Der dritte Bußpsalm Davids



Die Sünde machte David schwer zu schaffen: Sein Gewissen klagte ihn an; es waren die beschriebenen Pfeile Gottes, die in ihm steckten. Und die Sünde hat David förmlich die Sprache verschlagen; deshalb ist er wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. Wagen wir es oft auch nicht mehr, etwas zu sagen, weil wir mit einer Lüge aufgefallen sind oder mit einer Verleumdung? Vorher waren wir wie taub: Wir haben nicht auf Gottes Wort und Seine Weisungen gehört.

David beschreibt dies sehr gut, doch statt Gott anzuklagen, steht David für sein eigenes Vergehen, für sein eigenes Verzagen ein; er gibt seine Schuld unumwunden zu und sucht keine Ausreden: Schuld sind nicht die Anderen, weder die Eltern noch die Lehrer, weder die Umstände noch falsche Berater. Für unsere Sünden sind wir selbst verantwortlich. Wenn wir lügen oder stehlen, dann haben wir diese Sünden begangen. Es mag sein, dass uns jemand dazu angestiftet und damit selbst Schuld auf sich geladen hat; das aber entbindet uns nicht von der eigenen Verantwortung für unser tun: Wir selbst entscheiden ja, ob wir lügen oder stehlen oder ob wir beides lassen.

Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Sünde uns krank macht, krank an der Psyche, krank am Körper. Wer in seiner Gier immer nur mehr und noch mehr haben möchte, darf sich nicht wundern, wenn er sich in Stress versetzt und dadurch sowohl Magengeschwüre als auch Bluthochdruck, Schlaganfälle und Herzinfarkte bekommt. Wer nur neidisch auf andere schaut, darf nicht erstaunt darüber sein, wenn er sich damit selbst fertig macht.

Anders ausgedrückt: Die meisten Schwerverbrecher gehen der Polizei nicht wegen der Polizeiarbeit als solche ins Netz, sondern weil sie mürbe geworden sind: Ihre seelische Widerstandskraft ist gebrochen. Wer sich ständig irgendwie verstecken muß, gerät unter einen Druck, den er auf Dauer nicht aushalten kann. Bei Manchem endet das sogar in Verfolgungswahn.

Vor allem klagt unser Gewissen uns an, auch wenn es noch so abgestumpft ist. Das macht nicht nur die Seele, sondern - wie gerade erklärt - auch den Körper krank. Schuld ist stets eine schwere Last, und wir gehen um so mehr an ihr zugrunde, je größer sie ist. David beschreibt das aus der eigenen konkreten Erfahrung.

Doch er resigniert nicht, sondern fleht Gott inständig an, dass ihm seine Schuld vergeben wird. Er gibt seine Schuld vor Gott zu und beschönigt nichts. Deshalb vergibt ihm Gott. Sind wir da genauso? Oder versuchen wir uns, irgendwie herauszuwinden? Ich jedenfalls ertappe mich oft dabei, die eigene Schuld irgendwie zu entschuldigen: Psychologen nennen das Rationalisierung. Das bedeutet, dass man nach guten Gründen sucht, warum man so gehandelt hat, auch wenn dieses Handeln nicht den geringsten Sinn macht und sogar sehr schädlich für einen selbst und für andere ist.

Letztendlich lassen sich für jeden noch so großen Schwachsinn viele Ausreden und Gründe finden. Dies jedoch führt an der Wahrheit vorbei; wir betrügen uns damit selbst und verlieren den Bezug zu den Realitäten. Damit ist aber Niemandem geholfen. Nur wenn wir wie David ehrlich genug sind, unsere Schuld als solche zu bezeichnen und vor Gott zu bringen mit dem Willen, es in Zukunft anders zu machen und uns von Gott verändern zu lassen, dann werden wir von den falschen Verhaltensmustern abkommen. Dann werden wir frei werden von Schuld und damit auch von unsinnigem Ballast. Unsere Seele atmet freier. Menschen, deren Schuld vergeben ist, sind aber nicht nur in psychischer, sondern auch in körperlicher Hinsicht gesünder.

Wem die Schuld vergeben ist, der kann auch selbst vergeben und hat den Blick frei für das Eigentliche: Wo die Schuld, die uns von Gott trennt, bereinigt ist, richten wir uns wieder aus auf das, was gut ist und damit auch gut tut. Lernen wir also von David, indem wir unsere Schuld bereuen, benennen und vor Gott bringen, um uns von Ihm formen zu lassen.


(Autor: Markus Kenn)


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