Der Vorwurf der Gotteslästerung



Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, dahin die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte. Die Hohenpriester aber und die Ältesten und der ganze Rat suchten falsch Zeugnis gegen Jesus, auf daß sie ihn töteten, und fanden keins. Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch keins. Zuletzt traten herzu zwei falsche Zeugen und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen ihn bauen. Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester antwortete und sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch ich sage euch: Von nun an wird's geschehen, daß ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiteres Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört. Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig! Da spieen sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht.

Matthäus 26, 57-67 (Luther 1912)

Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus. Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den anderen austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gotteslästerungen, womit sie Gott lästern; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts. Denn sie sagten: Er hat einen unsauberen Geist.

Markus 3, 22-30 (Luther 1912)

Jesus, der Sohn Gottes, war dem Vorwurf der Gotteslästerung ausgesetzt, der schwersten Sünde überhaupt, ja, man unterstellte Ihm sogar Gotteslästerung. Dies wurde vor allem von der religiösen Obrigkeit vorgebracht, weil sie sich in ihren Ritualen, in ihrer Religiosität gestört und in ihrer Macht und Vorrangstellung gefährdet. Dabei lehrte Jesus mit Vollmacht und gab nur das weiter, was Er vom Vater gehört hat. Mehr noch: Jesus ist Gott selbst, derjenige, der den Glanz und die Glorie des Himmels verlassen hat, um uns zu retten.

Selbst im Schauprozess, dem man Ihm vor dem Rat machte, warf man Ihm Gotteslästerung vor; dabei hat Jesus die Wahrheit gesagt als Er antwortete, dass Er Christus, der Sohn Gottes ist. Die Hohenpriester kannten die Schriften sehr gut: Als Herodes die Schriftgelehrten fragte, wo denn das Kind, der König der Juden, geboren würde, wussten sie sehr wohl, dass die Zeit erfüllt war und Seine Geburt in Bethlehem statt gefunden hatte. Doch diese Erkenntnis brachten sie in keinem Kontext zur Realität, und sie erkannten den nicht, der als der Messias auf die Welt gekommen war. In der Blindheit ihres Herzens nannten sie Ihn, der Gott selbst ist, einen Gotteslästerer.

Heute sind die Menschen keinen Schritt besser: Kaum jemand nennt man Ihn direkt einen Gotteslästerer, doch Viele nennen Ihn einen von vielen Heilswegen, eine Alternative unter einer unüberschaubar anderen Alternativen und stempeln Ihn, der die Wahrheit ist, zum Lügner. Wer aber Gott einen Lügner nennt, der lästert Ihn. Im Grunde besteht kein Unterschied zu den neutestamentalischen Zeit, indem Menschen Jesu Wahrheit unglaubwürdig machen wollen.

An der Wahrheit aber kommt niemand vorbei. Eines Tages stehen wir vor Ihm, und dann werden sich unsere Knie beugen müssen vor dem, der alleine der Herr ist; dann stellt sich für einen jeden von uns die Frage, ob Er unser Retter oder Richter ist. Wer Ihm nicht glaubt, wer in Ihm nur einen von vielen Heilswegen sieht, für den wird Er der Richter sein, und es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

Für uns aber, die wir Ihn als unseren ganz persönlichen Retter angenommen haben, ist Er der Retter. Dank sei Gott, dem Vater in Jesu Namen.


(Autor: Markus Kenn)


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