Die zwölf Fluchworte



In diesen zwölf Fluchworten - so die Überschrift in der Lutherübersetzung von 1984 - stellt Gott klar, dass jedes Übertreten Seiner guten und vollkommenen Gebote negative Konsequenzen zur Folge hat. Wer sich zum Beispiel vom Gott der Bibel abwendet und sich an tote Götzen - z. B. in einer neuheidnischen Religion - wendet, der darf sich nicht wundern, wenn er nicht erhört wird.

Jede, aber auch wirklich jede Abwendung vom Gott der Bibel, führt zwangsläufig dazu, dass die Gottesfurcht und damit die Moral verloren geht und eine starke Entsittlichung stattfindet. Das finden wir in Deutschland wieder, in der kaum noch ein Politiker nach Gott fragt, geschweige denn noch den Zusatz der Eidesformel spricht: ".... so wahr mir Gott helfe!" Dieser Zusatz war vor zwanzig Jahren im Grunde noch selbstverständlich.

In Düsseldorf wurden an einem Gericht die Kreuze abgehängt, und es steht zur Debatte, ob man nicht die Kreuze wegen der Neutralitätspflicht des Staates aus allen öffentlichen Gebäuden, also aus allen Gerichten, öffentlichen Schulen, Ämtern, Behörden, städtischen Krankenhäusern und ähnlichem entfernen soll. Das aber ist nicht nur eine rein formale Entscheidung, sondern letztendlich eine grundsätzliche, grundlegende, geht es doch um nicht mehr oder weniger als um die Entscheidung, nach welchen Wertmaßstäben wir leben wollen.

Die Idee des Humanismus und anderer darauf bauender oder ohne den biblischen Gott auskommenden Weltbilder - seien sie weltlich oder religiös - gehen ja von der irrigen Annahme aus, der Mensch sei im Grunde seines Herzens gut, nur die Umstände machten ihn schlecht. Verbessere man die Bildung und die Umstände, so würde der Mensch nichts Böses tun.

Auch die sozialistischen Länder des Ostblocks hatten diese Ideologie, doch in ihrem Machtbereich erlebte man entsetzlichen Terror, Unterdrückung, Verrat und Verfolgung.
An der innerdeutschen Grenze und an der Mauer in Berlin wurden Menschen nur deshalb getötet, weil sie die DDR verlassen wollten, weil sie deren System nicht mehr ertragen konnten. Auf das Konto von Lenin und Stalin gehen letztendlich jeweils Millionen von Menschenleben.

Die 1968iger-Generation brachte den Terror der Baader-Meinhof-Gruppe und der RAF hervor: Die Terroristen kamen aus guten Häusern, waren gebildet, und das Wirtschaftswunder hatte einen ökonomischen Aufstieg und Wohlstand beschert wie es ihn zuvor noch nie gegeben hatte. Also ist die These des guten Menschen verkehrt und es beweist sich wieder einmal, dass jede Abwendung von Gott zur Entsittlichung bis hin zu einer Kultur des Todes führt.
Deshalb ist auch hier wie in den Zehn Geboten das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zuerst dargestellt, denn ohne eine echte Gottesfurcht gehen wir moralisch vor die Hunde.

Es geht aber auch darum, wie wir mit anderen Menschen umgehen; schließlich sind wir auf das Bild Gottes hin gebildet; wer sich gegen Menschen versündigt, versündigt sich zugleich und vor allem in erster Linie gegen Gott. Das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, ist dabei von entscheidender Wichtigkeit; wer seine Eltern in Zeiten von Krankheit, Not, Alter und Pflegebedürftigkeit alleine lässt, zeigt nicht nur einen schlechten Charakter, sondern wird auch für Andere nicht da sein, die in Not sind. Im zweiten der Fluchworte heißt es, dass wir unsere Eltern nicht verunehren sollen, was nicht nur bedeutet, dass wir ihnen die Ehre zu geben haben, sondern auch, dass unser Verhalten anderen gegenüber unsere Eltern ehren sollen. Was bedeutet dies?

Wenn ich mich schlecht benehme, wenn ich unehrlich bin, wenn ich üble Worte in den Mund nehme, dann verunehre ich meine Eltern, weil ich dadurch zum Ausdruck bringe, dass meinen Eltern meine Erziehung nicht gelungen ist. Bin ich aber höflich, zuvorkommend, ehrlich und hilfsbereit, dann schließen Menschen auf eine gute Kinderstube. Will sagen: Mein Benehmen hat auch Auswirkungen darauf, wie meine Eltern gesehen werden. Ein ethisch einwandfreies Verhalten ehrt zugleich meine Eltern, vor allem aber ehrt es Gott!

Zugleich sollen wir keine Grenzen verrücken, uns also nicht zum eigenen Vorteil verrechnen und unseren Nächsten dadurch betrügen. Natürlich ging es, als diese Fluchworte aufgeschrieben wurden, vornehmlich um die Grenzen von Äckern, Feldern, Weideflächen und Grundstücken, doch sie ist zugleich die Aufforderung zur absoluten Ehrlichkeit auch in anderen Bereichen: Ein Handwerker oder ein Mitarbeiter soll nicht mehr Stunden aufschreiben als er wirklich gearbeitet hat, und man soll als Mitarbeiter auch nicht mehr Spesen einfordern als man hatte bzw. hat. Als Kaufmann soll man korrekte Mengen abgeben und den korrekten Preis verlangen.

Blinde nicht irre zu führen, ist eine Anstandsregel, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Man soll keinen Schabernack auf Kosten von Wehrlosen betreiben, und es ist auch unanständig, über einen Tauben, der uns nicht hören kann, herzuziehen. Es schickt sich nicht, einen Menschen, der geistig eingeschränkt ist, als "Bekloppten" zu bezeichnen oder einem Rollstuhlfahrer die Hilfe im Fahrstuhl zu verweigern. Die Rücksicht auf Behinderungen und Schwächen anderer Menschen sind eine Frage des Anstandes, der Ritterlichkeit, der Ethik und der Menschlichkeit.

In diesem Bibelabschnitt werden die Rechte der Fremden, Witwen und Waisen ausdrücklich eingefordert; sie waren damals wehrlos, denn es gab keine Sozialfürsorge, und Fremde, die die Gepflogenheiten und die Sprache nicht oder nur sehr schlecht kennen, sind schon dadurch wehrloser als jemand, der alles versteht und die Sitten und Bräuche kennt. Dieser Personenkreis steht stellvertretend für die Schwachen und Wehrlosen, deren Rechte wir nicht beugen dürfen.

Vielmehr soll es für uns selbstverständlich sein, dort zu helfen, wo unsere Hilfe benötigt und willkommen ist. Eine Witwe in der Zeit ihrer Trauer zu trösten, einem Waisen ein väterlicher oder mütterlicher Freund sein, einem Fremden gastfreundlich aufzunehmen, gehört zu den Dingen, die viel Positives bewirken. Für die Ritter des Mittelalters, aber auch für die Könige und Kaiser war es eine Ehre, als Schützer der Witwen, Waisen und Schwachen zu gelten.

Vier der Fluchworte gehen auf die Sexualmoral ein. Diese Sexualmoral bedeutet, dass Sexualität in die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gehören, die weder mit dem Blute noch juristisch gesehen verwandt sind. Jeder andere Intimverkehr entspricht nicht der Schöpfungsordnung Gottes, doch ohne diese Ordnung kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Erst wenn die traditionelle Ehe in vollem Umfang geschützt ist, können gesunde Familien als Rückgrat der Gesellschaft entstehen und bleiben.

Zudem dürfen wir kein unschuldiges Blut vergießen, was bedeutet, dass wir niemanden verletzen oder gar töten dürfen: Das gilt für seelische und geistliche Verletzungen genauso wie für körperliche. Die Fürsorge für unsere Nächsten soll uns leiten, was bedeutet, dass wir auch in einem gewissen Maße dafür verantwortlich sind, ob es unseren Kollegen, Freunden, Kameraden und Nachbarn gut geht.

Die Einhaltung der göttlichen Gesetze muss uns in Fleisch und Blut übergehen. Dabei geht es allerdings nicht um eine falsch verstandene Gesetzlichkeit, die unbarmherzig ist und keine Vergebungsbereitschaft kennt; Jesus lebte uns ja vor, wie die Prioritäten richtig gesetzt sind. Dort, wo Handeln aus Gründen der Nächstenliebe geboten ist, ist eine solche Tat wichtiger als die Sabbatruhe. Als David die Schaubrote mit den seinen aß, war die Stillung des Hungers wichtiger als das Gebot, welches die Schaubrote ausschließlich zum Verzehr durch die Priester duldete. Gott hat uns den Verstand und das Gewissen, Sein Wort und das Gebet gegeben: Damit wissen wir ganz genau, was wir tun sollen.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden