Überwinde das Böse mit Gutem



Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Fleißigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann. Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR.« So nun deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Römer 12, 17-21 (Luther 1912)

Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst und sind nackt und werden geschlagen und haben keine gewisse Stätte und arbeiten und wirken mit unsern eigenen Händen. Man schilt uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's; man lästert uns, so flehen wir; wir sind stets wie ein Fluch der Welt und ein Fegopfer aller Leute.

1. Korinther 4, 11-13 (Luther 1912)

Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet über den Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder der in ein fremdes Amt greift. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Fall.

1. Petrus 4, 14-16 (Luther 1912)

Paulus hat es in seinem ersten Korintherbrief richtig erkannt: Als Christen gehören wir zum Abschaum der Menschheit, als jedermanns Kehricht, denn schnell werden wir in die Ecke von Sektierern und Ewig-Gestrigen gestellt. Vorwürfe wie Islam- bzw. Homophobie gehören noch zu dem harmlosen Vorwürfen. Während man sich zu jeder Weltanschauung, zu jeder Glaubensrichtung, zu jeder Überzeugung bekennen darf und Applaus bekommt, erfährt man als Christ Schmähungen und wird ausgelacht. Wir werden verlästert und geschmäht. Die Tatsache, dass Christen zu der am meisten verfolgten Glaubensrichtung gehören, wird ignoriert.

Doch wir brauchen uns nicht zu schämen, wenn wir als Christen leiden und um Seines Namen willens geschmäht werden. Der Geist, der auf uns ruht, ist ein Geist der Herrlichkeit, weil Er der Geist Gottes ist. In diese Herrlichkeit werden wir eingehen und entschädigt werden für allen Spott, den wir erfahren haben. Und es ist allemal besser für Jesus zu leiden als dafür, dass man ein Mörder, Dieb oder Übeltäter ist. Wer für das Gute und Edle leidet, leidet unschuldig, während der, der für das Böse, das er getan hat, leidet, selbst schuld an eben diesem Leid ist. Wer unschuldig ist, hat ein reines Gewissen.

Zudem haben wir das Vorrecht, unsere Feinde zu lieben, für unsere Verfolger zu bitten und unsere Beleidiger zu segnen. Würden wir genauso hasserfüllt handeln wie sie, dann wären wir ihnen gleich, würden uns also auf dieselbe niedrige Stufe stellen wie sie. Wer aber liebt, wer nicht Scheltwort mit Scheltwort vergilt, durchbricht den Kreislauf des Bösen.
Dies lässt sich verdeutlichen an der unseligen Praxis der Blutrache, die auf Kreta noch bis in das späte 20igste Jahrhundert üblich war und in einigen Regionen auf dem Balkan heute noch teilweise üblich ist: Über viele Generationen hinweg brachte das Leid und Tränen über die Menschen. Hätte man das Prinzip der Vergebung gelebt, dann wäre weitaus weniger Blut geflossen, und statt destruktiver, fatalistischer Rachefeldzüge hätte man die Kraft in eine konstruktive, für alle Seiten fruchtbare Zusammenarbeit investieren können.

Wenn wir Böses mit Bösem vergelten, geben wir nicht nur unserem Feind, sondern auch dem Bösen selbst und damit den Mächten der Finsternis durch unser Handeln recht: Das aber kann und darf nicht unser Ziel sein. Durchbrechen wir aber das Böse, so geben wir dem Guten, Edlen und Wahrem Raum und helfen mit, dass sich das Heilige und Vollkommene entfalten kann. Schon in Sprüche 25, 21-22 steht das Folgende geschrieben: "Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir's vergelten."
Damit entziehen wir dem Feind die Grundlage seines Hasses.

Martin Luther King, der große Menschen- und Bürgerrechtler hat mit seinem gewaltlosen Widerstand gezeigt, dass man alles andere als wehrlos ist, wenn man Böses nicht mit Bösem vergilt; eben diese Gewaltlosigkeit war und ist die stärkste und effektivste Waffe im Kampf gegen das Böse. Einen Weißen, der ihn attackieren wollte, beschützte er vor den Übergriffen seiner schwarzen Gemeinde und lehrte Vergebung und Feindesliebe; jener Weiße wurde dadurch zu einem tapferen Mitkämpfer für die Rechte und die Gleichbehandlung der Schwarzen. Wäre er nicht ein grösserer Rassist geworden, wenn man ihn für seinen Angriff windelweich geschlagen hätte?

Vor allem ändern und verändern wir uns, wenn wir segnen statt verdammen: Wenn wir Menschen bleiben inmitten des Hasses, wenn wir Liebe inmitten der Lieblosigkeit üben, dann bringen wir ein Licht in die Finsternis. Was bringt es auch, sich über die Kälte in unserer Gesellschaft zu beklagen, wenn wir nicht Wärme bringen?

Wir können unsere Feinde nicht durch Hass und Rache verändern, wir können uns aber selbst durch Jesus verändern lassen, und wer sich auf die Veränderungen, die durch Christus bewirkt werden, einlässt, verändert so Vieles. Selbst das, was uns klein erscheint, hat oft eine große Wirkung: Wie klein ist die Schraube an der Ölwanne eines Autos, und wie groß und verheerend ist die Wirkung, wenn sie fehlt? So ist es auch mit einer guten Tat: Ein einziges Lächeln zieht auch seine Kreise. Letztendlich ist eine gute Tat - so unbedeutend sie auch im ganzen Gewirr der Weltgeschichte sein mag - unzählige Male besser, als alle guten Vorsätze zusammen. Das Aufhalten einer Tür, die Hilfe bei den Koffern im Zug verbessert die Welt ungleich mehr als alle Träume von großen Heldentaten, die ohnehin nicht begangen werden.

Das Böse durchbricht man nicht mit dem Bösen: Man kann keine Drogensucht damit besiegen, indem man von LSD auf Heroin umsteigt. Gerechtigkeit lässt sich auch nicht mit Lynchjustiz erreichen.
Jesus hat mit Seinen Forderungen recht. Folgen wir auch hier Seinem Rat: Es dient uns selbst zum Segen!


(Autor: Markus Kenn)


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