieben!). Aber wir können die Rand - Ereignisse historisch nachweisen, die mit der Auferstehung in Verbindung stehen: das leere Grab; die Bezeugungen derer, die den Auferstandenen gesehen haben; die Veränderung der Jünger nach den Begegnungen mit dem Auferstandenen. Diese Rand - Ereignisse lassen sich ungefähr mit Leuchtbojen vergleichen, die uns zeigen, dass in ihrer Mitte eine Wasserstraße verlaufen muss. So lässt sich über die historisch fassbaren Rand - Ereignisse auf eine Mitte zurückschließen: darauf, dass die Auferstehung Jesu tatsächlich stattgefunden hat.

Wir beten:
Allmächtiger Gott, wir danken Dir, dass Du größer bist als unser beschränkter Verstand. Du bist nicht unvernünftig, sondern übervernünftig. Bitte lass uns das erkennen und verstehen, was für unser Heil und ewiges Leben notwendig ist. Danke, dass Du dies auch Unmündigen und Kindern nicht verborgen hast. Danke, dass Du Dich so weit zu uns herabgeneigt hast, dass wir Dich im Glauben erfassen können. Danke, dass Du die rettende Liebe bist. Amen.


(Autor: Lothar Gassmann)


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