Wider die Pharisäer und Schriftgelehrten!



Jesus hat uns gesagt, dass wir das, was uns die Pharisäer und Schriftgelehrten lehren, tun sollen: Schließlich kannten sie das Gesetz und die Schrift in- und auswendig, und ihnen waren auch alle gängigen Kommentare und sogar die Kommentare zu den Kommentaren der Kommentare bekannt. Und die Schriftgelehrten konnten Herodes I ganz genau sagen, wo Jesus geboren werden würde und wussten, dass die Zeit gekommen war. Nach außen hin hielten sich die Pharisäer und Schriftgelehrten ja auch pedantisch an das Gesetz: Sie aßen nichts Unreines, die Befolgung der Speisegesetzgebung wurde genauso strikt befolgt wie die Abgabe des Zehnten: Sogar von dem, was man einkaufte, gab man noch den Zehnten.

Doch ihre Frömmigkeit war nur Lippenbekenntnis: Sie wollten beim Gebet gesehen werden, sie saßen gerne vorne an in der Synagoge und hatten es gern, wenn sie auf die Ehrenplätze kamen. Auf den Punkt gebracht: Sie waren sehr arrogant und von sich eingenommen; obendrein führten sie noch einige Gesetze um die Gebote Gottes ein: Das eigentliche Wort Gottes wurde so quasi unterdrückt, die menschliche Tradition war ihnen wichtiger als die eigentliche Schrift. Pharisäer und Schriftgelehrte hielten sich für Heilige, für gute Staatsbürger, für rechtschaffene Leute, die nach dem Motto handelten: "Tue Recht und fürchte niemand!"

Aber all ihre Werke taten sie, um einen guten Eindruck zu hinterlassen, um von den Leuten gesehen zu werden und Lob zu ergattern. Ihre breiten Gebetsriemen sollten ihre scheinbare Frömmigkeit unterstreichen, doch Erbarmen kannten sie nicht: Den Menschen luden sie Bürden auf, die sie kaum tragen konnten. Selbst aber machten sie keinen Finger krumm und schon gar nicht ihre Hände schmutzig. Nach außen hin musste alles stimmen, inwendig sah es dagegen wüst aus. Ist es nicht so oft auch bei uns?

Ich kenne eine Reihe von Leuten, deren Vorgarten gepflegt ist und jede Ecke regelrecht glänzt. Man kann - um eine Redensart zu verwenden - bei ihnen förmlich vom Boden essen. Kein Stäubchen ist an ihrer tadellos gebügelten Kleidung. Die Schuhe sind sauber, die Fingernägel manikürt. Man benutzt die besten Parfüms und Deos, die teuersten Seifen und Duschcremes. Man duscht mindestens zweimal am Tag. Und, und, und .... Doch inwendig sieht es bei diesen Leuten oft düster aus: Dem Verletzten auf der Strasse hilft man nicht, weil man sich schmutzig machen könnte.

Oft ist das Gute, das wir tun, im Grunde nur reine Imagepflege. Es gibt Unternehmen, die als soziale Sponsoren auftreten und ihre Werbung auf Autos, Internetseiten und Infotafeln der gemeinnützigen Organisationen schalten, um so den Eindruck zu erwecken, ein soziales Gewissen zu haben, während man gleichzeitig den eigenen Mitarbeitern Dumpinglöhne zahlt, die obendrein auch noch zu spät auf die Konten der Betreffenden überwiesen werden. Man kann nicht vorgeben, die Not zu bekämpfen und sozial zu sein, wenn man Not produziert. Wer den Tafeln spendet, darf aus seinen Mitarbeitern keine Tafelkunden machen.

Das soll nicht heißen, dass man nicht spenden soll, so man kann: Barmherzigkeit, die diesen Namen auch verdient, ist immer willkommen. Aber eine solches Erbarmen muss von Nächstenliebe und echter Verantwortung getragen sein. Es muss von Herzen kommen und ohne Berechnung gegeben werden. Was nützt es denn, wenn ich meiner alten Nachbarin nur dann die Taschen trage, wenn ich gesehen und von allen Menschen gelobt werde? Ich setze doch zudem einen Menschen der Scham aus, wenn ich so helfe. Und eine solche Hilfe ist doch lediglich Heuchelei, weil es mir dabei in diesem Fall nicht um wirkliches Helfen, sondern um Selbstbeweihräucherung ginge.

Auch der Unrat, den die Pharisäer und Schriftgelehrten in sich trugen, finden wir oft auch bei uns: Rachegedanken, Hass, Geiz, Ausreden. Seien wir doch ehrlich: Meistens können wir mehr tun als was wir wirklich geschehen lassen. In der Regel ist es doch oft unsere eigene Bequemlichkeit, die uns nicht in die Kirche gehen lässt, die sich von Trauernden irgendwie zurückzieht, die die Not eines Anderen nicht sehen möchte.

Mit diesen Versen kritisiert Jesus offen das Pharisäertum, doch die Sätze sind in die Bibel aufgenommen worden, damit sie auch uns zur Mahnung und Auferbauung dienen, damit wir darüber nachdenken, was bei uns noch im Argen liegt und uns hierin ebenfalls von Jesus verändern lassen, damit wir vollkommen werden wie auch unser Vater im Himmel vollkommen ist.


(Autor: Markus Kenn)


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