Jesus - der gute Hirte



Als ich noch ein Junge war, da zogen ab und an Schafherden durch das Dorf, in dem ich groß geworden bin. Für mich und meinen Schulfreund war das immer ein sehr interessantes Erlebnis: Irgendwie brachte die Herde für einige Zeit den Verkehr zum Erliegen, doch niemand regte sich auf. Ein oder zwei Hunde sorgten dafür, dass die Herde nicht auseinander driftete, sondern in einer Art chaotischen Ordnung weiter zog. Wenn sie dann ihre neue Weide erreicht hatten, dann herrschte eine romantische Ruhe; auch die Hunde konnten sich erholen. Der Blick des Schäfers aber blieb wach, denn er sorgte dafür, dass keines der Tiere verloren ging oder auf andere Art in Gefahr geriet.

In der Bibel wird uns von König David berichtet, der die Herden seines Vaters bewachte und verteidigte: Dabei bewies David - selbst noch ein Knabe - sehr viel Mut und sehr viel Verantwortung: Er kämpfte mit Löwen und, wenn es sein musste, auch mit Bären. Das war für einen Menschen selbst lebensgefährlich.

Zu der Zeit, in der Jesus in Seiner menschlichen Gestalt und damit als kleiner Säugling auf die Welt kam, hatten die Hirten einen sehr schlechten Ruf: Im nahen Osten haben schon immer Menschen gelebt, für die Reinlichkeit ein hohes Gut war. Hirten hatten jedoch nicht die Möglichkeit einer regelmäßigen oder gar gründlichen Körperpflege; zudem war ihr Beruf körperlich sehr anstrengend, eine schweißtreibende Arbeit besonders in der Hitze einer Wüstenregion. Deshalb rochen sie sehr stark. Aus diesem Grund hatten sie einen sehr schlechten Ruf, und es hat bestimmt auch weitere Gründe gegeben, die berechtigt oder auch nicht den Leumund eines Hirten untergruben. Dennoch wird Jesu Geburt zuerst den Hirten kund getan, womit Gott zum Ausdruck bringt, dass Er an den übel Beleumdeten, an den Ausgestoßenen und Ausgegrenzten, an den Gestrandeten und Gescheiterten genauso interessiert ist wie an den Menschen mit gutem Ruf, einwandfreien Lebenswandel, guten sozialen Verbindungen, angesehenen Berufen und einem geregelten Leben.

Dass Er - Jesus - den Hirten erst kund getan wurde, hat wohl auch seinen Grund darin, dass die Hirten ein wenig "Berufskollegen" von Jesus gewesen sind: Jesus ist nämlich selbst Hirte, und Er nennt uns, Seine Jünger, Schafe. Damit macht Er uns allerdings kein Kompliment: Während Hunde, Katzen, Pferde, Rinder und Esel ihren Stall, den Ort also, wo es warm und sicher ist und wo man Futter bekommt, ganz von alleine wieder finden, brauchen Schafe jemanden, der sie führt: Alleine finden sie nie den Weg nach Haus, sondern gehen in die Irre.

In geistlicher Hinsicht ist das bei uns ja auch nicht anders: Was probieren Menschen alles aus, um Ziel und spirituelle Antworten zu finden: Yoga, Reiki, Horoskope, Pendel und Geisterglaube sind solche fehl geleiteten Versuche, die Sehnsucht nach Spiritualität zu stillen, auch wenn es die Menschen hier vielleicht nicht ganz so bewusst machen wie bei der Hinwendung zu Gurus, Sektenverführern oder der Hinwendung zu fernöstlichen Religionen wie dem Hinduismus und dem Buddhismus. Doch hier bleiben die Antworten unbefriedigend.

Buddha, dem auch immer mehr Europäer folgen, hat auf seinem Sterbelager zugeben müssen: "Ich habe es nicht geschafft!" - Auf dem Sterbebett belügt man sich nicht mehr; damit ist Buddhas letzter Satz eine Bankrotterklärung seines Lebens und seiner Philosophie.
Wie viel besser sind wir da mit Jesus dran, dem guten Hirten, der uns Antworten gibt, der unseren geistlichen Hunger und geistlichen Durst als Brot und Wasser des Lebens stillt und uns zu den vollen Weiden führt, die uns ein sinnvolles Leben geben in Tugendhaftigkeit! Wie die Schäfer, die ich als Knabe ihre Herden zu den Weiden treiben sah, so führt uns Jesus zu den Weiden, auf denen wir wirklich gesättigt werden. Und wie der Schäfer, der abends seine Herde zurück in den Stall bringt, so bringt uns Jesus am Ende unseres Erdenlebens zurück in das Haus des Vaters, wo wir für immer bleiben können und dürfen.

Wir als Seine Jünger hören Seine Stimme und kennen Ihn. Das ist auch gut so. Anders wie der Teufel, der nicht durch die Tür kommt und uns in die Irre, ins Verderben führen will, weiß Jesus um unsere Bedürfnisse, um das, was wir brauchen. Hier fällt mir eine Szene ein, die ich als Bub bei den Schafherden einmal sah: Schafe gehen auch auf ihren Hirten zu und lassen sich streicheln. Sie haben volles Vertrauen in ihren Hirten, auch wenn sie vor Fremden zurück gehen. So, wie die Schafe eines Schäfers dürfen wir uns an Jesus vertrauensvoll wenden mit allem, was uns auf der Seele brennt, mit unseren Hoffnungen und Träumen, aber auch mit unseren Ängsten und und Sorgen. Niemand kann uns aus Seiner Hand reißen, niemand von Seiner Liebe trennen.

Das wird an Folgendem deutlich: David, der spätere König von Israel, setzte sein Leben für die Herden seines Vaters aufs Spiel, Jesus aber starb sogar für uns, damit wir frei werden von der Knechtschaft der Sünde. Doch Jesus blieb nicht im Grab, Sein irdischer Körper verweste nicht, sondern Er besiegte am dritten Tag den Tod: Jesus stand von den Toten auf und lebt. Deshalb hat unser Feind, der Teufel, verloren; er musste die Schlüssel zur Hölle Jesus übergeben, was nichts anderes heißt als dass der Teufel seine bedingungslose Totalkapitulation für immer und ewig akzeptieren musste. Deshalb müssen wir uns vor den dämonischen Wölfen, vor den Raubtieren der Finsternis nicht fürchten.
Hierzu passt Psalm 23 sehr gut, mit dem ich diese Kurzandacht abschließe:

"Ein Psalm Davids.
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln....


(Autor: Markus Kenn)


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