Der vierte Bußpsalm Davids



In diesem Bußpsalm bittet David wieder, dass der Herr ihm, dem Sünder, gnädig sein soll. Das ist ein großer Unterschied zu den Pharisäern zur Zeit Jesu, die in ihrer Selbstgerechtigkeit sich über den grünen Klee lobten: Sie bildeten sich sehr viel auf ihre Frömmigkeit und Gesetzestreue ein und übersahen, dass auch sie nur Menschen waren und das Gesetz nie in der ganzen Fülle einhalten konnten, aller Vor- und aller Umsicht zum Trotz.

Doch auch wir als Christen müssen uns davor hüten, selbstgerecht zu werden; vor etwas mehr als zwanzig Jahren sagte ein junger Glaubensbruder diesbezüglich einen sehr guten Satz: "Als Christen sind wir keine besseren Menschen, sondern nur am Tage des Gerichts besser dran!" - Das stimmt: Weil Jesus uns vergeben hat, sind wir gerettet, nicht aus eigenen Verdiensten. Und uns muss immer bewusst sein, dass wir immer wieder Dinge tun, die vor Gott nicht in Ordnung sind.

David ist hier ein sehr gutes Beispiel: Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes, und doch beging er Fehler und sündigte. Wenn wir auf die anderen großen Männer des Glaubens sehen, so erkennen wir, dass auch hier nicht immer eitel Sonnenschein war: Mose erschlug einen Ägypter, Noah war ein Weinsäufer, Jona versuchte, sich vor seinem Auftrag zu drücken, Petrus verleugnete den Herrn dreimal, und Saulus war ein Christenverfolger, bevor er zum Paulus und damit zum Völkerapostel wurde. Und auch diejenigen Jünger, die Jesus mit Erdenaugen sahen, hatten einen Rangstreit und Eifersüchteleien; in den ersten Gemeinden mussten die Apostel auch ordnend eingreifen, weil es zu Irrlehren und / oder Streitigkeiten kam.

Aber - gleichwie David - gestanden die wirklich Gläubigen immer wieder ihre Schuld ein und tun dies auch heute. Uns allen geschieht das genauso, und ich muss für mich selbst eingestehen, dass ich oft genug mich vor dem Herrn beugen und bekennen muss, wieder mal daneben gelegen zu haben. Irgendwie habe ich unter anderem die Begabung, in jedes Fettnäpfchen zu treten: Keines ist mir so groß, dass ich nicht voll reinspringe, und keines zu klein als dass ich es nicht doch noch träfe. Und die Schattierungen dazwischen lasse ich allenfalls aus Mangel an Gelegenheit, nicht aber wegen meines "guten" Charakters aus.

Im sechsten Vers gibt David zu, allein an Gott gesündigt zu haben. Das zeigt, dass er gar nichts zu relativieren versucht. Wie oft deuten wir auf die Anderen, die ja doch schlimmer sind als wir: Schließlich haben wir nie geklaut und noch nie einen umgebracht. Aber was ist mit dem Apfel, den wir aus Nachbars Garten gemobst haben, und wie oft haben wir in Gedanken jemanden den Hals umgedreht?

David bittet, vom Herrn gereinigt zu werden: Das ist seine ganz persönliche Bankrotterklärung Gott gegenüber. David gesteht ein: "Herr, nur Du kannst mich rein machen und mich waschen!" Das zeigt die ganze Hilflosigkeit, die David hat. Es ist wie bei der Fußwaschung Jesu, die wir aus dem Johannesevangelium kennen. Seinen Jüngern war die Schuld bereits vergeben, sie waren gereinigt, und dennoch brauchten sie immer wieder neue Reinigung, weil sie schmutzig werden.

Es ist vergleichbar mit der Körperpflege: Wir waschen uns ja auch nicht einmal in unserem Leben, und wir duschen ja auch in der Regel öfter als einmal die Woche. Wir wissen: Der Körperhygiene genügt es nicht, einmal im Jahr zu Weihnachten ein Vollbad zu nehmen. So ist es mit unserer Seele: Durch das Blut Jesu haben wir zwar ein Vollbad genommen, dass uns von aller Schuld reinwusch: Dennoch müssen wir uns täglich waschen, also unsere Sünden, unser Fehlverhalten vor Gott eingestehen und um Vergebung sowie um Veränderung bitten.

Wir tun gut daran, um ein neues, reines Herz zu bitten. Jesus hat ja Nikodemus erklärt, dass nur die geistliche Wiedergeburt in Christo rettet. In dieser Wiedergeburt erhalten wir ein reines Herz, ein Herz nach dem Sinne Gottes. Dann sehen wir alles in Gottes Licht. Doch dieses reine Herz müssen wir sauber halten. Wir müssen um Vergebung bitten wieder und immer wieder. Damit zeigen wir unsere Reue, aber auch Vertrauen zu unserem himmlischen Vater. Ein Kind, das ein gesundes Verhältnis zu seinem Vater hat, geht ja auch zu ihm hin und bekennt, wenn es etwas falsch gemacht hat, auch wenn der Vater streng ist und dem Kind bestimmte Konsequenzen auferlegt. Doch das geschieht ja zum Wohle des Kindes. Genauso macht es Gott: Wenn Er streng zu uns ist, dann geschieht das nur zu unserem Besten.

Wir dürfen zu Ihm kommen: Er vergibt uns, und Er liebt uns.


(Autor: Markus Kenn)


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