Die Salbung in Betanien



Im Hause Simons, des Aussätzigen, trat zu Jesus eine Frau, die ihm mit kostbares Salböl auf Sein Haupt goss. Mit diesem Salböl, das sehr teuer gewesen ist, ging sie sehr großzügig um; deshalb waren die Jünger über diese "Verschwendung" ungehalten und hätten das Geld lieber den Armen gegeben.
Ich kann hier die Jünger sehr gut verstehen: Armut und Not waren immer sehr groß in der Welt, und damals, als es noch keinerlei Sozialversicherungen oder staatliche Unterstützung gab und auch keine sozialen Vereine, Verbände und Stiftungen, waren die Bedürftigen auf das Erbarmen der Menschen um sie darum auf Gedeih und Verderb angewiesen. Witwen, die keinen Versorger mehr hatten und keine Familie, die sie unterstützte, waren - genauso wie Waise - im wahrsten und buchstäblichsten Wortsinne auf die Güte und Hilfsbereitschaft der Menschen um sie herum angewiesen.

Auch heute noch gibt es sehr viel Not: In unserem Land wächst die Zahl der Obdachlosen genauso wie die der Langzeitarbeitslosen und derjenigen, die auf Suppenküchen, Tafeln und Kleiderkammern angewiesen sind, und längst ist es nicht mehr eine Klientel, die aus ohnehin Chancenlosen besteht; zunehmend reihen sich Akademiker ein, die aus "gutem Haus" kommen. Hungerkatastrophen, Epedimien und Naturkatastrophen tun ein Weiteres. Der Bedarf an riesigen Summen zur Bekämpfung der allergröbsten Not sind für die Hilfsorganisationen eine tägliche Herausforderung. Warum also Salböl "verschwenden"?

Doch die Frau hat nichts verschwendet, sondern sie tat ein gutes Werk an Jesus, der nicht allezeit in Seiner menschlichen Natur bei uns ist, wohl aber die Armen. Wir können jetzt, da Jesus zur Rechten des Vaters sitzt, viel für die Armen in Seiner Liebe tun und ihnen damit vermitteln, dass sie in Gottes Augen genauso wichtig und geliebt sind wie die Reichen und Superreichen.
Wenn die Liebe zu unserem Nächsten getragen ist von der Liebe zu Jesus, dann sind unsere Werke der Barmherzigkeit das Salböl, das wir Jesus geben ähnlich wie die Frau seinerzeit. Wichtig und ausschlaggebend ist immer und stets zu allererst die Liebe zu Gott: Alles, was wir aus Liebe zu Ihm tun, wird unvergessen bleiben in Ewigkeit genau wie die Salbung jener Frau, deren Tat überall gedacht wird, wo Sein Evangelium sich ausbreitet.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden