Rühmen wir uns dem Herrn!



Aber sind wir damit wirklich weise? Wir haben gleichzeitig trotz aller Abrüstungsbemühungen und Friedensverhandlungen immer noch einen Overkill: In den Depots der Armeen finden wir chemische und bakteriologische Waffen, deren Wirkung verheerend ist. Selbst ein konventionell geführter Krieg hätte dieselbe Zerstörungskraft wie ein atomarer; der Unterschied zwischen beiden Kriegsformen liegt nur darin, dass nukleare Sprengsätze Gebiete über Jahrhunderte, vielleicht sogar über Jahrtausende verseuchen und genetische Veränderungen auch bei Menschen hervorrufen, die nicht abzuschätzen sind wie man nach den beiden Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki bedauerlicherweise sehen kann. Obwohl es immer noch viele Krankheiten gibt, sind Ärzte und Biologen immer noch damit beschäftigt, totbringende Waffen zu entwickeln und für die eigenen Truppen Impfstoffe. Trotz der Tatsache, dass Depressionen zu einer Volksseuche geworden sind, dass Psychosen und Suchtkrankheiten eine schnelle Therapie fordern, arbeiten Psychologen Formen der psychologischen Kriegsführung aus. Trotz aller Armut und des Hungers in der Welt wird eine enorme Intelligenz darauf verwendet, neue, immer tödlichere Waffen zu entwickeln. Welch ein Irrsinn! Weise ist das wirklich nicht!

Wir Menschen neigen dazu, uns selbst zu loben: Wir sind stolz auf unsere Weisheit und unsere Klugheit. Wir sind sehr stolz auf unseren wissenschaftlichen Fortschritt. Wir sind unheimlich stolz auf unseren Erfindungsgeist und das, was wir an Innovationen so alles hervorgebracht haben. Und es ist ja auch sehr viel davon brauchbar: Medikamente heilen Krankheiten, an denen wir noch vor ein- oder zweihundert Jahren gestorben sind. Medizinische Geräte beschleunigen Diagnosen. Haushaltsgeräte und Roboter erleichtern uns Arbeitsabläufe, und ohne Maschinen wie Mähdrescher oder Vollernter wären unsere Landwirte aufgeschmissen.

Und unsere Stärke? Sehr schnell bemerken wir in Krisensituationen, in Sorgen, bei Konflikten, während der Phasen der Trauer, dass wir gar nicht so stark sind wie wir meinen; sehr schnell überfällt uns da die Resignation, sehen wir keinen Ausweg mehr und geben auf. Mancher arbeitet wie irrsinnig und wundert sich, dass ihn ein Herzinfarkt, bedingt durch Stress, ans Bett fesselt. Auch Boxer halten sich für stark und lassen vor einem Kampf die Sprüche los, doch viele trugen durch das Boxen Schäden fürs Leben davon. Unsere Stärke ist begrenzt.

Andere verlassen sich auf ihren Reichtum und scheinen damit recht zu haben. Wer will ihnen denn die Millionen und Milliarden nehmen? Das Vermögen ist breit gestreut, das Geld sicher angelegt, die eigenen Häuser alarmgesichert und videoüberwacht. Bodyguards und Sicherheitsleute schützen professionell. Aber ist Reichtum wirklich so sicher?

Philipp Holzmann gehörte zu den ganz großen deutschen Baukonzernen und wurde - trotz millionenschwerer Bürgschaften des Bundes - Anfang des 21. Jahrhunderts Geschichte. Auch Hertie, ein einstmals stolzer Warenhauskonzern, machte pleite. Woolworth meldete die Insolvenz an, und bei Schlecker sieht es auch nicht rosig aus. Ob die Drogeriekette überhaupt gerettet werden kann, weiß man nicht; auf jeden Fall wird sie ganz schön Federn lassen müssen.

Die Beispiele erinnern an den Jüngling von Nain, der sein Herz ebenfalls an den Reichtum gehängt hatte und traurig war, dass Jesus ihm sagte, er solle sich von seinen Gütern trennen und den Armen geben. Dabei war jener Jüngling sicher kein schlechterer Mensch als die anderen und vielleicht sogar großzügig. Und auch der reiche Mann aus der Geschichte mit dem armen Lazarus dachte nicht im Entferntesten daran, dass er einmal in der Hölle erwachen würde: Er konnte sich doch allen Luxus, den die damalige Zeit zu bieten hatte, leisten: Ein schönes Haus, um das ihn sogar heute noch viele beneiden würden, luxuriöse, pompöse Gewänder, die leckersten Speisen, die edelsten Weine. Und doch endete er in der Hölle, weil er Gott ausgeblendet hatte.

Unser Land gehört zu den Reichsten der Erde, und doch ist auch hier die Not und das Elend sehr groß: Die Zahl der Obdachlosigkeit wächst, und der prozentuale Anteil von Kindern, die in Armut leben, nimmt zu. In den Städten verdienen sich immer mehr Flaschensammler durch das Pfand ihr dringend benötigtes Zubrot. Die Rentner werden immer ärmer; Altersarmut ist längst keine Hypothese mehr. Griechenland - in der Antike eine Hochkultur - steht heute vor dem Staatsbankrott. Spanien und Portugal, im 16ten und 17ten Jahrhundert reiche Kolonialmächte, gehören zu den ärmsten Ländern Europas. Großbritannien, das einstige Empire, hat sehr viele soziale Probleme, die sich nicht nur auf London oder ehemals blühende Industriestädte beschränken.

Und hier schließt sich der Kreis: Die einstige Stärke von Unternehmen und / oder Staaten ist oft genug im Laufe der Geschichte verebbt, und manchmal dauerte es nur eine ganz kurze Periode. Alle verließen sich auf ihre eigene Weisheit und auf die Weisheit ihrer Berater. Doch wie Philipp Holzmann, Woolworth, Hertie und Schlecker müssen wir erkennen, dass unsere menschliche Weisheit und Stärke, unser Reichtum und unsere Kraft nicht alle Probleme lösen und uns nicht davor schützen können, in Not und Elend abzugleiten.

Wir müssen erkennen, dass wahre Weisheit, wahre Stärke und wahrer Reichtum nur in Gott begründet ist: Wer Ihn erkennt, ist wirklich klug, wirklich voller Kraft und wahrhaft reich, selbst wenn es nach außen hin anders erscheinen mag. In den Krisen des Lebens bewährt sich der Glaube an Gott erheblich besser als irdischer Reichtum und irdische Weisheit. Das erinnert mich zugleich an das Wort Jesu, mit dem ich schließe:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Johannes 15, 5 (Luther 1912)


(Autor: Markus Kenn)


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