In Liebe zurechtweisen



Als Gemeindemitglieder sind wir nicht perfekt; deshalb kann es vorkommen, dass wir uns versündigen und unsere Glaubensgeschwister betrüben. Das tut natürlich allen sehr weh. Dabei müssen wir uns nicht allein an der Gemeinde oder an einem einzelnen Gemeindeglied versündigt haben, sondern können woanders der Versuchung erlegen sein. Vielleicht ist es auch eine üble Angewohnheit, die wir bei uns selbst nicht oder noch nicht wahrgenommen haben. Wir erwarten dann, dass wir in Liebe darauf aufmerksam gemacht werden und man uns in Liebe auf unserem Glaubensweg hilft.

Das dürfen auch andere Glaubensgeschwister von uns erwarten: Unsere Kritik - ob Lob oder Tadel - hat in Liebe zu geschehen. Es darf uns nicht darum gehen, einen anderen "fertig zu machen" oder uns selbst zu beweihräuchern nach dem Motto: "Nimm dir gefälligst ein Beispiel an mir, denn ich bin ja soooooooooooo schrecklich gut!" Nein, es hat in der Liebe immer konstruktiv zu sein. Wir sind ja miteinander durch Jesus erlöst, und wir haben miteinander den Auftrag, Jesu Lehre und damit Sein Evangelium weiter zu geben.

Davon einmal abgesehen macht es wirklich keinen guten Eindruck, wenn wir von der Liebe Gottes sprechen, der tatsächlich Seinen eingeborenen Sohn aus Liebe zu uns dahin gab, und die Besucher unserer Gemeinde miterleben müssen, wie man sich gegenseitig auf das Übelste herunter putzt; darüber hinaus machen wir uns damit unglaubwürdig.

Eine wirklich liebevolle Zurechtweisung, denkt daran, dass man selbst auch nicht perfekt ist; sie lässt den Empfänger der Zurechtweisung bemerken, dass es hier nicht darum geht, ihn zu verletzen und bloß zu stellen, sondern darum, ihm auf seinem Glaubensweg zu helfen. Wir müssen aber auch bereit sein, selbst Belehrung anzunehmen, auch wenn sie von dem kommen sollte, den wir gerade zum Beispiel auf ein Fehlverhalten hingewiesen haben. Es kann ja sogar sein, dass uns bei einem anderen derjenige Fehler aufgefallen ist, den wir - wenn auch vielleicht unbewusst - selbst haben.

Das bemerke ich immer wieder bei mir: Weil ich eine "Schwätzmaschine" bin - ich höre mir nämlich selbst gern zu und rede viel zu viel! -, fallen mir diejenigen Leute am meisten auf, die andere ebenfalls nicht zu Wort kommen lassen. Und meistens bin ich über die anderen wütend und auch beleidigte Leberwurst, und sicher ist es umgekehrt da nicht sehr viel anders. Doch ich hoffe, dass hier liebevolle Zurechtweisung schon etwas bewirkt hat. Wie eine solche bei meinem Redefluss aussehen könnte, soll folgendes Beispiel dokumentieren: "Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch und unser Markus ein Großverlagshaus mit angeschlossener Riesenbibliothek."

Natürlich geht es nicht immer auf der humorvollen Schiene (bei mir auch nicht). Manchmal sind sehr ernste Worte notwendig und bestimmte, unliebsame Konsequenzen. Aber auch das darf niemals Racheakt sein oder die willkommene Gelegenheit, den gestrauchelten Bruder, die gestrauchelte Schwester bloß zu stellen und zu verletzen. Als Christen sollten wir uns niemals so benehmen wie der Elefant im Porzellanladen, und wir sind auch keine Axt im Walde.

Vielleicht müssen wir uns auch von jemanden abwenden, zum Beispiel von Jemanden, der sich immer wieder betrinkt oder Drogen nimmt. Aber er muss dabei wissen, dass er jederzeit willkommen ist, sobald er wirklich Hilfe haben will. Für uns Christen, die wir nach biblischen Werten leben, ist der außereheliche Verkehr auch nicht in Ordnung, aber sollen wir eine Frau, die dadurch schwanger geworden ist, alleine lassen, damit sie womöglich ihr Kind abtreibt? Dann würde ein unschuldiges Kind getötet, das doch nichts dafür kann!

Auch wenn wir bei der Zurechtweisung konsequent zu sein haben, auch wenn wir beispielsweise jemanden, der straffällig geworden ist, dazu bewegen, sich selbst anzuzeigen und vielleicht ins Gefängnis zu gehen, um sein Leben zu bereinigen, so dürfen wir nicht vergessen, dass Jesus uns angenommen hat und wir Seine Vergebung in Anspruch genommen haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir selbst Sünder sind, die begnadigt worden. Demzufolge haben wir kein Recht, uns über Andere zu stellen, sondern wir müssen wie der Zöllner aus dem Gleichnis bitten, dass der Herr auch und vor allem uns selbst gnädig ist. Im Vater unser Beten wir ja völlig zu Recht darum, dass unsere Schuld vergeben wird. Nicht umsonst heißt es im ersten Brief des Johannes, Kapitel 1, Vers 9 wie folgt: "So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." - Schon deshalb sollten wir liebevoll mit unseren Glaubensgeschwistern umgehen.


(Autor: Markus Kenn)


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