Gott versucht uns nicht!



Nein, von Gott selbst kommen die Versuchungen nicht: Gott selbst kann auch nicht zum Bösen versucht werden. Der Teufel hat das zwar bei Christus Jesus versucht, doch gelungen ist es ihm nicht: Jesus hat nämlich allen Versuchungen widerstanden. So lesen wir in Matthäus 4, 1-11:

Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn......
(Luther 1912)


Deshalb ist es gut, wenn wir unter dem Schutz Jesu stehen, wenn wir Sein Blut, das Er für uns vergossen hat, für uns in Anspruch nehmen. Dadurch können wir den Versuchungen des Teufels widerstehen; vor allem können wir uns an Jesus selbst wenden: Weil Luzifer selbst in seinem Größenwahn Jesus versuchen wollte, weiß Jesus ganz genau, was Versuchungen sind; es ist kein theoretisches Wissen, sondern praktische Erfahrung. Unter Seinem Schutz also können wir der Versuchung widerstehen.

Das führt uns in die Selbstbeherrschung: Unsere Begierden reizen uns. Das sind nicht nur die sexuellen Begierden, sondern auch die Begehrlichkeiten, das haben zu wollen, was ein Anderer hat. Es ist im Grunde längst keine Sünde, wenn man sagt: "Mein Nachbar hat ein tolles Auto und ein schönes Haus: Ich möchte daran arbeiten, mir so etwas auch leisten zu können." Die Unrechtmäßigkeit fängt dort an, wo ich von Neid zerfressen werde und / oder unrechtmäßige Mittel anwende wie Betrug oder Diebstahl anwende, um dahin zu kommen. Begierden, die nicht beherrscht werden, gebieren die Sünde und diese den Tod.

Das können wir in der heutigen Zeit bedauerlicherweise sehr gut beobachten: Viele Menschen sind zu Egoisten geworden; kaum noch einer möchte sich sozial engagieren. Jeder kennt seine Rechte, was ja auch an sich in Ordnung ist, aber keiner kennt mehr seine Pflichten, und dies ist nicht mehr in Ordnung. Unsere Sexualmoral ist derart zerstört, dass mir dazu nur noch Kraftausdrücke einfallen. Versicherungs- und Sozialbetrug gehören genauso zu den Kavaliersdelikten wie Steuerhinterziehung und Ladendiebstahl: Diese Liste lässt sich beliebig weiter führen.

Aber schauen wir einmal in die Augen der Menschen: In ihnen liest man eine tiefe Leere; die Augen - von einem Dichter einmal als der Spiegel der Seele beschrieben - sagen nichts mehr. Die Menschen atmen, ihr Herz schlägt, ihr Kreislauf funktioniert, die Nieren arbeiten, die Hirnströme lassen sich messen: Trotzdem sind sie tot. Das eigentliche, sinnvolle Leben ist in Begehrlichkeiten und Sünden begraben.

Wenn ich aber in die Augen von Christen schaue, dann sehe ich Lebendigkeit, obwohl sie auch oft sehr tiefes Leid durchleben müssen: Auch als Christ bin ich nicht vor Trauer und Krankheit geschützt, auch als Christ betrifft mich Langzeitarbeitslosigkeit, auch als Christ kann ich von Depressionen heimgesucht werden. Das Leben mit Christus hier in dieser Welt ist keine Garantie für eine glatte Zukunft, sie ist die Garantie für das ewige Leben, für das Leben mit Ihm in Seinem Königreich, wo es nur Freude gibt und Glück.

Dennoch erleben wir hier sehr viel Gutes: Gott schenkt Freunde, Glaubensgeschwister, Kraft. Ich selbst schlage mich zwar leider immer noch mit Arbeitslosigkeit herum, und doch weiß ich, dass Gott mein Bemühen sieht und mich auch in dieser Situation gebraucht. Für Ihn gibt es keine unsinnigen Situationen und keinen Menschen, der unbrauchbar wäre. Gott kann das Kind genauso gebrauchen wie den Greis, den Ausgestoßenen genauso wie den Beliebten, den Mann genauso wie die Frau, den Armen genauso wie den Reichen. Es gibt selbst in meiner Lebenssituation weitaus mehr, wofür ich Gott danken kann als was ich zu beklagen hätte, selbst wenn ich beim Danken äußerst fantasielos wäre und dafür beim Klagen äußerst kreativ. Will sagen: Gott lässt keines Seiner Kinder je im Stich.

Als Erstlinge Seiner Geschöpfe dürfen wir Ihm vertrauen und wissen, dass wir Ihm wichtig sind. Ergreifen wir Seine Hand: Dann sind wir auch in den Wechselfällen unseres Lebens auf der sicheren Seite.


(Autor: Markus Kenn)


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