Der Gottlose weiß gar nichts



Werk mit dem Titel "Antichrist" lehnte den christlichen Glauben und die christliche Ethik radikal ab. "Gott ist tot. Nun soll der Übermensch leben", lautete sein Motto.

An dieser Stelle möchte ich im Blick auf Nietzsche ein persönliches Erlebnis wiedergeben. Vor einigen Jahren besuchte ich das Nietzsche-Haus in Sils Maria inmitten der traumhaft schönen Landschaft des Oberengadins. Erschüttert stand ich vor den Fotografien, die Nietzsche in seiner über zehn Jahre bis zu seinem Tode währenden geistigen Umnachtung zeigen. Am Morgen hatte ich am Silser See auf dem dort befindlichen Nietzsche-Felsen das "trunkne Lied" aus dem "Zarathustra" gelesen: "O Mensch! Gib acht!/ Was spricht die tiefe Mittemacht?/ 'Ich schlief, ich schlief - / Aus tiefem Traum bin ich erwacht: / Die Welt ist tief,/ und tiefer als der Tag gedacht./ Tief ist ihr Weh - / Lust - tiefer noch als Herzeleid: / Weh spricht: Vergeh! / Doch alle Lust will Ewigkeit - / will tiefe, tiefe Ewigkeit'."

Unter dem Eindruck dieser Erlebnisse und dieses Gedichts schrieb ich in das im Nietzsche-Haus aufliegende Gästebuch: "O Mensch! Gib acht!/ Er starb in tiefer Nacht. / Welche Tragik, dass Nietzsche inmitten der Herrlichkeit dieser Schöpfung den Schöpfer nicht fand."

Der Mensch, der die Stelle Gottes einnehmen möchte, stürzt aus seiner scheinbaren Selbsterhöhung unmittelbar in den Abgrund - so wie die Engel, die vor der Erschaffung des Menschen bereits Gottgleichheit erstrebten und zu Dämonen wurden: "Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis in die Hölle gestoßen und übergeben, damit sie für das Gericht festgehalten werden" (2. Petrus 2,4; vgl. Hesekiel 28,1 ff.; Jesaja 14,12 ff.; Judas 6). Das ist eine sehr ernste Warnung. Hierzu ein Bild zum Nachdenken:

Steine in die Luft geschleudert
werden zu Vögeln

Doch im nächsten Augenblick
holt sie die Wirklichkeit zurück.


(Autor: Lothar Gassmann)


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