Im Verborgenen tun



Die Pharisäer und Schriftgelehrten trugen ihre Frömmigkeit öffentlich zur Schau und verrichteten in der Öffentlichkeit zum Schein lange Gebete. Auch heute erleben wir Ähnliches, und PR-Agenturen leben davon, dass Firmen und Prominente nach dem Motto handeln: "Tue Gutes und rede darüber!" Davon aber soll das Verhalten eines Christen nicht geprägt sein.
Natürlich: Wenn jemand auf der Strasse liegt und erste Hilfe braucht, dann können wir nicht daran vorbeigehen und dürfen nicht nach der Devise handeln: "Es könnte ja jemand sehen, dass ich Gutes tue!" Der Samariter aus dem Gleichnis hat den Überfallenen auch geholfen, obwohl er gesehen werden konnte, aber darum ging es ihm nicht; es ging ihm darum, dem Verletzten zu helfen so gut er konnte.

Wenn ich einem behinderten Menschen in den Zug oder in den Bus helfe, wenn ich für eine ältere Dame oder einen älteren Herrn auf meinen Platz verzichte, wenn ich jemanden Helfe, schwere Taschen oder Koffer zu tragen, dann werde ich auch gesehen, aber ich soll nicht nach dem Motto handeln: "Schaut mal, was ich für ein toller, guter, ritterlicher, edler Mensch bin!" Es soll mir darum gehen, hilfsbereit zu sein und Nächsten- sowie vor allem Gottesliebe zu leben.

Viele Dinge lassen sich auch im Verborgenen machen und das ist auch besser so. Wenn wir jemanden aus einem Engpass heraushelfen, wenn wir irgendjemanden, der sich vielleicht nicht selbst Kleidung oder Essen kaufen kann, unterstützen, dann wäre es dem Betreffenden doch peinlich, wenn das die ganze Welt sähe. Uns ginge es, wenn wir ehrlich sind, da genauso. Vor allem möchten wir ja auch nicht von dritter, vierter, fünfter Stelle hören, was wir gesagt haben, wenn wir einmal unsere Frust von der Seele geredet haben. Weiß aber mein Gegenüber, dass das, was er mir anvertraut, auch bei mir bleibt, dann weiß er zugleich, dass ich diskret und vertrauenswürdig bin.

Gleiches lässt sich über das Beten sagen: Wenn ich bete, dann soll ich nicht auf dem Markt laufen, damit alle Menschen sehen, wie fromm ich doch bin. Es geht beim Beten ja nicht darum, wie ein Straßenkünstler einen gewissen Unterhaltungswert abzuliefern, sondern darum, mit Gott Kontakt zu pflegen. Das schließt nicht aus, in einem Restaurant vor dem Essen zu beten, doch soll es dabei um den Kontakt mit Gott, um den Dank an Gott, um das Gotteslob gehen.

Beten wir im Verborgenen, beten wir in unserem Kämmerlein, dann geben wir Gott die Ehre, dann sind wir konzentrierter und mehr bei der Sache. Dann geht es uns wirklich um die Ehre Gottes, um Kontakt mit Ihm. Dann machen wir uns keine Gedanken, ob wir damit einen guten oder schlechten Eindruck bei den Menschen hinterlassen, sondern geben Gott die Ehre.
Im Verborgenen zu handeln, das hat ein guter Bekannter von mir bestens verstanden; es ging ihm nie um die eigene Ehre. Ich vergesse nie, was er einmal sagte, als ich mich bedanken wollte: "Lass gut sein: Beweihräuchern kann ich mich auch selbst. Wennste dich bedanken willst, dann bedanke dich beim Herrn und hilf ebenfalls anderen."


(Autor: Markus Kenn)


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