Die Jüngerinnen Jesu



In der damaligen Zeit war es an für sich nicht üblich, dass sich ein Mann in der Öffentlichkeit mit Frauen sehen ließ: In der damaligen jüdischen Wertvorstellung war es Frauen faktisch nur dann gestattet, das Haus zu verlassen, wenn sie Besorgungen wie das Wasser holen zu erledigen hatten. Auch das antike Rom hatte keine hohe Wertschätzung der Frau: Römische Gelehrte dachten sogar darüber nach, ob Frauen überhaupt eine Seele haben.

Im Grunde war es in der damaligen Auffassung skandalös, unsittlich und verwerflich, wenn sich ein Mann öffentlich mit einer Frau zeigte. Nichts desto trotz hatte Jesus keine Schwierigkeiten, sich mit Frauen zu zeigen. Selbst mit einer samaritanischen Frau sprach er öffentlich an einem Brunnen, und er verteidigte im Hause eines Pharisäers eine reuige Sünderin. Sogar vor eine Ehebrecherin stellte er sich, obwohl dies zur damaligen Zeit ein todeswürdiges Vergehen gewesen ist.

Dass sich Jesus mit Frauen zeigte, hat auch seinen Grund: Damit gibt er ihnen die ihnen zustehende Würde zurück und zeigt, dass Frauen keine Menschen zweiter oder gar dritter Klasse sind, auch wenn der Schöpfungsplan Gottes beiden Geschlechtern unterschiedliche Aufgaben auferlegt. Diese sind aber dazu da, dass beide Geschlechter sich ergänzen und einander helfen. Das hat im gegenseitigen Respekt und in gegenseitiger Achtung zu geschehen. Auch wenn beide Geschlechter nicht gleichartig sind, so sind sie doch gleichwertig.

Jesus sieht bei einem Menschen nicht auf den Stand, nicht auf dessen materiellen Besitztümer, nicht auf deren Rang und Namen, sondern auf deren Glauben. Deshalb erfüllte Er den Wunsch einer kanaanitischen Frau ebenso wie die eines römischen Hauptmanns, der als Nichtjude für unrein erklärt wurde.

Genauso, wie Jesus Männer heilte und von dämonischer Besessenheit befreite, hatte Er auch Seine Jüngerinnen geheilt. Das war auch der Grund, warum sie Ihm nachfolgten. Es war Dankbarkeit und die Einsicht, dass Jesus Heiland und Erlöser ist und es außerhalb Jesu Christi kein Heil gibt. Sie dienten Ihm in Hingabe, in Liebe und aus tiefster Überzeugung mit ihrer Habe. Mit ihrem Geld kauften sie sicherlich Essen für Ihn und Seine Jünger und sorgten sich ganz bestimmt auch um Seine Kleidung. Auch in Taten dienten sie Ihm, ganz gleich, ob sie kochten, backten oder Seine Wäsche besorgten.

Das ist ein gutes Vorbild auch für uns, unabhängig davon, ob wir Männer oder Frauen, Jungen oder Mädchen sind. Unterstützen wir Ihn mit unsere Habe? Wenn wir ein Evangelisationswerk unterstützen - und sei es auch mit "nur" ganz kleinen Beiträgen -, dann unterstützen wir Ihn bereits mit unserer Habe. Wir dürfen nicht vergessen, dass vor Gott das Wenige, das aus der Armut herausgegeben wird, mehr zählt als das Viele, welches aus dem Überfluss kommt, was allerdings nicht heißen soll, dass Reiche nicht mehr spenden sollten. Es ist nur die Frage, wie viel man geben kann und davon zu geben bereit ist.

Aber es geht ja nicht nur um unsere rein materielle Habe: Wir alle haben etwas, was wir einbringen können. Nicht jeder kann Geld oder Kleidung, Sachen oder andere Dinge spenden, weil er selbst gerade einmal das Allernotwendigste hat, doch mancher kann dennoch seine Zeit einbringen, seine Erfahrungen und Begabungen. Und oft kann es Hand in Hand gehen: So kann der Kleinrentner vielleicht beim Renovieren der Gemeinderäume helfen, und der Reiche, der keine Zeit hat und vielleicht dafür auch gar nicht begabt ist, dem Kleinrentner die Praxisgebühr zahlen. Beide dienen dann mit ihrer Habe der Sache des Herrn.

Die Jüngerinnen Jesu machten ja auch nicht viel Aufhebens darum, mit was sie Ihm dienten; sie taten es einfach. Auch wir können trotz aller unserer Begrenzungen, unserer Schwächen und unserer Fehler immer noch sehr viel tun für den Herrn. Der Herr selbst kann auch auf dem Mist unseres Lebens noch gute Früchte wachsen lassen. Er kann jeden von uns gebrauchen, auch wenn die Gesellschaft dies nicht meint. Auch wenn wir vielleicht niemals in einen Gemeindevorstand gewählt werden, wenn uns Kirchengemeinden trotz unseres ernstgemeinten Angebotes nicht haben wollen: Jesus hat mit unserem Angebot ganz sicher keine Probleme. Er gebraucht uns wie Er die Jüngerinnen gebraucht hat, was damals ja eigentlich - wie beschrieben - ein absolutes No Go war.


(Autor: Markus Kenn)


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