Stephanus - Der erste Märtyrer



Stephanus war ein Mann tiefen Glaubens und ein Missionar, der das Evangelium weitertrug. Doch von Anfang an stießen die Christen - wie Jesus selbst - auf entschiedenen Widerstand: Das etablierte Judentum fürchtete eine Irrlehre und die Aushöhlung ihres Glaubens ohne zu erkennen, dass Jesus gemäß der Schriften als der Retter bereits geboren war. Für die meisten Menschen der damaligen Zeit war es abenteuerlich zu glauben, dass Jesus als Sohn Gottes ans Kreuz zur Sühnung unserer Sünden gegangen und am dritten Tage auferstanden war.

Auch für die Menschen heute ist ein solcher Glaube abenteuerlich. Die Wenigsten können sich vorstellen, dass man Erlösung sich weder durch gute Taten noch durch Opfer noch durch selbstauferlegte Bußübungen erreichen kann: Selbst eine scheinbar optimale Kombination dieser Elemente bringt uns keinesfalls die Erlösung, und der Slogan: "Tue Recht und fürchte niemand!" stimmt zwar im Ansatz, blendet aber aus, dass wir ohne Jesus nichts tun können, was wirklich rechtens, gut und edel ist. Durch die Annahme des Sühnetodes Jesu werden wir reingewaschen von aller Schuld.

Diese Wahrheit hat Stephanus erkannt, und er nahm den Missionsbefehl sehr ernst. Dabei kannte er die Gefahren, er wusste um die Verfolgung nicht nur seitens des Römischen Reiches, dass in den ersten Christen eine Gefahr für das Imperium sah und zugleich in ihnen einen Sündenbock fand, den sie - die Tatsachen ausblendend - für jede Katastrophe und jedes Mißgeschick verantwortlich machen konnte, sondern auch um die Angriffe vor allem der jüdischen Oberschicht, der Schriftgelehrten und Pharisäer also. Trotzdem lehrte er. Dabei war er rein auch in Taten und in einem geheiligten Leben; deshalb hatte er das Angesicht eines Engels. Doch man fürchtete, dass die Lehre, die Stepahnus weitergab, die Ordnungen Gottes und des Mose außer Kraft setzen würde; dabei übersah man, dass Jesus die Erfüllung des Gesetzes ist.

In der eigentlichen Lehre, die Stephanus vorbrachte, aber auch in seinem Leben fand man nichts, was man hätte zur Anklage bringen können. Wie bei Jesus fuhr man falsche Zeugen auf, als man Stephanus vor den Hohen Rat schleppte. Stephanus wusste, dass es jetzt für ihn menschlich gesehen ausgesprochen eng wurde; dennoch lehrte er weiter und bewies Mut. Vorbildlich stand er zu seinen Überzeugungen und verleugnete Jesus nicht im Entferntesten; daran verschwendete er keinen einzigen noch so kleinen Gedanken. Ich bezweifle für mich persönlich, dass ich auch nur im Ansatz einen solchen Glaubensmut hätte; trotz meiner ziemlich "großen Klappe" - und die Betonung liegt hier ganz bestimmt nicht auf "ziemlich" - tue ich mich oft schwer im Bekennen meines Glaubens, obwohl ich da schon Einiges an Übung habe.

Letztendlich wurde Stephanus verurteilt und gesteinigt: Er sah den Himmel offen und Jesus zur Rechten Gottes sitzen und befahl seinen Geist - also seine Seele - in die Hände Gottes. Damit wird dokumentiert, dass er gerettet ist.
Darüber hinaus zeigte er menschliche Größe, Charakterstärke und eine von Herzen kommende Glaubensüberzeugung: Mitten im Schmerz einer qualvollen Steinigung entwickelte er keine Hass- und Rachegefühle, sondern bat Gott, dass Er diese Sünde seinen Peinigern nicht anrechnen möge. Im Angesicht eines Todesurteils, hervorgerufen durch Lügen, Verleumdungen und falsche Zeugen, dass auf eine schmerzhafte Art und Weise vollzogen wird und den man nur als Mord bezeichnen kann, zeigt dies, dass ihm die christliche Lehre absolut ernst war; sonst hätte er in dieser Situation nicht noch vergeben können.

Ich persönlich bin beschämt, wenn ich Stephanus Geschichte lese: Mein Mut ist weitaus geringer, das habe ich gerade schon zu meiner Schande zugeben müssen. Doch ein Weiteres: Oft tue ich mich schwer, Anderen zu vergeben; dabei geht es in meinem Leben im Grunde nur um Lapalien. Deshalb möchte ich an dieser Stelle bitten:
"Herr Jesus: Gib mir Mut im Glauben, Mut im Bekennen, Tapferkeit im Leid und ein Herz voller Liebe, das die Nöte der Anderen sieht, das Anderen vergibt, das mit Dir über Mauern springt. Bitte rechne niemandem die Schuld mir gegenüber an, sondern vergib mir vielmehr das eigene Versagen! In Jesu Namen, Amen!"


(Autor: Markus Kenn)


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