Reinschiff



"Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig."

Lukas 18, 9-13

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat.“

Epheser 4, 32

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern."

Matthäus 6, 13

"Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben."

Lukas 6, 37

"Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben."

Matthäus 6, 14-15

Reinschiff, so heißt das Stuben- und Revierreinigen bei der Bundesmarine, auch wenn man zu den "Landratten" zählt. Ironischerweise haben wir immer gesagt: "Wäre der Krieg ein großes Reinschiff, wir würden siegen!" Auf Sauberkeit und Gründlichkeit wurde nämlich großer Wert gelegt.

Das geht in Gemeinschaftsunterkünften ohnehin nicht anders: Gerade dort muss sehr viel Wert auf Hygiene gelegt werden. Dementsprechend streng sind natürlich die militärischen Vorgesetzten. Aber auch in der zivilen Gastronomie sowie in anderen öffentlichen Bereichen wie in Geschäften oder Produktion, die mit der Lebens- und Genussmittelherstellung und deren Vertrieb beschäftigt sind, achten Gesundheitsämter auf die strikte Einhaltung der Vorschriften.

Privat achten wir natürlich auch darauf, dass wir sauber sind: Wir waschen unsere Bekleidung, wir wechseln täglich unsere Unterwäsche, wir pflegen unseren Körper und unsere Zähne, wir reinigen das Treppenhaus, wir putzen die Treppe und unsere Wohnung und natürlich schrubben wir das Bad. Und unsere Infrastruktur sorgt dafür, dass der Schmutz unserer WC's gleich in entsprechenden Kläranlagen geleitet und der Müll regelmäßig entsorgt wird. Das verhindert bei uns Schmutzkrankheiten.

Doch es gibt eine Hygiene, die noch wichtiger ist als die oben beschriebene: Unsere Reinheit vor Gott! Und Gott kann das Böse, das Unreine, in Seiner Gegenwart nicht dulden und aufgrund Seiner Heiligkeit auch nicht ertragen. Deshalb heißt es in Habakuk 1, 13: "Deine Augen sind zu rein, als dass du Böses ansehen könntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen!" Anders ausgedrückt: Wir können mit dem Schmutz unserer Schuld vor Gott nicht bestehen! - Wie können wir dann trotzdem in den Himmel kommen?

Wie Johannes bereits in seinem ersten Brief schreibt, müssen wir vor Gott unsere Schuld bekennen. Es ist so wie im Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner: Der Pharisäer hat sich selbst auf ein hohes Ross gestellt und von seiner eigenen Gerechtigkeit geschwärmt, der Zöllner hingegen war sich seiner übergroßen Schuld bewusst und bat um Gnade. Deshalb ging der Zöllner auch gerechtfertigt nach Hause, der Pharisäer nicht.

Auch der Übeltäter, der rechts neben Jesus hing, erkannte, dass er schuldig war und Vergebung brauchte, die er auch erhielt, weil er darum bat, während der Verbrecher zur Linken Jesu uneinsichtig war und keine Vergebung erhielt. So steht in Lukas 23, 39-43: "Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein."

Hier zeigt sich das bestätigt, was Johannes in seinem ersten Brief schreibt, nämlich, dass wir unsere Sünde bekennen müssen. Es war der große Selbstbetrug sowohl des Pharisäers, der meinte, keine Sünde zu haben, als auch des Übeltäters, der noch sterbend am Kreuze die Ansicht vertrat, von Jesus keiner Vergebung zu bedürfen oder bekommen zu können. Wer seine Sünden wie der Pharisäer leugnet oder sie, wie heute allgemein üblich, zu relativieren versucht, der wird ein gewaltiges Problem haben, sobald er vor dem Richterstuhl Gottes steht. Auch wenn wir noch so viel Gutes tun, so können wir uns nicht von unserer Schuld frei kaufen. Es ist das Blut Jesu, dass uns reinigt, nichts anderes.

Aber wer Gott, wer Jesus, um Vergebung bittet, der darf eines nicht vergessen: Es kommt nicht nur darauf an, bereit zu sein, sich vergeben zu lassen und sich unter das Blut Christi zu stellen, sondern auch darauf, ob wir bereit sind, denen zu vergeben, die uns gegenüber schuldig geworden sind. Das fällt zugegebenermaßen schwer. Auch ich muss mich immer wieder überwinden, anderen zu vergeben. Wunden, die geschlagen worden sind durch die Schuld unserer Mitmenschen, tun weh. Ganz besonders Verbrechensopfer leiden oft viele Jahre und sogar bis an das Ende ihres Lebens unter den Traumatas eines Gewaltverbrechens. Gerade da ist Vergebung alles andere als leicht.

Und doch hilft uns Jesus dabei. Natürlich soll gerade ein Verbrecher verurteilt werden; er muss wissen, dass es so nicht geht. Wer eine Gefahr für sich und andere ist, der muss entsprechend mit Freiheitsentzug geahndet werden. Doch selbst da ist Vergebung wichtig, wichtig für uns selbst. Wer einem anderen vergeben kann, wirft große Lasten ab. Und derjenige, dem es gelingt, selbst einem Verbrecher, der an ihm schuldig geworden ist, zu vergeben, zeigt vor allem eigene Größe, sorgt aber gleichsam auch dafür, dass er an den verursachten Wunden arbeiten kann. Es erleichtert enorm, anderen zu vergeben.

Vor allem bewahrt es uns vor Rachegedanken, die uns unsere Energie rauben und schlaflose Nächte bereiten. In südlichen Ländern wie im ehemaligen Jugoslawien oder auf der griechischen Insel Kreta gab es lange Zeit die Blutrache. Diese sorgte dafür, dass Familienfehden oft über Jahrhunderte hinweg blutig ausgetragen wurden. Einer rächte den anderen, und die jeweils eine Familie musste sich vor der anderen fürchten. So kann Schuld weder verarbeitet noch kann das Böse so besiegt werden.

Vergebung zu erfahren und Vergebung zu geben ist eine große Gnade sowohl für unsere Erdenzeit als auch für die Ewigkeit. So können wir unser Leben vor Gott und damit auch vor den Menschen in Ordnung bringen und das große Reinschiff unseres Lebens erfolgreich ausführen.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden