Gläubig auf Probe?


Der 69jährige Kameramann Sven Kuntze begab sich auf Sinnsuche und war, so wie seine Dokumentation hieß, die am 31. Oktober 2011 in der ARD gesendet wurde, "Gläubig auf Probe". Dabei besuchte er ein Kloster, befasste sich mit dem Islam und war Gast in einer islamischen Familie, mit der er den Ramadan beging. Doch kann man wirklich gläubig sein auf Probe?

Sicher: Die oben genannte Dokumentation trifft den Zeitgeist, denn es scheint, dass man verschiedene Religionen und die in ihnen vertretenen Glaubensrichtungen einfach mal erproben kann und sich dann entscheidet, welche einem am Meisten zusagt. Aber beim Glauben handelt es sich nicht um eine Ware; der Glaube ist kein technisches Gerät, das man einmal ausprobieren kann, und wenn es den Bedürfnissen entspricht, die man hat, kauft man es. Ich kann Autos Probe fahren, nicht aber den Glauben.

Das heißt nicht, dass ich kritiklos das übernehmen soll, was man mir vorsetzt: Das wäre kein Glaube, sondern Leichtsinn und Verantwortungslosigkeit. Die Frage, die sich erhebt, ist, ob der Glaube ein tragfähiges, stabiles Fundament hat, welches in den Stürmen des Lebens Halt gibt. Halt in diesem Sinne bedeutet nicht die blinde Ergebenheit in irgendein Schicksal, das im Islam Kismet und im Hinduismus / Buddhismus Karma genannt wird. Wir haben eine Verantwortung sowohl für das, was wir tun als auch für das, was wir lassen.

Deshalb halte ich auch die Reinkarnationslehre für grässlich und unmenschlich: Gemäß dieser Lehre ist derjenige, der in Not ist, immer irgendwie selbst an seiner Situation schuld, auch wenn diese Schuld angeblich aus irgendwelchen früheren Leben resultiert. Wo bleibt dann das Mitgefühl? Jemand, der selbst schuld ist an seiner Situation, kann weniger Hilfsbereitschaft erwarten als jemand, der unschuldig in eine prekäre Situation kommt. Das ist auch der Grund, warum es im Buddhismus und insbesondere im Hinduismus so gut wie keine Sozialwerke gibt.

Und was will ich in einer Religion, in denen ich einen Gott oder viele Götter lange opfern muss, um sie milde zu stimmen? Solche Gottesbilder zeigen korrupte, käufliche Götter, die nur dann uns zugeneigt sind, wenn wir unsere Pflichten erfüllt haben. Was aber ist mit denen, die sich keine Opfer leisten können oder aber aufgrund von Krankheit oder Alter keine Wallfahrten oder andere Pflichtübungen erfüllen können? - Ein solches Gottesbild klammert Gnade vollkommen aus.

Da halte ich mich gern an Jesus Christus, der noch dem Häscher am Kreuz, der ehrlich bereute, zu sich in Sein Paradies, in Sein Königreich nahm. Der arme Lazarus konnte keinen Zehnten geben, denn er ernährte sich von den Brosamen, die vom Tische des Reichen fielen und welche er mit den Hunden teilen musste. Und auch der verlorene Sohn aus dem Gleichnis, der außer einem verprassten Vermögen nur noch Hunger und ein Leben in der Gosse vorzuweisen hatte, erfährt bei Christus dann Aufnahme, wenn er sich von Ihm ein neues Herz geben lassen will.

Auch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus zeigt, dass wir einen Gott haben, der nicht irgendwo entfernt über den Himmeln residiert und dem die Menschen pauschal egal sind. Nein, Gott hat sich selbst erniedrigt, in dem Er Seine Allmacht, Seine Herrlichkeit verließ und damit zeitweilig auf Seine Rechte als Gott und König sowie als Weltenrichter verzichtete. Ein solcher Gott interessiert sich wirklich für uns Menschenkinder.

Mehr noch: Er erschien zuerst den Hirten, und dann kamen die Weisen aus dem Morgenlande. Jesus ließ sich auf die Zöllner, die Sünder ein. Die Hure, die Ehebrecherin, die bereuten, fanden bei Ihm ebenso Aufnahme wie das kananäische Weib, das Ihn im Glauben für eine Wohltat bat. Der Hauptmann der römischen Besatzungstruppen erfuhr Jesu Liebe genauso wie Nikodemus, der Pharisäer, der sich wirklich für Seine Lehre interessierte und in der Nacht kam, um nicht aufzufallen.

Zudem lebte Jesus als Handwerker: Handwerker sind praktische Leute, bei denen Dinge zu funktionieren haben. Da ist keine Zeit für irgendwelche sinnlosen Hypothesen und überflüssiges Philosophieren. Die produzierten Waren und Dienstleistungen müssen Bestand haben. Das spiegelt sich auch im ganzen Denken eines guten Handwerkers wieder. Deshalb ist Jesu Lehre lebensnah und alltagstauglich. Seine Lehre ist erprobt: Er hat sie ja vorgelebt. Jesus zu haben, das genügt.


(Autor: Markus Kenn)


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