Der Mittler des neuen Bundes


"Hauptgedanke über dem, das gesagt wird, ist: Wir haben einen solchen Hohen Priester, der sich setzte zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, einen Dienstleistenden des Heiligsten und des wahren Zeltes, das der Herr aufstellte und nicht ein Mensch; denn jeder Hohe Priester wird bestellt, um Gaben und Opfer darzubringen, weshalb es notwendig war, dass auch dieser etwas darzubringen habe; denn wenn er in der Tat auf der Erde wäre, wäre er kein Priester, da es die Priester gibt, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen, welche Darstellung und Schatten der himmlischen Dinge den aufgetragenen Dienst tun entsprechend der Weisung, die Mose erhielt, als er daran ging, das Zelt zu erstellen, denn: „Siehe zu,“ sagt er, „dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt wurde.“ (Vgl. 2M 25,40.)
Nun hat er aber einen um so viel vorzüglicheren Dienst erlangt, als er auch Mittler eines besseren Bundes ist, welcher auf bessere Verheißungen hin eingesetzt worden ist; denn wenn jener, der erste, frei von Tadel wäre, würde nicht Platz gesucht für einen zweiten, denn tadelnd sagt er zu ihnen:
„Siehe! Es kommen Tage, sagt der Herr, und ich werde für das Haus Israels und für das Haus Judas einen neuen Bund abschließen, nicht dem Bunde entsprechend, den ich ihren Vätern machte an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten zu führen, weil sie nicht blieben in meinem Bunde, und ich achtete ihrer nicht, sagt der Herr, weil dieser der Bund ist, mit dem ich mich dem Hause Israels verbünden werde nach jenen Tagen, sagt der Herr: Ich gebe meine Gesetze in ihr Denken, und auf ihre Herzen werde ich sie schreiben. Und ich werde ihnen zum Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein. Und es wird keiner seinen Nächsten lehren und keiner seinen Bruder und sagen: Kenne den Herrn!, weil alle mich wirklich kennen werden, vom Kleinen unter ihnen bis zum Großen unter ihnen, weil ich ihren Ungerechtigkeiten barmherzig sein werde, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten gedenke ich nicht mehr.“ (Vgl. Jer 31,31-34.)
In der Aussage: „einen neuen“, hat er den ersten zu einem alten gemacht. Aber was alt und altersschwach wird, ist dem Verschwinden nahe."

Hebräer 8, 1-13
Üsg.: Thomas Jettel u. Herbert Jantzen

In Jesus haben wir einen Hohenpriester, dessen Würde und Stellung unbeschreiblich hoch ist: Er sitzt zur Rechten des Vaters im Himmel, dessen Majestät wir nicht einmal erahnen können. Da Gott dreieinig ist, also aus den Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist besteht, hat auch Jesus diese unvorstellbare Majestät, Größe und Macht. Damit steht Er über dem Priestertum von uns Menschen, da wir Menschen sündig und fehlbar sind: Jesus aber ist nicht nur Mensch, sondern auch und vor allem Gott und damit unfehlbar und trägt nicht die geringste Sünde in sich. Deshalb konnte Er das Erlösungsopfer bringen.

Dadurch ist Er zum Mittler des neuen, besseren Bundes geworden: Wir Menschen schaffen es nicht, durch die Werke des Gesetzes gerecht zu werden. Niemand von uns kann sich davon frei sprechen: Wir alle haben irgendwann einmal gelogen, ein unwahres Zeugnis über einen Anderen abgegeben, hatten böse Gedanken z. B., sagten unsittliche Worte, fluchten. Selbst die gesetzestreuen Pharisäer, die sehr penibel auf die Einhaltung sämtlicher Gebote achteten, schafften es nicht, den Forderungen Gottes gerecht zu werden. Daher brauchen wir Gnade, also Begnadigung.

Gott schloss mit uns durch Christus Jesus einen neuen Bund.
Jesus kommt mit unserer Bekehrung in unser Herz; dadurch kann Er uns verändern. Das Gesetz als solches kommt also in unser Herz. Jetzt ist die Einhaltung von Gottes Forderungen nicht mehr bloße Pflichterfüllung wie bei den Pharisäern, sie ist jetzt nicht mehr das bürokratische und seelenlose Festhalten an Vorgaben wie bei Krämerseelen, es ist nicht jene technokratische Umsetzung von Gebrauchsanweisungen, die kalt werden lässt, sondern geschieht aus Überzeugung, aus Liebe. Es macht einen Unterschied, ob ich aus Liebe jemandem helfe oder weil es zu meinen vertraglichen Pflichten gehört. Eine Arzthelferin, die mir den Blutdruck misst, weil ihr Chef eine solche Anweisung gibt, wirkt kühl, eine Arzthelferin, die dasselbe tut nur mit dem Unterschied, dass sie um das Wohlergehen des Patienten besorgt ist, wirkt dagegen warm; Letzterer bringen wir weitaus grösseres Vertrauen entgegen, weil sie den Sinn dieser Anweisungen versteht und weiß, dass sie richtig sind.

Durch Jesus erfüllen wir die Forderung Gottes: "Erkennet den Herrn!" (Hebräer 8, 11). Die Erkenntnis des Herrn ist zugleich der Anfang der Weisheit: Wir haben dann nicht nur das Wissen über die Gebote, sondern das Verständnis derselben. Es ist vergleichbar mit unseren staatlichen Gesetzen und Vorschriften: Wir können alle z. B. das Bürgerliche Gesetzbuch, das Strafgesetzbuch, das Handelsgesetzbuch, die Zivil- und die Strafprozessordnung auswendig lernen, doch haben wir damit ihre Anwendung verstanden? Es ist auch vergleichbar mit dem auswendig lernen von Formeln: Wir mögen sämtliche mathematischen, physikalischen und chemischen Formeln auswendig können, doch nur das Verständnis derselben ermöglicht es uns, sie richtig umzusetzen. Etwas zu wissen bedeutet ja noch nicht, etwas verstanden zu haben.

Durch das Verständnis also werden wir zu wirklichen Anwendern, und wir wissen auch, die Prioritäten richtig zu setzen. Weil Gott Sein Gesetz durch die Mittlerschaft Jesu in unser Herz und in unseren Sinn gegeben hat, können wir Situationen richtig einschätzen und unsere Entscheidungen am Willen Gottes ausrichten. Damit sind wir keine einfachen Befehlsempfänger, die mechanisch und automatisch das tun, was ihnen gesagt wird. Wir sind also keine Sklaven, sondern Kinder Gottes. Kinder sind in der Familie eingebunden und können, wenn sie die dafür notwendige Reife erlangt haben, Verantwortung übernehmen. Der neue Bund durch Christus Jesus macht uns damit zu Miterben. Wir sind also nicht Knechte, sondern Söhne und Töchter Gottes. Dadurch ist Er unser Gott, und wir sind Sein Volk.

Als Sein Volk sind wir zugleich der Leuchtturm in dieser dunklen Welt und dürfen das Licht hinaustragen. Gegenüber der Welt haben wir alle den Vorteil, dass wir Mitbürger Seines Reiches sind, dass wir den Herrn nicht mehr erkennen müssen, sondern bereits erkannt haben. Das ist ein großer Schatz, den wir nicht von der Hand weisen dürfen. Gleichzeitig dürfen wir als Christen unsere Möglichkeiten nicht unterschätzen: Als Sein Volk haben wir Gemeinsamkeit, haben wir dieselbe himmlische Staatsangehörigkeit; zusammen sind wir eine große Familie, die um so stärker ist, je mehr sie zusammen hält.

Dabei dürfen wir auf Jesus schauen: Er ist der Weg und zugleich das Ziel, der Mittler, dem wir vertrauen können. Haben wir gesündigt, dann ist Er zugleich unser Anwalt, der vor unserem Vater für uns eintritt und dafür sorgt, dass uns vergeben wird. Preisen wir Jesus und ehren Ihn ob Seines großen Amtes.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden