Befreiung von Schuld



An welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade.

Epheser 1,7 (Luther 1912)

Ein Lied im höhern Chor. Gedenke, HERR, an David und all sein Leiden, der dem HERRN schwur und gelobte dem Mächtigen Jakobs: »Ich will nicht in die Hütte meines Hauses gehen noch mich aufs Lager meines Bettes legen, ich will meine Augen nicht schlafen lassen noch meine Augenlider schlummern, bis ich eine Stätte finde für den HERRN, zur Wohnung des Mächtigen Jakobs.« Siehe, wir hörten von ihr in Ephratha; wir haben sie gefunden auf dem Felde des Waldes. Wir wollen in seine Wohnung gehen und anbeten vor seinem Fußschemel. HERR, mache dich auf zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Macht! Deine Priester laß sich kleiden mit Gerechtigkeit und deine Heiligen sich freuen. Wende nicht weg das Antlitz deines Gesalbten um deines Knechtes David willen. Der HERR hat David einen wahren Eid geschworen, davon wird er sich nicht wenden: »Ich will dir auf deinen Stuhl setzen die Frucht deines Leibes.

Psalm 132, 1-11 (Luther 1912)

Es ist wohl wahr, was in den ersten beiden Versen des Psalms 132 gesagt wird: "Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist!" Von Sünde und Schuld belastet zu sein, ist eine schwere Bürde: Oft hat die eigene Schuld zu Neurosen und Psychosen geführt. Derjenige, der beständig von seinem Gewissen angeklagt wird, hat es schwer, ruhig zu bleiben. Wessen Gewissen nicht völlig abgestumpft ist, wird sich schwer tun mit der eigenen Schuld und nach Vergebung suchen.

Das Bewusstsein der eigenen Schuld verharmlost auch "kleine Sünden" nicht. Wenn wir ehrlich vor uns werden, dann müssen wir zugeben, dass auch unsere Not-, Bequemlich- und Höflichkeitslügen Schaden anrichten; wo gelogen wird, bleibt Vertrauen auf der Strecke. Darüber hinaus schaden wir uns mit jeder noch so kleinen, scheinbar harmlosen Sünde selbst, weil wir unser Bewusstsein für Recht und Unrecht einschläfern.

Doch wer sich irgendwann die Frage nach dem Lebenssinn stellt und sich klar wird, dass dieses unser irdisches Leben nicht alles sein kann, der weiß auch, dass er mit der eigenen Schuld vor Gott nicht bestehen kann, selbst wenn er hunderttausend Gründe der Entschuldigung und der Verharmlosung anzuführen vermag. Da in unsere Herzen die Ewigkeit gelegt ist, wissen wir, dass wir eines Tages mit unserer eigenen Schuld vor Gottes Richterstuhl Christi stehen werden. Da gibt es kein "So schlimm bin ich ja auch wieder nicht!" oder "Die Anderen tun das ja auch!" Unrecht wird nicht dadurch gut, dass es viele, vielleicht sogar die Allermeisten, genauso machen, und es ist keine Entschuldigung für unsere Schuld, dass Andere genauso oder noch schlimmer handeln.

Um Vergebung zu erhalten, müssen wir uns nicht nur eingestehen, dass wir uns nicht mit der Schuld der Anderen herausreden können, sondern vor allem, dass wir schuldig sind. Wer so handelt wie der Pharisäer aus dem Gleichnis, der sich selbst wegen seiner guten Taten und seiner Gesetzestreue lobt, wird sich ein um so strengeres Gericht zuziehen; jedenfalls ist er vor Gott nicht gerechtfertigt. Die Überzeugung des eigenen Gutmenschentums führt zu weiteren Sünden: Der des Stolzes und die des Selbstbetruges.

Wer sich selbst für gut genug hält, um in den Himmel zu kommen, handelt wie jener Pharisäer aus dem Gleichnis und stellt sich unverdienter- und arroganterweise über Andere. Vor allem stempeln diejenigen, die "auf unschuldig machen", Gott zu einem Lügner, der ja sagt, dass niemand von uns ohne Sünde ist. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir tagtäglich schuldig werden. Hier ist es die Büroklammer, die wir mitgehen lassen, da die kleine Lüge, dort ein ungerechtes Zeugnis wider unseren Nächsten. Und wer seinen Kindern die Geschichte vom Klapperstorch vorgaukelt, der die Babys bringt, hat schon gelogen, mag er es auch noch so gut meinen.

Hinzu kommen die vielen Unterlassungssünden: Wie oft sind wir nicht hilfsbereit? Wie oft sind wir unfreundlich und / oder ungerecht? Wie oft schweigen wir über eine Ungerechtigkeit oder stehen einem Schwachen nicht bei?

Wer aber zugibt, schuldig zu sein und Gott in Jesu Namen um Vergebung bittet, der wird Gnade erfahren, die Gnade der Vergebung genauso wie die Gnade der Veränderung. Dem, der selbst Vergebung erfahren hat, wird es zumindest leichter fallen, selbst zu vergeben. Damit wirft man nicht nur den Ballast der eigenen Schuld über Bord, sondern auch die unnötigen Lasten von Rachegefühlen und zerfressendem Hass. Wem die Schuld vergeben ist und selbst zu vergeben bereit ist, erfährt zugleich Erleichterung und gewinnt so Energien für eine gedeihliche Zukunft.


(Autor: Markus Kenn)


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