Rangordnung und Auswahl der Gäste



Am Liebsten sind wir Menschen enorm wichtig, wollen Ehrenplätze haben und gerne vornean stehen. Sogar in Kirchen gab es eine Rangordnung in den Sitzreihen: Je höher einer gesellschaftlich stand, umso weiter vorne durfte er sitzen. Genauso ist es mit den Gästen auf einer Feier: Diejenigen, die am Engsten mit dem Gastgeber verwandt und / oder befreundet sind, dürfen ihm am Nächsten sitzen. Das zeigt auch die Wichtigkeit, die den einzelnen Personen zugedacht wird. Und weil wir ja wichtig sein wollen, versuchen wir, ganz vorne zu sein.

Mancher hat sich dabei verzettelt und gründlich blamiert, indem er weiter unten hingesetzt wurde und vielleicht sogar das Schlusslicht war. Dann könnte man vor Scham in den Boden versinken. Besser ist es da, bescheiden zu sein: Es ist angenehmer, hochrücken zu dürfen als sich weiter nach unten setzen zu müssen. Bescheidene Menschen sind weitaus seltener einer peinlichen Situation ausgesetzt als solche, die sich in ihrer Prahlsucht verfangen. Deshalb ist Bescheidenheit eine Tugend.

Doch auch aus weiteren Gründen sollen wir bescheiden sein: Wer unbescheiden ist, verzettelt sich, sieht nur sich selbst und wird einsam. Der Bescheidene hingegen sieht das Wesentliche, das Eigentliche und ist konzentrierter im Erreichen der wirklich wichtigen Ziele. Es geht dem, der bescheiden ist, um die Sache und nicht um die eigene Person. Das macht objektiver, aber auch ansprechbarer.

Auch bei der Auswahl der Gäste sollten wir anders sein: Die Meisten von uns laden andere Menschen ein aus Berechnung; sie möchten dann selbst auf einen Geburtstag, eine Hochzeit, eine wie auch immer geartete Feier eingeladen werden. Still hofft man, dass sich die eigene Investition "lohnt". Sprich: Man erwartet, dass man zumindest die eigenen Kosten raus hat. Es ist wie beim "Schmeißen von Lokalrunden"; erst ist Kalle dran, dann Ede, dann Tommy, dann Pit und dann wieder Kalle usw. Im Grunde macht es keinen Sinn.

Deshalb fordert uns Jesus auf, Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde einzuladen. In der damaligen Zeit konnten Lahme, Blinde und Verkrüppelte nichts verdienen und schon gar nicht reich werden. Auch die Armen hatten und haben nichts, um vergelten zu können. Wer diesen Personenkreis einlädt, hat aus weltlicher Sicht nichts davon. Die Welt sagt darüber: "Außer Spesen nichts gewesen."

Wer aber ohne Berechnung gibt, der gibt von Herzen, der will wirklich Freude schenken, der zeigt, dass er die Liebe Gottes in sich trägt, der an jeden von uns Seine Liebe verschwendet als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. Viele haben dieses Prinzip verstanden. Sie laden zwar ihre Freunde ein, wenn es darum geht, eine Hochzeit oder eine andere Familienfeier auszurichten, doch sie bitten, auf den Kauf von Geschenken für den oder die zu Ehrenden zu verzichten; stattdessen wird um Spenden für einen wohltätigen Zweck gebeten. Sogar in Traueranzeigen habe ich gelesen, dass auf Geldgeschenke verzichtet wird und man stattdessen bittet, für ein Krankenhaus oder z. B. für die Krebs- oder Aidsstiftung zu spenden. Gerade davor ziehe ich meinen Hut.

Im Grunde sagt dieser Bibeltext aus, dass Bescheidenheit uns gut tut und uns letztendlich zu der uns gebührenden Ehre gereicht, aber auch, dass man Einladungen nicht aus Berechnung abgeben soll, sondern aus Liebe. Es ist immer wieder schön, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, weil man dadurch selbst reicher wird, und wer denjenigen hilft, die Hilfe brauchen, erfährt so viel an Dank, dass er selbst gestärkt davon geht. Liebe üben tut uns allen gut.


(Autor: Markus Kenn)


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