Zeige uns den Vater, Herr!


Die Jünger Jesu baten den Herrn, dass Er ihnen den Vater zeigt. Darüber lesen wir in Johannes 14, 8: "Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns." Dies ist die tiefe Sehnsucht, in eine lebendige Beziehung zu Gott, den Vater, zu treten. Haben wir diese Sehnsucht auch? Und pflegen wir diese Beziehung durch Gebet, Bibellese, Gottesdienstbesuch? Wie oft sind wir doch gleichgültig Gott gegenüber. Wir kümmern uns oft nicht um Ihn oder nur ganz selten. In Gott sehen wir praktisch eine Art Polizeistation oder eine Feuer- bzw. Rettungswache, an die man sich nur dann wendet, wenn die Katastrophe eingetreten ist.

Sicher möchte Gott uns helfen und tut das auch. Wir dürfen Ihn in allen Nöten erfahren, uns mit all unseren Sorgen und Ängsten an Ihn wenden. Doch was halten wir von einem Freund, der uns nur dann kennt, wenn er uns braucht? Es ist unfair, nur an Gott zu denken, wenn man Ihn gerade mal wieder braucht.

Wenn man den Vater sehen will, dann muss man sich mit Ihm beschäftigen, sich auch in guten Zeiten an Ihn wenden. Zum Bitten gehört das Danken, und wer von sich erzählt, tut gut daran, auch dem Anderen zuzuhören. Man lernt Gott nur durch Gebet, Bibellese und den Austausch mit anderen Christen wirklich kennen. Es ist so wie bei einem Fan: Es ist phänomenal, was Fans über ihre Fußballmannschaft, über ihr Sportidol, über ihren Lieblingsstar alles wissen; sie kennen oft sogar dessen Lieblingsfarben und dessen Lieblingsspeisen. Dafür lesen sie alles, was irgendwo in der Presse oder in irgendwelchen Büchern über ihn geschrieben wird, und sie schauen bzw. hören sich jede Sendung über dieses Thema an. Warum tun wir uns als Christen so schwer, uns über Gott zu informieren?

Auch die Jünger haben sich intensiv mit Gott beschäftigt: Sie hörten Jesus gut zu, sie baten Ihn, dass Er ihnen den Vater zeigt, sie stellten Ihm Fragen zu den Gleichnissen, sie beobachteten Seine Wunder, sie studierten die Schriften und bemühten sich um die rechte Auslegung. Diesem vorbildlichen Verhalten sollten wir auch folgen. Dafür können wir auf Jesus schauen, der Gott kund tat: "Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt." (Johannes 1,18) Jesus zeigt uns Gott, und wer Jesus kennt und sieht, der sieht zugleich Gott.

Jesus bringt uns das, was Er von Gott gehört hat: "Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt." (Johannes 8,26) Die Reden Jesu offenbaren uns also Gott und dessen Willen. Den Willen Gottes umzusetzen ist nicht nur der Sinn und die Grundlage unseres christlichen Lebens, sondern dient uns und unseren Nächsten zugleich als Segen.

Das, was uns Jesus sagt, kommt unmittelbar von Gott, dem Vater. Jesus lehrt uns also ungefiltert und ohne Schnörkel, was Gott von uns will. Gottes Wille, Gottes Reden werden durch Jesus offenbar. Jesus lässt nichts weg, und Er fügt nichts hinzu. Das, was Er sagt, stammt Eins zu Eins von Gott, dem Vater: "Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich." (Johannes 8,28)

Jesus zeigt uns, wie man den Willen Gottes umsetzt: Jesus hat ja niemals gesündigt, sondern stets den Willen Gott, des Vaters getan. Damit zeigt Jesus, dass Gott im Grunde nichts Unmögliches verlangt: Die Aufträge Gottes sind immer erfüllbar. Gott kennt auch unsere Grenzen, Schwächen, Einschränkungen. Er weiß, was Er uns zutrauen kann und was nicht. Deshalb stellt Er jeden an den Platz, an welchem der Einzelne Ihm, Gott, am besten dienen kann. So heißt es in Johannes 8,29: "Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt." Deshalb dürfen auch wir uns absolut sicher sein, dass Gott uns nicht im Stich lässt, wenn wir Seinen Willen tun, sondern immer bei uns ist und uns stärkt und in Versuchungen und Prüfungen beisteht.

Weil die Jünger Gott, den Vater, sehen wollen, erzählt Jesus alles, was Er bei Gott, dem Vater, gesehen hat. Er ist also unmittelbarer Augenzeuge, auf dessen Bericht wir uns absolut verlassen können. Doch bei jeder richtigen Kommunikation ist es wichtig, dass nicht nur einer spricht und etwas sagt, sondern dass es bei dem Empfänger auch ankommt. Es nützt nichts, wenn ein Arzt Medizin verschreibt und uns für die Einnahme derselben Anweisungen gibt, wenn wir uns eh nicht daran halten. Dann erfahren wir auch keine Heilung. Nur dann, wenn wir das tun, was Jesus uns aufgetragen hat, können wir Gott, den Vater, wirklich kennen lernen. Das meint auch der Vers 38 im achten Kapitel des Johannes: "Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt."

In Johannes 8,40 lesen wir: "Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, wie ich sie von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan." Die Menschen trachteten damals Jesus nach dem Leben, weil Jesus die Wahrheit gesagt hat. Die Wahrheit tut den Meisten weh, weil sie sich in ihrer Scheinwelt, in ihren Lügen und in ihren Halbwahrheiten eingerichtet haben. Wer dann die Wahrheit sieht, bemerkt, dass er sich verändern muss, wenn es richtig laufen soll. Das aber erscheint unbequem: Der Mensch ist zufrieden mit seinen Gewohnheiten, von denen er nur ungern ablässt. Doch Gott ist die Wahrheit, und die Wahrheit lässt sich nicht durch den Nebel der Lüge, durch die Dunkelheit und Finsternis der Täuschung erkennen. Wahrheit erkennt man nur durch Wahrheit. Wer Gott wirklich kennen lernen möchte, muss sich dieser Wahrheit aussetzen.

Aus Johannes 8,49 erfahren wir: "Jesus antwortete: Ich habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre meinen Vater, aber ihr nehmt mir die Ehre."
Die Menschen versuchen, vor der Wahrheit zu fliehen, müssten sie sich dann ja - wie wir gerade gesehen haben - verändern. Veränderungen aber sind den Menschen nicht lieb. Deshalb versuchen sie, die Wahrheit als Böse darzustellen und behaupteten, Jesus hätte einen bösen Geist. Dabei ehrte und ehrt Jesus Gott, den Vater.

Für uns stellt sich die Frage, ob wir Ausreden suchen oder Gott, den Vater, ehren wollen. Ehren können wir Ihm im Gebet. Aber auch unser Leben müssen wir so gestalten, dass es zum Lob und zur Ehre Gottes gelebt wird; ansonsten sind wir nicht glaubwürdig. Nur wer Gott durch Denken, Worte und Taten ehrt, kennt Ihn wirklich.

Wer Gott kennt, wird auch das Wort des Vaters bewahren. Das meine ich auch damit, wenn ich sage, dass wir Gott durch unser Denken, Reden und Handeln ehren sollen. So heißt es auch in Johannes 8,55: "Ihr kennt ihn nicht; ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen wollte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, wie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort." Wer Gott also wirklich kennt, der hält Sein Wort. Gottes Wort tut uns schließlich gut. Gott will ja auch, dass es uns gut geht. Handeln wir nach Seinem Wort, so werden wir gesegnet.

Für den, der Gottes Wort tut, ist es Tag. In Dunkelheit und Finsternis wandeln all jene, die Gottes Wort nicht tun, nicht danach wandeln. Die Welt entzieht sich um so mehr dem Willen Gottes: Deshalb wird alles dunkler um uns herum. Familien brechen auseinander, und es werden Gesetze beschlossen, die dem Willen Gottes widersprechen. Nutzen wir die Zeit aus, kaufen wir sie aus. Je früher wir anfangen, umso mehr können wir für Gott tun. So heißt es in Johannes 9,4 ganz richtig: "Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann."

In Johannes 11,41 lesen wir: "Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast." Es ist also bedrohlich, wenn wir Gottes Willen tun, doch Gott beschirmt und beschützt uns, Er erhört unsere Bitten, wenn wir Seinen heiligen Willen tun. Unsere Gebete wären "erfolgreicher", unsere Gebetserhörungen mehr, wenn wir in der Kenntnis des Vaters und damit in Seinem Willen leben würden.

Wir müssen auch bereit sein, für Gott das zu tun, was uns unangenehm ist. Wer Gott wirklich kennt, weiß, dass auch dies zum Segen dient. Sind wir bereit, den Kelch zu trinken, unsere Aufgabe zu erfüllen, unseren Auftrag zu erledigen, welche wir von Gott haben. Jesus hat das getan: "Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" (Johannes 18,11). Wer den Willen des Vaters tut, kommt in Sein Reich, in das ewige Haus des Vaters.

Jesus ist uns vorausgegangen und konnte sagen: "Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." (Johannes 20,17). Durch Jesus haben wir die Erkenntnis Gottes, und wenn wir in dieser Erkenntnis leben, dann ist Gott unser Gott und sogar unser Vater. Und seinen Vater kennt man. Dadurch, dass Jesus uns klar gemacht hat, dass Gott unser Vater ist, durch Sein Leben selbst hat Er uns den Vater gezeigt und der Bitte des Philippus (Johannes 1,18, siehe ganz oben) entsprochen.


(Autor: Markus Kenn)


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