Wer hat das Denken des HERRN erkannt



Menschen wollen Gott „in die Karten schauen“. Sie stellen sich hinter Gott und sagen: "Lass mich über Deine Schulter blicken!" Aber sie sehen nichts. Gottes Schulter ist zu hoch. Gott ist zu groß.

Dann versuchen sie, sich irgendwie hochzuziehen. Sie klammem sich an den Sternen fest und streben durch sie über das Erforschliche hinaus. Sie befragen Planeten, Tierkreiszeichen und ihre Deuter. Aber die Antwort bleibt vieldeutig und vage.

Oder sie erhalten von übernatürlichen Mächten doch einen Einblick in das Unerforschliche - um den Preis ihrer Seele. Sie erfahren vielleicht die vermeintliche Zukunft - aber sie zerbrechen an dieser Erfahrung, an der immer noch bleibenden Ungewissheit oder an der Befürchtung, dass alles mit tödlicher Genauigkeit doch so eintreffen könnte, wie es enthüllt worden ist. Der Mensch kann das nicht ertragen.

Menschen wollen Gott in die Karten schauen. Auch Christen. Kennen wir nicht den an Gott gerichteten Wunsch: "HERR, lass uns doch wissen, was die Zukunft bringt!" Zukunftsangst, Unsicherheit und Ungeborgenheit machen diesen Wunsch ein Stück weit verständlich. Aber es ist ein gefährlicher Wunsch. Ein Wunsch, der den unverfügbaren Gott verfügbar machen will. Ein Wunsch, der sehr schnell in Wahrsagerei und okkulten Bindungen enden kann.

Kennen wir nicht auch das so fromm klingende Gebet: "HERR, lass uns doch wissen, was Dein Wille ist!" Versteckt sich dahinter nicht manchmal das Motiv, Gott verfügbar haben zu wollen, indem wir mehr wissen möchten, als uns zusteht?

Wohlbemerkt: Wir dürfen nach Gottes Willen fragen. Aber in dieser Frage muss es wirklich um Gottes Willen gehen, nicht um unseren Willen und die Erweiterung unseres Wissens. Es kommt darauf an, ob wir Gott in die Karten schauen wollen - dann ist dieses Gebet unangebracht - oder ob wir Gottes Willen erfragen in der Bereitschaft, uns ganz von Ihm führen zu lassen. Und zwar unabhängig von unseren Erwartungen und Wunschvorstellungen, unabhängig vom versteckten Streben nach eigenmächtiger menschlicher Zukunftssicherung. Sind wir bereit, uns ganz Gott und Seiner guten Führung auszuliefern?!

Hilflos starren viele nach vorne in die Zeit.
Doch die angestarrte Zeit erstarrt.
Lassen wir lieber der Zeit ihren Lauf
Und Dem unsere Zeit,
der dem Laufenden hilft.


(Autor: Lothar Gassmann)


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