Der Weg ist frei


"Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus."

Matthäus 27, 50-51


Im Alten Bund brauchte das jüdische Volk die Priester, die die Brand-, Dank-, Speise-, Trank- und Sühnopfer darbrachten; die Priester, die sich zuvor selber entsühnen mussten, waren die Mittler zu Gott. Als Jesus aber am Kreuz für unsere Sünden verschied, zerriss der Vorhang im Tempel: Dies ist nicht nur ein rein historisches Ereignis, sondern hat Symbolkraft; durch den Sühnetod Jesu Christi ist der Weg zu Gott, dem Vater, frei. Wir brauchen nicht mehr die Mittlerschaft von Priestern oder von Menschen, auch nicht die von Heiligen und Seligen, sondern können und dürfen uns im Vertrauen direkt an Gott wenden. Jesus sagt deshalb im Johannes-Evangelium Kapitel 14, Vers 13, folgendes: "Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn."

Wir brauchen also nur in Seinem Namen bitten, damit Gott verherrlicht werde. Wir brauchen keine Umwege mehr über andere Menschen. Wir brauchen also keine Heiligen oder Seligen, die für uns bitten, und auch keine Engel und Erzengel. Wir können auf direktem Weg selbst zu Gott kommen. Gott liebt uns und ist unser Vater. Auch wenn Er streng ist, so liebt Er uns doch: Seine Strenge soll uns immer auf dem rechten Weg leiten.

Streng sein bedeutet ja nicht, lieblos zu sein oder es nicht gut zu meinen: Ich hatte manch wirklich strengen Lehrer, doch von ihnen habe ich am meisten gelernt, und vor allem konnte ich immer zu diesen Lehrern kommen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Es war ihnen nämlich nicht egal, ob ihre Schüler folgen konnten oder nicht, im Gegenteil: Sie wollten, dass die Schüler den Stoff verstanden und anwenden konnten.

Und auch mancher strenge irdische Vater ist nicht deshalb streng zu seinen Kindern, weil er ihnen Freiheiten nehmen will, sondern weil er möchte, dass die Kinder in Verantwortung Freiheit leben. Gott ist deshalb streng zu uns, damit wir uns vorher die Konsequenzen unserer Gedanken, Worte und Taten bewusst machen und so verantwortlich handeln; dann werden wir zu starken Persönlichkeiten, die verlässlich und berechenbar sind und Wort halten. Das ist allemal besser als Gleichgültigkeit, bei denen alles in die Binsen geht.

Zugleich ist es gut zu wissen, dass ich zu Gott kommen kann: Vor Ihn darf ich treten sowohl mit meiner Schuld und meinem Versagen als auch mit meinem Gelingen. Ich darf Ihm danken, und ich darf Ihn bitten. Keine Sekretärin, die mich abwimmelt, kein freundlicher Portier oder Pförtner, der mich herauskomplimentiert.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden