Der Sabbat ist für den Menschen da!



Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen.

Markus 2, 27 (luther 1912

Für die Pharisäer war die rigorose Einhaltung der Gesetze, Vorschriften und Gebote von größter Bedeutung; zu den mosaischen Gesetzen hatten sie nach eigenem Gutdünken auch noch ihre menschlichen Richtlinien hinzugefügt: Teilweise widersprachen ihre menschlichen Gebote sogar den von Gott gegebenen vollkommenen Geboten. Und oft genug kamen die Menschen, die sich an den Aussagen der Pharisäer, aber auch der Schriftgelehrten, orientierten, in große Gewissensnöte, weil sie entweder die eine oder die andere Vorschrift brechen mussten.

Auch wir stehen manchmal vor diesem Dilemma und müssen uns dann entscheiden, was wir tun und was wir lassen sollen. Letztendlich ist jeder Priester gezwungen, am Tag des Herrn die Sonntagsruhe dadurch zu brechen, dass er den Gottesdienst zelebriert, also arbeitet, und manch Seelsorgegespräch kann einfach nicht bis zum nächsten Tag warten.

Ebenso ist es mit anderen Berufsgruppen: Polizisten, Feuerwehren, Sanitätsdienste, Ärztebereitschaften und Katastrophenschutz müssen auch außerhalb der normalen Büro- und Geschäftszeiten ihre Dienste verrichten, denn Kriminelle, Brände, Krankheiten, Unfälle und Katastrophen fragen nicht danach, ob Gottes Feiertage eingehalten werden oder nicht.

Jesus hat uns deshalb gezeigt, wie man die Prioritäten richtig setzt, auf was es ankommt. Sicher: Manches kann bis zum nächsten Tag warten, und die Renovierung einer Wohnung muss nicht ausgerechnet an gesetzlichen Feiertagen stattfinden, selbst dann nicht, wenn es um leise Arbeiten handelt wie Tapezieren oder Anstreichen. Doch manche Not ist groß: Es ist nicht in Ordnung, sich von Jemanden abzuwenden, der uns bittet, dass man ihn aufgrund einer akuten Erkrankung zum Arzt zu bringen, weil er es selbst nicht schafft oder einem Angehörigen die Fahrt ins Krankenhaus zu verweigern, um einem sterbenden Verwandten die Hand zu halten.

Als David mit seinen Männern auf der Flucht vor Saul und Absalom war, da hatten er und seine Begleiter großen Hunger; deshalb aßen sie die Schaubrote, die eigentlich nur von den Priestern verzehrt werden durften: Auf ein solches Vergehen stand damals der Tod, und doch blieben David, seine Männer und der Priester, der ihnen die Schaubrote gab, aufgrund der konkreten Situation ohne Schuld.

Letztendlich war und ist der Sabbat auch nicht da, damit wir uns blindlings an ihm reiben, sondern der Sabbat ist für uns Menschen da: Wir sollen uns an diesem Tag auf Gott besinnen, Ihn loben, preisen, danken und ehren. Gleichzeitig weiß Gott, dass wir auch einmal unsere Ruhe brauchen, Entspannung, Muße. Selbst Maschinen können nicht kontinuierlich am Maximum arbeiten: Wer Gas gibt bis zum Anschlag, darf sich nicht wundern, wenn er selbst als Mensch und auch der Motor seines Wagens kaputt geht.

Ruhezeiten lassen uns wieder abkühlen, uns also wieder auf den Teppich kommen. Gleichhzeitig haben wir dadurch die Muße, auch einmal in aller Ruhe nachzudenken oder ganz einfach mal zu entspannen. Zudem können wir Beziehungen zu unserer Familie, zu unseren Freunden, zu unseren Nachbarn und zu unseren Glaubensgeschwistern pflegen. Gute Beziehungen sind wichtig, weil wir Menschen immer auch soziale Wesen sind. Das gilt selbst für Einzelgänger, die sich allein am Wohlsten fühlen, und doch brauchen sie hier und da auch mal jemanden, mit dem sie einmal reden können oder zu dem sie auch mal kommen können, wenn sie selbst Hilfe benötigen.

Es ist auch schön, einen Tag zu haben, in denen man miteinander plaudern und spazieren gehen kann, in denen man miteinander in einem etwas grösseren Kreis als seinen engsten Familienangehörigen etwas ißt, wenn man einmal die entfernteren Verwandten und Freunde besucht, zusammen vielleicht auch ein Gesellschaftsspiel spielt. Doch wenn es gilt, Barmherzigkeit zu üben, dann können wir auch am Feiertag des Herrn die Ärmel hochkrempeln und das Gute tun. Vielleicht ist es hier ein Krankenbesuch, vielleicht ist es die Einladung an die eigene Tafel, vielleicht ist es ein tröstender Zuspruch. Der Herr freut sich, wenn wir nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Taten lieben.


(Autor: Markus Kenn)


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