Nichtsnützige Hirten




In diesen drei Versen des elften Kapitels im Buch des Propheten Sacharja geht es um einen nichtsnutzigen Hirten, der nach dem Verlorenen nicht sieht, das Verlaufene nicht sucht, das Zerbrochene nicht heilt und das Gesunde nicht versorgt, aber das Fleisch der Fetten fressen und deren Klauen zerreißen wird.

Der Hirte steht hier als Bild für den Seelsorger, aber auch für die Verantwortung von uns Christen. Der nichtsnutzige Hirte geht dem Verlorenen nicht nach, er evangelisiert also nicht. Dass die Verlorenen in die ewige Verdammnis der nie verlöschenden Hölle kommen, ist ihm dabei einerlei.

Genausowenig geht er dem Verlaufenen nach: Das sind die Gläubigen, die Irrwege gehen, die Gefahr laufen, vom Glauben abzufallen oder vielleicht sogar abgefallen sind. Es geht auch um diejenigen Gläubigen, die faktisch zwar Kirchenmitglieder sind, aber sich nie oder nur äußerst selten in der Kirche sehen lassen oder bestenfalls die Gottesdienste besuchen, sich aber nicht engagieren. Es sind die Kalten und die Kaltgewordenen, die "reaktiviert" werden müssen.

Manchen Christen geht es schlecht, weil sie in geistlicher Not sind, vielleicht aber auch enttäuscht wurden oder von Zweifeln geplagt sind: Sie brauchen die geistliche Festigung, die geistliche Heilung, damit das Zerbrochene zusammenwächst und wieder heilt.

Selbst die Gesunden versorgen sie nicht: Die Gläubigen, die aktiv sind, deren lebendige Beziehung zu Jesus besteht, brauchen auch geistlichen Beistand, geistliche Führung, sie brauchen die Predigt, das Evangelium, die Auslegung der Schrift, um so im Glauben zu wachsen. Wer im Glauben nicht wächst, treibt ab. Für das geistliche Wachstum der Gesunden zu sorgen ist die Aufgabe derer, die als Seelsorger und Gemeindeleiter eingesetzt sind.

Und mancher dieser Hirten verlässt sogar seine Gemeinde, um "sein Ding" zu machen: Vielleicht ist es eine Karriere im Fernsehen oder in der Wirtschaft. Es gibt Prediger, denen es nur um das Geld geht. Mancher "Star" in diesem "Segment" verdient mit seinen Fernsehauftritten, mit seinen Predigten und Büchern sowie mit den Spenden Millionen und lebt aus dem Vollen. Aber er sorgt sich nicht um die Ausbreitung des Gottes Wortes, um das Wachstum der Gemeinde und ihrer Glieder.

Doch das alles gilt auch für uns Laien: Wir müssen uns klar sein, dass wir Verantwortung haben für die Verlorenen. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir das Evangelium ausbreiten müssen. Und jeder hat da Möglichkeiten. Auch der, der nicht viel Geld hat, hat die Chance, Traktate in seiner Nachbarschaft zu verbreiten. Und man kann mehr erreichen als man denkt. Ich habe z. B. Chicktraktate auch auf Hochsitzen ausgelegt oder an die Türklinken von Stromhäuschen gehängt. Bei manchen Wanderungen lege ich Traktate in Wanderhütten aus oder werfe sie in die Briefkästen von einsam gelegenen Bauernhöfen.

Aber auch die Nöte der Anderen interessieren mich insoweit, wie der jeweils Andere sie mir anvertrauen möchte. Und wenn ich helfen kann, dann helfe ich und kann so oft genug das Evangelium weitersagen.


(Autor: Markus Kenn)


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