Langsam zur Rede



Bei dieser Bibelstelle erscheint es mir, dass Gott ausgerechnet an mich gedacht haben muss, als Er diese Verse Salomon zur Niederschrift eingegeben hat: Ich höre mir nämlich selbst unheimlich gerne zu, und der Vorteil eines Radios mir gegenüber ist, dass man Ersteres ausstellen kann. Oft habe ich alles andere als zu Unrecht gehört: "Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch und unser Markus die Sammlung sämtlicher Bibliotheken und Verlagshäuser!"

Dabei weiß ich aus eigener unliebsamer Erfahrung, dass man dabei nicht nur für Andere ziemlich nervig sein kann, sondern sich auch oft regelrecht um Kopf und Kragen redet. Oft genug - man verzeihe mir die recht saloppe Formulierung - hätte ich besser meine Klappe gehalten und die Devise beherzigt: "Vor Inbetriebnahme des Mundwerks ist das Gehirn einzuschalten!"

Worte sind schnell gesagt, und wie Hilde Domin es einmal in einem ihrer Gedichte ausdrückte, ist ein Messer besser als ein Wort, denn ein Messer trifft oft am Herzen vorbei, nicht aber das Wort. Und ein einmal gesprochenes Wort kann niemand zurückholen.

Die Chinesen drücken es in einem ihrer tiefweisen Sprichwörter so aus: "Zungen haben keine Knochen, können aber Knochen brechen!" - Deshalb ist es gut, darauf zu achten, was und wie wir etwas sagen. Worte können erbaulich sein, trösten, Konstruktives leisten. Worte sind es aber auch, die verletzen, die herunterziehen und mit denen Kriege und somit Tod und Verderben erklärt werden.

Aus diesem Grunde mahnt uns der Prediger Salomo, unsere Worte mit Bedacht zu wählen und nur überlegt zu reden. Bevor wir etwas versprechen, sollten wir uns genauestens überlegen, ob wir dieses Versprechen wirklich geben wollen und ob wir es überhaupt halten können. Es bringt doch nichts, wenn wir jedem alles versprechen und am Ende nichts einhalten. Das macht uns nicht nur unglaubwürdig, sondern versetzt uns ungemein in Stress: Am Ende haben wir nichts wirklich erledigt.

Darüber hinaus muss man nicht alles sagen, was man weiß, aber immer wissen, was man sagt und zu dem stehen können, was man in Worten von sich gegeben hat. Wer überlegt, bevor er spricht, der verzettelt sich nicht. Vor allem sollten wir nicht über Dinge reden, von denen wir nichts verstehen: Nichts ist so blamabel als wenn man Inhalte von sich gibt, die selbst Nichteingeweihte leicht als Humbug identifizieren können. Und Mancher, der mit Fremdworten protzen will, hat sich damit schon blamiert, weil er sie an total falschen Stellen eingestreut hat. Das führt dazu, dass einem am Ende niemand mehr zuhört und man selbst nicht mehr für ernst genommen wird.

Dummes Gerede gibt es doch eh schon genug, und die Gerüchteküche brodelt und braut sich so manch unhaltbare Behauptung zusammen, welche schon Existenzen und Familien zerstört haben. Mit scheinbar großen Worten am Stammtisch lassen sich keine Probleme lösen. Und oft führen bei Diskussionen die Worte und Inhalte um Lichtjahre am eigentlichen Problem vorbei.

Viele zeigen auch durch ihre Worte, dass sie zwar ein enorm großes Wissen haben und sehr belesen sind: Rechte Weisheit aber lassen sie vermissen, weil ihnen jede Menschlichkeit abgeht und Herzlichkeit für sie ein Fremdwort ist. Wer sich nur in Feststellungen auszudrücken weiß, nicht aber mehr zu fragen versteht, der hat seine Lernfähigkeit aufgegeben und treibt ab.

Unsere Worte sollten wir abwägen. Statt viel zu reden sollten wir uns bemühen, mit wenigen Worten viel auszusagen. Gleichzeitig tun wir gut daran, verlässlich in unseren Reden zu sein, also nicht Ja sagen und ein Nein tun oder umgekehrt. Jesus selbst hat uns ja dazu aufgefordert: "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel." (Matthäus 5, 37).

Seien wir sparsam mit unseren Worten und zugleich verlässlich, überlegt und immer konstruktiv. Dann haben wir die oben genannte Stelle von Prediger verstanden und umgesetzt.


(Autor: Markus Kenn)


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