Einheit in Vielfalt



So ermahne nun euch ich Gefangener in dem HERRN, daß ihr wandelt, wie sich's gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein HERR, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen. Einem jeglichen aber unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi......

Epheser 4,1-16

Innerhalb einer Gemeinde ist es unschwer zu erkennen, dass wir als Christen ein ganz schön bunter Haufen sind: Unterschiedliche Lebensläufe, unterschiedliche Schul- und Berufsabschlüsse, unterschiedliche Berufswege, unterschiedliche Begabungen und natürlich auch unterschiedliche Mentalitäten: Der Eine ist schüchtern und zurückhaltend, der Andere ist ein Temperamentsbolzen, der Nächste ist ruhig, der Übernächste lustig, wieder ein Anderer ist ziemlich ernst. Doch so unterschiedlich wir auch sind, so haben wir eines gemeinsam: Unseren Erretter Jesus.

Auch wenn wir in der Bibelauslegung da und dort die ein oder andere unterschiedliche Meinung haben, müssen wir einig sein im Geist: Wir müssen - um es so auszudrücken - solidarisch miteinander sein und uns einig sein darüber, dass nur Jesus allein rettet. Gott ist über uns und hat uns zu Seinen Kindern gemacht. Wir sind also Geschwister und durch Christi Blut Blutsverwandte. Genauso wie ein großer Bruder seine kleine Schwester beschützt, haben wir für die einzustehen, die schwächer sind als wir.

Wir haben ja auch viel Gemeinsames: Wir haben denselben Retter, denselben Vater, dieselben Werte. Wir gehen gerne in den Gottesdienst, wir beten gemeinsam, wir sind oft auch in der Freizeit zusammen und arbeiten gemeinsam am Werk des Herrn. Eines Tages werden wir im Himmel, bei Gott, sein, der Eine früher, der Andere später, doch darauf kommt es mit dem Blick auf die Ewigkeit ja auch gar nicht an. Wir haben gemeinsam dieselbe großartige Zukunftsperspektive.

Trotz der Tatsache, dass wir ein Leib sind, sind wir viele Glieder, und so, wie beim Leib der Fuß eine andere Aufgabe hat als die Augen und die Ohren eine andere Aufgabe als die Hände, so haben auch die einzelnen Gemeindeglieder unterschiedliche Aufgaben, weil sie unterschiedliche Begabungen, Erfahrungen und unterschiedliche Ausbildungen und Kenntnisse haben. Doch genauso wie der Lehrer, der Prediger, der Seelsorger, der Diakon in einer Gemeinde wichtig ist, genauso wichtig ist der Einzelne, der backt, Kaffee kocht, den Putzdienst übernimmt, Renovierungsarbeiten in der Gemeindehalle durchführt usw. Keiner ist im Dienste Gottes mehr wert als der Andere und deshalb ist auch niemand weniger wert.

Und jeder erreicht andere Leute, weil er mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Hinzu kommt, dass ja auch die "Chemie" zwischen den Menschen stimmen muss: Die Menschen, die ich z. B. niemals erreichen würde, erreicht ein Anderer, und die, die ich erreiche, erreichen Andere nicht. Und manchmal ist es ein Zusammenspiel unterschiedlicher Menschen, auch wenn uns das selbst gar nicht bewusst wird. Es kommen auch Menschen zum Glauben, wenn sie sehen, dass in einer Gemeinde unterschiedliche Menschen miteinander klar kommen, auch wenn sie sich so sehr unterscheiden wie der Perfektionist von dem Chaoten. Wer weiß, ob nicht jemand dadurch überzeugt wird, weil er beim Gemeindekaffee bemerkt, dass es hier jemanden gibt, der gut backen kann, während er in einem Gespräch zugleich feststellt, dass sein Gegenüber ein guter Zuhörer und Ratgeber ist.

Deshalb hat Gott uns ja auch unterschiedliche Aufgaben gegeben: Genauso, wie das Auge sieht, das Ohr hört, der Fuß geht, die Hände greifen, genauso haben wir von Gott unterschiedliche Aufträge. Den Einen gebraucht Gott als Evangelisten, den Anderen als Seelsorger, den Nächsten als Organisator. Jeder einzelne Christ wird gebraucht, auch wenn er aufgrund seines Alters und / oder einer Krankheit bzw. aufgrund von Invalidität "nur noch beten" kann.

Wir werden auch an unterschiedliche Orte gestellt: Der Eine ist Pfleger im Seniorenheim, der Andere eine Ein-Euro-Kraft an einer Schule, der Nächste Verkäufer, der Übernächste ein Buchhalter, und wieder ein Anderer Unternehmensberater. So unterschiedlich unsere Berufe und Lebenssituationen sind, ist uns doch gemeinsam der missionarische Auftrag: Weil wir unterschiedliche Kollegen haben, unterschiedliche Bekannte und Nachbarn, können wir unterschiedliche Menschen erreichen. Die Tatsache, dass es Reiche und Arme in der Gemeinde gibt, lässt zu, dass ein Millionär einen anderen davon überzeugt, dass das Christentum nicht nur für die "Verlierer" da ist, sondern auch für die "Siegertypen", und der Arme, der von einem anderen Armen angesprochen wird, bemerkt, dass Jesus nicht nur in die Villen und Bungalows kommt, um Menschen zu retten.

Das wird auch schon in der Weihnachtsbotschaft klar, wo die Hirten als die Ausgestoßenen ihrer Zeit zur Krippe kamen, aber auch die Weisen aus dem Morgenland, die reich, gebildet und äußerst einflussreich gewesen sind. Zu Jesu Freundeskreis gehörten einfache Fischer genauso wie einige Pharisäer, also Gebildete, die an ihn glaubten. Ebenso, wie er die Fragen von Zöllnern beantwortete, genauso nahm er sich Zeit für die Samariterin - als Mann sich in der Öffentlichkeit mit einer Frau und dann noch mit einer Samariterin zu unterhalten, war damals jeweils für sich genommen schon ein Skandal! -, und er stand auch dem Pharisäer Nikodemus noch mitten in der Nacht Rede und Antwort. Soll heißen: Der Hartz-IV-Empfänger, der Christ ist, wird von Gott genauso gebraucht wie der christliche Milliardär. Nicht nur Professor Doktor, Doktor Sowieso ist für Gott brauchbar, sondern auch das Milchmädchen Lieschen Müller. Nicht nur der Superstar und der Promi, sondern auch Otto Normalverbraucher ist für Gott brauchbar. Selbst ein zerlumpter Obdachloser, der an Christus glaubt, kann Gott brauchen.

So berichtete die Karmelmission einmal von einem Muslim, der zum Christen wurde und von seiner Familie verstoßen wurde. Ohne Arbeit und Einkünfte lebte er von den Essensresten der Restaurants, die er sich aus den Mülltonnen fischte. Heute hilft er mit, die Liebe Gottes unter den Muslimen zu verbreiten und ihnen von Christus zu erzählen. Und es gab einmal ein Mädchen, das lange Fußwege zurücklegte, um Menschen für Christus zu erreichen und sich dabei sogar eine Lungenentzündung einfing. Später wurde sie hauptamtliche Missionarin mit einer segensreichen Arbeit. Auch las ich die Geschichte von einem kranken Jungen, der sein Zimmer nicht verlassen konnte, aber auf Zetteln Bibeltexte schrieb und sie aus dem Fenster warf und so Menschen erreichte. Manch Glaubender hat auf dem Sterbebett noch diejenigen von Jesus überzeugen können, die zurück blieben.

Ja, in der Gemeinde brauchen wir die unterschiedlichen Glieder, Aufträge und Begabungen: Was wäre der Lobpreis ohne Chor und ohne Instrumentenspieler? Was wäre der Gottesdienst ohne Auslegung der Bibel durch einen Prediger? Was wäre die Beschallung ohne die Techniker? Hätte die ein oder andere Gemeinde nicht den Programmierer oder den Computerfreak, dann hätte sie ihre Homepage nicht. Und mancher Buchhalter übernimmt die Buchführung für die Gemeinde. Was wäre die Gemeinde ohne Kinderbetreuung, ohne die, die sauber machen und spülen, ohne die, die zuhören, die beten, die dies oder jenes tun. Scheint es auch vielleicht wenig zu sein, was der ein oder andere tut: Vor Gott zählt nicht das, was wir geben, sondern das, was wir zurückhalten. Wie das Scherflein der Witwe, das mehr zählte als das, was aus dem Überfluss der Reichen kam. Auch das Scherflein unserer Taten zählt sehr viel vor Gott, wenn wir es aus Liebe zu Ihm und den Menschen tun.

Wir haben einen Auftrag, jeder einzelne von uns. Der sieht überall anders aus. Aber er ist erfüllbar. Wenn Gott uns in die Wüste schickt, dann gibt er uns auch genug zu trinken dafür. Wenn Gott uns auf den Berg schickt, dann können wir auch klettern. Wenn Gott uns zu den Nervensägen schickt, dann gibt er uns auch die notwendige Ruhe dafür. Fragen wir Ihn, was Er uns für einen Auftrag in unserem Leben gibt und was wir jetzt konkret für Ihn tun dürfen. Seine Antwort lässt ganz sicher nicht auf sich warten.


(Autor: Markus Kenn)


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